Streichelzoo in LindenthalKölner Schafe locken sogar Scheichs
- Förderverein des Tierparks hat neuen Vorsitzenden – Rallyes für Kinder geplant
Köln-Lindenthal – Ja ist denn schon wieder Karneval? Diese Frage stellte sich Heribert Resch, als er kürzlich vier Männer mit bodenlangen weißen Gewändern durch den Tierpark schlendern sah. Dann bemerkte er ihren Dolmetscher und ihm war klar, dass es sich um „echte“ Scheichs aus dem Orient handelte. Seit Resch und andere Bürger vor 18 Jahren den Förderverein des Lindenthaler Tierparks gegründet haben, hat sich der Kölner „Streichelzoo“ zur Touristenattraktion gemausert. Nach fast zwei Jahrzehnten als Vorstandsvorsitzender hat Heribert Resch sein Amt nun abgegeben. Ein nach ihm benannter Weg soll im Tierpark künftig an sein Engagement erinnern. Das Schild ist ein Abschiedsgeschenk der anderen Mitglieder. Zu seinem Nachfolger haben sie den Lindenthaler Martin Gallhöfer gewählt. Er möchte fortsetzen, was Heribert Resch im Jahr 2000 begonnen hat.
Damals hätte fast das letzte Stündlein des Lindenthaler Tierparks geschlagen. „Die Stadt wollte ihn schließen“, erzählt Resch. „Er war völlig heruntergekommen. Die Zäune waren nicht mehr in Ordnung. Die Tiere büxten aus. Die Stadt bekam Anrufe, mit denen sich Lindenthaler darüber beschwerten, dass das Damwild in ihrem Vorgarten stehe und die Blumen frisst..“ Doch das Ende des mehr als hundert Jahre alten Tierparks wollten Resch und seine Mitstreiter nicht hinnehmen. Sie gründeten einen Förderverein und überzeugten die Stadt davon, den kleinen Zoo weiterzubetreiben.
Mehr als eine Million Euro investiert
„Wir haben die laufenden Kosten für die Tierhaltung übernommen, wie Futter, Abfallentsorgung, Tierarztkosten“, erzählt Resch. Es läpperte sich. „Im Laufe der Jahre hat der Förderverein mehr als eine Million Euro in den Tierpark gesteckt“, so der Ex-Vorstandsvorsitzende. Das Ergebnis lässt sich sehen: Im Park gibt es Gebäude für das Personal und für Versammlungen, eine Werkstatt, Unterstände für die Geräte, Ställe, Holzhütten, wo Kitagruppen ihre Pausenbrote essen können, Zäune mit Schutzvorrichtungen und Toiletten, die im vorigen Jahr für 120.000 Euro an die Kanalisation angeschlossen wurden. Der Förderverein zahlte die Arbeiten bis an den Rand des Parks, Kostenpunkt 80 000 Euro. Den Rest übernahm die Stadt.
Die Hauptattraktion sind natürlich die Bewohner. Das Damwild haben Resch und sein Team allerdings von ehemals 40 Tieren auf einen Grundstock von 25 reduziert. „Mehr gibt die Anlage nicht her“, kommentiert Resch. Dafür hat der Verein zu den Texelschafen noch Zackel-, Soay- und Kamerunschafe gesellt und die drei schottischen Hochlandrinder Lotta, Lilly und Mariechen – Patentochter der Roten Funken – angeschafft.
An die fünf Esel kam Resch per Zufall. Er las in der Zeitung, dass ein Bauer eine neue Bleibe für ein Eselpaar suchte, spanische Zuwanderer mit den Namen Pablo und Dolores. Die beiden bekamen Nachwuchs, selbst dann noch, als der Verein glaubte, Pablo sei durch einen Hormonchip nicht mehr zeugungsfähig. „Malörchen“ lautet demnach der Name des unterwarteten Eselnachwuchs. Dazu kommt jede Menge Federvieh.
„Das ist ein kleines Paradies“, schwärmt Heribert Resch. Und es ist ein ziemlich großes Tierreich, auf das Gallhöfer achten muss. „Man muss natürlich ein naturverbundener Mensch sein, um so etwas zu tun“, sagt er. Gallhöfer ist wie Resch Jäger und bereits seit zehn Jahren Mitglied im Förderverein, zuletzt auch im Vorstand. Für das anspruchsvolle Ehrenamt hat der 68-Jährige jetzt ein wenig Zeit. Sein Sohn unterstützt ihn neuerdings bei der Leitung seiner Baustoffhandel- und Fußbodenfirma.
Der Vater widmet sich neuen Zielen: „Ich möchte, dass der Tierpark in so einem guten Zustand bleibt, wie er es jetzt ist.“ Mit Resch hat er noch etwas ausgeheckt: „Wir möchten Rallyes veranstalten, die den Besuch für Kinder noch interessanter machen“, sagen die beiden. Gerade ist Gallhöfer wieder einer großen Kindergruppe begegnet. Ihr Begleiter, ein älterer Herr, fragt ihn nach dem Weg zum Park. „Sie kamen aus Dubai“, schildert der neue Vereinschef. „Der Tierpark war als Tipp für Touristen im Internet genannt.“