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„Gerettete“ LebensmittelNeuer Laden von „The Good Food“ in Köln-Sülz eröffnet

Lesezeit 3 Minuten
Klaski mit einem geflochtenen Korb mit Gemüse

Gründerin Nicole Klaski vor ihrem neuen Ladenlokal an der Zülpicher Straße, Ecke Weyertal.

Nicole Klaski verkauft Obst, Gemüse, Getränke, Bier, Säfte und Schorlen. Die erste Filiale ihres Ladens in Ehrenfeld ist jetzt in Sülz geöffnet.

Was haben Paprika, Orangen, Süßkartoffeln, Birnen und Knoblauch gemeinsam – jedenfalls diejenigen, die in den Körben des kleinen Ladens an der Zülpicher Straße, Ecke Weyertal, liegen? Sie alle wurden gerettet, und zwar vor dem Wegwerfen. In dem Lokal ist neuerdings die Initiative The Good Food zu Hause, die das Ziel verfolgt, noch genießbare Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren.

Gründerin Nicole Klaski hat in Sülz nun einen weiteren Laden. Das Interesse der Kunden an den geretteten Lebensmitteln ebenfalls. Es sind viele unterschiedliche Dinge, die sie in dem Geschäft erwerben können: Neben Obst und Gemüse sind Getränke zu haben, Bier, Säfte, Schorlen. Es gibt edlen Mango-Senf, Energieriegel für Sportler, Hafermilch, diverse Teesorten, Chilisauce, eben alles, was auf dem Weg in die Mülltonne gestoppt werden konnte, weil es noch genauso gut schmeckt, wie es sollte, aber aus anderen Gründen nicht mehr verkauft werden kann.

Köln-Sülz: Neuer Laden von „The Good Food“

Von einigen der geretteten Lebensmittel ist seit kurzer Zeit das Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Andere sind kurz davor und deswegen nicht mehr in den Handel gegeben worden. Manche Produkte weisen nur eine leicht beschädigte Verpackung auf. Andere wurden aussortiert, weil der Hersteller ein neues Design entwickelt hat. Viele der Obst- und Gemüsesorten wurden aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr vom Landwirt geerntet. Das übernehmen dann die Mitarbeiter von The Good Food. Dreimal in der Woche fahren sie auf Höfe in der Kölner Umgebung, holen Obst und Gemüse von den Feldern und verteilen es mit einem Lastenrad in ihren Läden. Die Kunden profitieren von dem großen Angebot.

Denn anders als im Supermarkt können sie einfach bezahlen, was ihnen selbst das jeweilige Produkt wert ist. The Good Food ist eine gemeinnützige Gesellschaft. Das Ziel von Klaski und ihren Mitstreitern ist es nicht, Gewinn zu erwirtschaften, sondern etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu unternehmen. Der Wunsch sich dafür einzusetzen, entstand bei Klaski, als sie vor einigen Jahren aus einer anderen Perspektive einen Blick auf unsere Konsumgesellschaft werfen konnte: Nach ihrem Jurastudium mit einem Mastertitel in dem Fachgebiet „Menschenrechte“ in der Tasche lebte sie eine Weile in Nepal und stellte fest, dass den Menschen dort Ressourcen, wie sauberes Wasser, Elektrizität und Lebensmittel nicht so selbstverständlich zur Verfügung stehen.

160 Ehrenamtler bei „The Good Food“

Wieder daheim beteiligte sie sich am Aufbau der Foodsharing-Plattform, die überschüssige Lebensmittel verteilt. „Dabei habe ich festgestellt“, so Klaski, „dass es viele Quellen der Lebensmittelverschwendung gibt, die man mit der ehrenamtlichen Tätigkeit der Foodsharing-Mitarbeiter nicht abdecken kann.“ So beschloss sie, eine Rettungsinitiative professionell aufzuziehen. Sie begann mit einem Marktstand in Ehrenfeld, eröffnete dann ihren ersten Laden, betreibt regelmäßig Pop-up-Stores in leerstehenden Lokalen und hatte lange eine Verteilstelle im Casablanca-Büdchen an der Sülzburgstraße.

Mittlerweile wird The Good Food von vier angestellten Kräften und 160 Ehrenamtlern betrieben, die sich so einbringen, wie es ihre Zeit zulässt. Es gibt ein „Bauernteam“, das regelmäßig zur Ernte fährt, ein „Lastenradteam“, das die geretteten Lebensmittel verteilt und ein „Ladenteam“, das sie verkauft. Und inzwischen ist die Initiative in der Stadt bekannt. So wurde Klaski in Sülz freudig begrüßt. „Wie schön, dass ihr jetzt hier seid“, lautete der Kommentar der Nachbarn.


The Good Food, Ehrenfeld: Venloer Straße 414, geöffnet Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr Sülz: Weyertal 42, Montag bis Samstag von 11 bis 19 Uhr

Agnesviertel: Raum im Iglu, Sudermanplatz 1, 50670 Köln, Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 11 bis 16 Uhr Agnesviertel: Neusser Platz 22, geöffnet Montag bis Samstag von 13 bis 19.30 Uhr