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Uni-ParkplätzeAnwohner gegen Parkplatz-Abzocke

Lesezeit 4 Minuten

Die Anwohner der Frangenheimstraße dürfen nicht mehr umsonst parken.

Lindenthal – Die Nachbarn der Humanwissenschaftlichen Fakultät sind zornig. Von einem auf den anderen Tag dürfen sie ihre Autos nicht mehr auf den Parkplätzen an der Frangenheim-, der Gronewaldstraße und der Herbert Lewin-Straße abstellen. Es sei denn, sie bezahlen dafür. Vier Euro pro Tag kostet das. Direkte Nachbarn können ein Dauerparkticket für 35 Euro im Monat erwerben.

„Abzocke“ nennen das die Bürger. Sie fühlen sich überrumpelt. „Niemand hat uns vorher informiert“, sagt Stefan Mauß. Er ist einer von rund 100 Betroffenen, die jetzt ihrem Unmut bei einem kurzfristig anberaumten Ortstermin mit Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker Luft machten.

Darunter befand sich auch der Leiter der Möbelfachschule, die seit 56 Jahren Nachbar der Universität an der Frangenheimstraße ist und dort auch ein Wohnheim für 80 Schüler unterhält. Die Fachschule verfügt über 65 Stellplätze. Leiter Dieter Müller sagte: „Dennoch sind auch unsere Schülerinnen und Schüler auf die Parkplätze angewiesen, aber niemand seitens der Uni hat vorher das Gespräch mit uns gesucht. Das ist nicht nur in der Sache fragwürdig. Das ist nach so vielen Jahren Einvernehmlichkeit in der Nutzung der Parkplätze auch schlechter Stil.“

Blömer-Frerker zeigte sich ebenfalls erbost: „Jetzt ist Schluss. Ich billige weder das Verhalten der Universität noch das der Stadtverwaltung. Wir müssen das auf einer Bürgerversammlung klären, zu der ich alle Beteiligten einlade.“

Erst in ihrer jüngsten Sitzung hatte die Bezirksvertretung die Einrichtung einer Bewohnerparkzone in dem Gebiet vorbereitet. Sie beschloss die dafür notwendigen Verkehrserhebungen mehrheitlich gegen zwei Stimmen der FDP. „Wir wussten ja, dass die Uni ihre Parkplätze bewirtschaften möchte. Aber das hätte man doch Hand in Hand umsetzen müssen“, so Blömer-Frerker.

Parkplätze in Lindenthal sind knapp. Dichte Wohnbebauung, viele öffentliche Einrichtungen und die Dürener als attraktive Einkaufsstraße sind die wichtigsten Gründe. Nachdem die Universität im Sommer 2011 angekündigt hatte, alle ihre Parkplätze bewirtschaften zu lassen, begann das Amt für Straßen und Verkehrstechnik parallel damit, Bewohnerparkzonen zu planen.

Absicht war dabei unter anderem, genau das zu verhindern, was rund um die Frangenheimstraße jetzt eingetreten ist: Die kostenpflichtigen Uni-Parkplätze dort stehen weitgehend leer. Die Angestellten der Uni weichen wie die Studierenden auf den zwar knappen, aber immerhin kostenfreien städtischen Parkraum aus. Die Anwohner sind doppelt gestraft.

„Beschlagnahmung von öffentlichem Parkraum“

Südlich der Dürener Straße war noch alles gut gegangen. Verwaltung und Universität kooperierten, die Bezirksvertretung fasste die entsprechenden politischen Beschlüsse. Seit einigen Wochen können die Anwohner dort für 30 Euro im Jahr parken. Nördlich der Dürener Straße hingegen geht jetzt alles schief. Zwar waren auch hier Uni und Verwaltung seit dem Frühjahr im Gespräch, doch dann kam es zu dem Alleingang des Wissenschaftsbetriebs, den die Anwohner „Beschlagnahmung von öffentlichem Parkraum“ nennen. So stand es auf Plakaten zu lesen, die sie aus Protest an die Parkplatzschilder geklebt hatten. Vielen der Bürger war nicht einmal klar, dass die insgesamt 130 entlang der Straße angelegten Parktaschen Eigentum der Universität sind. „Wir stellen unsere Autos seit vierzig Jahren dort ab. Das funktionierte immer in gutem Einvernehmen mit der Uni. Es hat nie Ärger gegeben“, sagte ein Anwohner.

Doch Angela Stolte-Neumann vom städtischen Amt für Straßen und Verkehrstechnik stellt klar: „Die Universität ist im Recht. Laut Katastergrenze sind sowohl die Parkplätze als auch der dahinter verlaufende Bürgersteig Universitätsgelände.“ Dennoch zeigte auch sie sich vom Vorgehen der Uni überrascht und meinte: „Wir können nicht alle Bewohnerparkzonen gleichzeitig einrichten. Jetzt müssen wir darüber nachdenken, wie wir den Bürgern ein Angebot für die Übergangszeit machen können.“

Einrichtung des Bewohnerparkens dauert ein Jahr

Der Pressesprecher der Universität, Patrick Honecker, erklärt: „Wir konnten nicht länger warten. Schon wegen des doppelten Abiturjahrgangs benötigen wir jeden unserer Parkplätze selbst. Mit dem Dauerparkticket aber haben wir den Anwohnern ein Angebot für die Übergangszeit gemacht, bis die Bewohnerparkzone eingerichtet ist.“

Zwar hätte die Bezirksvertretung ihren Beschluss zur Einrichtung einer Bewohnerparkzone nördlich der Dürener Straße bereits im September treffen können. Die Vorlage stand damals schon auf der Tagesordnung. Und die Verwaltung hatte darin darauf hingewiesen, dass „sich durch die unmittelbar bevorstehende Bewirtschaftung der Stellplätze im Bereich Campus Nord und die gleichzeitig anstehende Umsetzung der Bewohnerparkgebiete Lindenthal Süd I und II eine deutliche Verschärfung der Parksituation für das Gebiet Aachener Straße – Universitätsstraße – Dürener Straße – Stadtwaldgürtel ergeben wird.“ Doch hätte das keinen großen Unterschied bedeutet. „Planung und Einrichtung des Bewohnerparkens nehmen zirka ein Jahr in Anspruch“, rechnet Angela Stolte-Neumann vor.