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Läden schließen früherVerkürzte Shopping-Zeit im Kölner Rhein-Center – Manager nennt Gründe

Lesezeit 4 Minuten
Ein mehrstöckiges Gebäude mit Fahnen auf dem Dach und dem Schriftzug Rhein-Center über Glas-Eingangstüren ist zu sehen.

Das Rhein-Center an der Aachener Straße in Weiden ist eines der größten Einkaufszentren in Köln.

Eigentlich sollen die 170 Geschäfte im Rhein-Center einheitlich bis 20 Uhr geöffnet haben, doch bei vielen Läden gehen schon früher die Lichter aus.

Das Rhein-Center an der Aachener Straße 1253 gehört zu den großen Shopping-Tempeln in der Stadt. Rund 170 Geschäfte sind hier auf 40.000 Quadratmetern zu Hause. Es soll den Kunden an jedem Wochentag von 10 bis 20 Uhr abends offenstehen – eigentlich. In der letzten Zeit sind die Einkaufsmöglichkeiten in der Weidener Mall aber eingeschränkt.

Center-Manager Stephan Antwerpen erläutert die Situation: „Etwa 30 Geschäfte schließen derzeit bereits um 19 Uhr“, sagt er. „Seit der Pandemie haben sehr viele Unternehmen mit Personalmangel zu kämpfen.“ Während der beiden Lockdowns seien viele Angestellte in Kurzarbeit beschäftigt gewesen, hätten dadurch Einkommenseinbußen hinnehmen müssen und seien schließlich in andere Branchen abgewandert.

Personalmangel und Kaufzurückhaltung machen Rhein-Center zu schaffen

Zudem seien einige Unternehmen durch den pandemiebedingten Gewinneinbruch in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Schließlich kam noch eine weitere Krise dazu: „Durch den Ukrainekrieg mitsamt der Energie-Krise hat sich eine Kaufzurückhaltung bei den Kunden bemerkbar gemacht“, so Antwerpen.

Die ansässigen Händler hätten also nicht ausreichend Personal, um die Öffnungszeiten abzudecken oder könnten es sich teilweise schlicht nicht mehr leisten.

Verkürzte Öffnungszeiten sorgen für Dominoeffekt im Weidener Einkaufszentrum

Eigentlich seien sie vertraglich dazu verpflichtet, betont Antwerpen. „Es gehört zum Konzept des Einkaufscenters, dass alle ansässigen Geschäfte zu den gleichen Zeiten geöffnet sind. Trotzdem möchte die Center-Leitung sie nicht mit rechtlichen Schritten dazu bewegen, sich daran zu halten. „Wir setzen auf einen Dialog.“ Die Öffnungszeiten sollen bald wieder die alten sein. Die Stellungnahme von Saturn, einem der wichtigsten Mieter im Center, klingt da wenig optimistisch: „Wir haben festgestellt, dass sich die Besuchszahlen im Markt seit der Pandemie anders verteilen“, schreibt eine Sprecherin des Unternehmens. „Daher haben wir die Öffnungszeiten nach Abstimmung mit dem Management des Rhein-Centers angepasst.“

Es gehört zum Konzept des Einkaufscenters, dass alle ansässigen Geschäfte zu den gleichen Zeiten geöffnet sind.
Stephan Antwerpen, Center-Manager

Die Reaktion der Big Player im Center verursachte einen Dominoeffekt: Kleinere Geschäfte im Center erklären ihre verkürzte Öffnungszeit eben damit, dass die großen Filialen früher schließen: „Wenn hier neben meinem Laden bereits alles dunkel ist“, so beschreibt ein Händler, der namentlich nicht genannt werden möchte, „dann ist es für meine Kunden nicht attraktiv, das Center zu besuchen.“ Daher habe er seine Öffnungszeiten entsprechend angepasst.

Zwei Frauen mit dunklen Haaren und ein Mann mit Bart und Brille sitzen an einem Café-Tisch im Einkaufszentrum Rhein-Center.

Viviane Fröhling, Ulrika Mazalla und Stephan Antwerpen diskutieren im Rhein-Center über die Wünsche der Weidener.

Die Center-Leitung hat sich erst einmal darauf eingelassen. Sie ist daran interessiert, dass die Mieter bleiben und keine weiteren Ladenlokale leer stehen – so wie die Verkaufsflächen im Center, in denen einst die Galeria Kaufhof zu Hause war. Der angeschlagene Warenhauskonzern hatte die Weidener Filiale im Sommer 2020 geschlossen und eine unschön verbarrikadierte Gewerbefläche hinterlassen. „Die geschlossene Galeria-Filiale ist eine Wunde in unserem Center“, so Antwerpen.

Er hat darauf allerdings wenig Einfluss. Der Gebäudeteil, in dem Galeria Kaufhof beheimatet war, gehört nicht der ECE-Projektmanagement-GmbH, Betreiberin des Einkaufscenters, sondern einem anderen Unternehmen. Allerdings verhandelt dieses laut Antwerpen derzeit über den Verkauf des Gebäudeteiles. Er hofft, dass er bald wieder belebt wird. Viviane Fröhling, Vorsitzende der Bürgerinteressengemeinschaft Weiden (BIG), betont, dass die Anwohner den Verlust des Kaufhofs im Center sehr bedauern. „Dort konnten die Weidener noch Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen“, sagt sie.

Insgesamt sei das Angebot des Centers für die Weidener weniger attraktiv als für Kunden, die aus den Kölner Vororten anreisen, weil im Rhein-Center mittlerweile vor allem Filialen großer Ketten ansässig sind. „Früher“, so Fröhling, „gab es noch viel mehr kleinere Geschäfte, auch Dienstleister und inhabergeführte Läden.“ Antwerpen versteht die Anwohner: „Wir wünschen uns auch eher eine Mischung aus Ketten, kleinen inhabergeführten Geschäften und Dienstleistern“, so der Center-Manager. Das sei generell ein attraktiveres Angebot.

Wir möchten Pop-up-Konzepte im Rhein-Center ermöglichen.
Ulrike Mazalla, Bürgerinteressengemeinschaft Weiden

Ulrike Mazalla, Vorstandsmitglied der BIG, hat noch einen anderen Vorschlag: Um die Weidener emotional an das Center zu binden, wäre es gut, dort nicht nur Geschäfte anzusiedeln, sondern auch ein Bürgerbüro, soziale Akteure. Das hält Antwerpen für möglich: „Wir haben Büroflächen, die wir dafür anbieten könnten.“ Er möchte das Angebot für die Menschen im Viertel insgesamt attraktiver machen: „Wir möchten Pop-up-Konzepte im Rhein-Center ermöglichen, sodass junge Händler leer stehende Flächen mit neuen Ideen interimsweise nutzen können“, erläutert er.

Auch mit dem Weidener Jugendzentrum habe er zu diesem Zweck bereits Kontakt aufgenommen. Mit dem Kulturamt würde er darüber verhandeln, dass Künstler einen Leerstand nutzen könnten. Es sollten möglichst wieder Gastronomiebetriebe angesiedelt werden, die nicht nur Selfservice anbieten, etwa ein italienisches Restaurant. So soll der Einkaufstempel künftig zumindest auch noch etwas anderes sein: ein Treffpunkt für die Weidener.


Das Rhein-Center Köln-Weiden wurde Anfang der 70er-Jahre errichtet und war bei seiner Eröffnung das vierte große Einkaufscenter seiner Art in der Bundesrepublik Deutschland. Ursprünglich waren im Rhein-Center 60 Geschäfte untergebracht, die Waren der mittleren bis gehobenen Preisklasse anboten. Nach zwei großen Umbauten und Erweiterungen in den Jahren 1995 und 2008 verfügt das Rhein-Center über eine Verkaufsfläche von 40.000 Quadratmetern und 170 Geschäfte, die sich auf drei Ebenen verteilen. Im Untergeschoss sind in einem „Food Court“ Selfservice-Restaurants ansässig. Auch ein kostenpflichtiges Parkhaus gehört zu dem Center.