Die Sparkassenfiliale in Widdersdorf wird gegen eine mobile Lösung, den „Sparkassen-Bus“, ausgetauscht – sehr zum Ärger vieler Kunden.
„Sparkassen-Bus“ kommtIn Widdersdorf soll Sparkassen-Filiale schließen – Kunden starten Petition
An einem Freitagvormittag stehen die Widdersdorfer vor den Geldautomaten der Sparkasse am Edeka-Parkplatz Schlange, zum Geldabheben und Einzahlen, zum Überprüfen des Kontostandes und für Überweisungen. Auch vor dem Schalter, wo sie persönlich beraten werden, warten viele Kunden.
Bislang ist die Filiale an den meisten Wochentagen morgens von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet, nur am Donnerstagnachmittag von 14 bis 18 Uhr. Der Geldautomat steht den Kunden täglich zwischen 6 und 23 Uhr zur Verfügung. Das ist ab Juli vorbei.
Mit einem Flyer wurden den Kunden die Mitteilung gemacht, dass ab dem ersten Juli der neue „Sparkassen-Bus“ nach Widdersdorf auf den Parkplatz, Unter Linden 284, kommt – und zwar immer mittwochs und freitags von 9 bis 11 Uhr. Gleichzeitig ist dort zu lesen, dass die Filiale „umzieht“, in die bereits existierende Sparkassen-Niederlassung in Weiden an der Goethesraße.
In Widdersdorf wird Sparkassen-Bus halten
Widdersdorf, der stark gewachsene Stadtteil mit mittlerweile über 12.000 Anwohnenden, wird dann keine feste Anlaufstelle für die Sparkassenkunden haben, sondern per Bus versorgt. Die Kundin Alexandra Jusowizki-Lipinski sieht darin ein Problem: Die Widdersdorfer könnten künftig nicht mehr spontan Geld abheben, beispielsweise, weil sie an einem Imbissstand oder anderer Stelle, wo Kartenzahlung nicht möglich ist, etwas kaufen möchten, kritisiert sie. Sie müssten nun einen halbstündigen Fußweg nach Weiden in Kauf nehmen, dorthin fahren – oder eben im Voraus planen und freitags- oder mittwochmorgens in der Schlange stehen, um Geld abzuheben.
Das allerdings sei für die berufstätige Bevölkerung schwer machbar. Geld beim Einkauf an der Edeka-Kasse abzuheben sei kein tauglicher Ersatz für den fehlenden Geldautomaten: „Aus Sicherheitsgründen darf immer nur ein gewisser Betrag in den Kassen vorhanden sein“, erzählt sie. Deswegen können die Kassiererinnen oft nicht mehrfach hintereinander Geld auszahlen. „Wenn nun aber immer mehr Widdersdorfer mit Karte an der Edeka-Kasse bezahlen, weil sie vor Ort kein Geld mehr ziehen können, wird dort immer weniger Bargeld vorhanden sein und die Kassiererinnen würden immer weniger auszahlen können.“
Petition gegen Sparkassen-Entscheidung gestartet
Jusowizki-Lipinski hat eine Konsequenz gezogen: „Die Sparkasse nimmt monatlich eine Kontogebühr von neun Euro für den Service“, sagt sie. „Da es den nicht mehr gibt, werde ich wohl die Bank wechseln.“ Vorher hat sie aber eine Petition gegen die Entscheidung der Sparkasse, die Filiale in Widdersdorf zu schließen, gestartet. Über 600 Menschen haben schon unterschrieben.
Die Sparkasse rechtfertigt ihre Entscheidung: „Unser Verwaltungsrat hat im Januar ein Filialmodernisierungskonzept beschlossen. Dazu gehöre auch die Umwandlung von kleineren stationären Filialen in mobile Filialen, also Sparkassen-Busse“, schreibt der Unternehmenssprecher Jörg Wehner. „Die Standorte bleiben damit erhalten und die Sparkasse weiterhin persönlich vor Ort erreichbar“, heißt es weiter. Nur das „Wie“ der Präsenz ändere sich. „Unsere Filialen bekommen dort gewissermaßen Räder“, so Wehner.
Außer in Widdersdorf werden in Köln 15 weitere Filialen geschlossen, und zwar auch in Bocklemünd/Mengenich, Deutz, Dünnwald, Eil, Höhenhaus, Humboldt, Mauenheim, Neubrück, Poll, Rath/Heumar, Riehl, Rondorf, Sürth, Sülz und Worringen. An einigen dieser Standorte wird es neben den temporären Filialbussen noch Geldautomaten geben, und zwar in Riehl, Poll, Dünnwald, Rath/Heumar, Worringen, Sürth und Rondorf.
Der Grund für diese „Modernisierung“ ist laut Wehner ein starker Rückgang an Besucherinnen und Besuchern in den Filialen. „Unsere Kundenfrequenz hat sich zwischen 2019 und 2023 um rund 60 Prozent verringert, weil immer häufiger digitale Banking-Angebote bevorzugt werden“, schreibt er. Besonders stark zeige sich der genannte Besucherrückgang in kleineren Filialen wie in Widdersdorf. Dort sei die Sparkasse mit „Leerzeiten“ von bis zu 70 Prozent konfrontiert. Deswegen halte sie es für sinnvoll, die Beratungskapazitäten an benachbarter Stelle anzubieten, wo sie tatsächlich auch abgerufen würden.