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Linker Kölner OB-Kandidat Jörg Detjen„Ich schäme mich für diese Stadt”

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Jörg Detjen, der OB-Kandidat der Linken

Köln – „Das Ganze ist ein Skandal und ein Armutszeugnis der Verwaltung: Unsozial, unkooperativ und perfide.“ Jörg Detjen, Kandidat der Linken für das Amt des Oberbürgermeisters, spricht sich klar für die Zukunft der Siedlung Egonstraße in Stammheim aus und spricht von einer Schande für die Stadt.

Vor zwei Jahren brannte es im Haus Egonstraße 100, auch das Nachbarhaus war betroffen. Das Liegenschaftsamt ließ Behelfs-stützen einbauen und habe das Angebot der Mieter des Hauses Nummer 100 abgelehnt, den Schaden selber zu reparieren, so Detjen. Beide Häuser würden seitdem leer stehen und von einem Sicherheitsunternehmen rund um die Uhr mit einer Person bewacht. „Seit zwei Jahren lebt die Familie mit den zwei Kindern auf einer Baustelle und in Zelten“, so Detjen. „Unsäglich. Ich schäme mich für die Stadt.“

Die Siedlung Egonstraße entstand nach dem Krieg auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots, wo die Stadt 80 Gebäude als Behelfsheime an ausgebombte Kölner vermietete. Jedes der Häuschen hat etwa 60 Quadratmeter Wohnfläche und einen vergleichsweise niedrigen Mietpreis, da die Anwohner seit Jahren selbst viele Reparaturen vornehmen. Seit der Jahrtausendwende vermietet die Stadt nicht mehr neu, sondern reißt ab, wenn ein Haus leer steht. Die nunmehr 50 Gebäude lägen zu nahe am Großklärwerk Stammheim, so die Begründung, das Areal sei zudem im Landschaftsplan als Grünfläche ausgewiesen. Außerdem seien die Bauten zu marode, um wirtschaftlich sinnvoll saniert zu werden.

Die Bewohner wehren sich seit Jahren gegen den Abriss. Im November 2014 besuchte der Liegenschaftsausschuss die Siedlung und setzte ein Abbruchmoratorium in Kraft. Doch die Stadt begann wenige Jahre später erneut damit, abzureißen. Vor etwa einem Jahr hätten zwei Mitarbeiter des Büros der Oberbürgermeisterin, so Detjen, den Mietern Abhilfe versprochen, aber es sei nichts passiert. „Das Ganze ist absurd. Die Häuser müssen erhalten bleiben und einer Nutzung zugeführt werden“, fordert Detjen. Er war auf Einladung der Anwohner in die Egonstraße gekommen, zusammen mit dem Bezirksvertreter Nijat Bakis und der Ratskandidatin Beate Hane-Knoll. Detjen erwartet von der Oberbürgermeisterin, „dass sie auf die Anwohner zugeht und die Bauschäden sofort beseitigen lässt.“ (hch)