Lokal in Köln-WiddersdorfInklusives Bistro im Jakobs öffnet
Widdersdorf – Begegnungsgastronomie ist für Sibylle Klings, Geschäftsführerin des katholischen Sozialverbands In Via Köln, ein geflügeltes Wort. Seit 2012 betreibt die Tochtergesellschaft In Via gGmbH das Restaurant „mattea“ im Forum Leverkusen als Inklusionsbetrieb, nun sollen auch in Köln-Widdersdorf Menschen mit Beeinträchtigung eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle finden.
Mit dem „Bistro im Jakobs“ gehen In Via und die Kirchengemeinde St. Jakobus an den Start. Schon lange war die Gemeinde auf der Suche nach einem geeigneten Partner, um eine gastronomische Begegnungsstätte für die stark angewachsene Bevölkerung zu schaffen. Innerhalb von zehn Jahren brachten es die Widdersdorfer von 5000 auf 13 000 Einwohner, allein im Neubaugebiet in Widdersdorf-Süd leben rund 5000 neu Zugezogene, die Familien mit Kindern haben das Durchschnittsalter deutlich gesenkt.
Menschen mit Behinderungen
Am 1. Advent will das Bistro im Jakobs eröffnen, das Organisationsteam um Sibylle Klings verleiht der lichtdurchfluteten Lokalität den letzten Schliff. „Die Menschen, die hier wohnen, kennen sich nicht, können sich nicht unterstützen“, meint sie zur Situation im Ort. Die Herausforderung, beim Etablieren des neuen Veedel-Treffs die Gastronomie zu übernehmen, findet sie spannend. Der erklärte Auftrag der In Via gGmbH ist, besonders Menschen mit Hör-, Lern- oder Körperbeeinträchtigungen die Möglichkeit zur Integration ins Arbeitsleben zu bieten, sie durch adäquate Begleitung, Aus- und Fortbildung zu unterstützen.
Den Gästen stehen 60 Plätze im Innenraum zur Verfügung, im Außenbereich kommen nochmals 40 hinzu, eine Spielecke für die Kleinen nimmt gerade Gestalt an. Auf der Speisekarte für das weihnachtliche Brunch-Buffet von 10 bis 15 Uhr finden sich neben einem üppigen Frühstücksangebot auch klassische Mittagsgerichte wie Entenkeule und Wildgulasch mit Beilagen.
Familienbrunch am Sonntag
Der sonntägliche Familienbrunch gilt schon im Vorfeld als potenzieller Renner. Mit einem wechselnden Tagesmenü und Speisen á la carte bietet das Bistro qualitativ hochwertige regionale Küche. „Uns geht es um den verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung“, sagt Sibylle Klings. Sie meint es ernst mit der Vermittlung von Werten in der Gastronomie, mit Nachhaltigkeit und gelebter Freundlichkeit.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die gute Laune des In Via Service-Teams soll nicht gespielt sein. „Wir horchen genau hin, was der Gast will“, verspricht sie. Michael Steeb von der Kirchengemeinde St. Jakobus schätzt die kundenorientierte Einstellung von In Via, der Ausdruck „Kunden“ wird bewusst gemieden, man spricht lieber von Gästen. „Das Bistro im Jakobs soll keine Kneipe oder Restauration im klassischen Sinne sein. Ich gehe dorthin, weil ich mich treffen, verweilen will, vielleicht sogar allein an einem Tisch sitzen, aber eben in Gesellschaft sein will“, erklärt er. Nichtsdestotrotz begrüßt er den Ehrgeiz der In Via gGmbH, richtig gute Küche zu bieten. Yassine Boughlid wird für die Exklusivgastronomie zuständig sein, im „mattea“ ist er seit Jahren als Chefkoch tätig.
Rheinische und vegetarische Spezialitäten
Vegetarische und typisch rheinische Gerichte stehen unter der Rubrik „Uns Leckersche“ zur Auswahl. Rinderkraftbrühe und Sauerbraten fehlen ebenso wenig wie ein innovativer Quinoa-Avocado-Salat und Pilz-Risotto. Flönz-Liebhaber und Veggie-Burger-Fans könnten hier zu einem kulinarischen Stell-dich-ein zusammenfinden, für Süßmäulchen gibt es verführerische Brombeer-Pistazien-Joghurt-Törtchen, Tonkabohnen Crème brulée und hausgemachte Eisspezialitäten. Ninjago, Nemo, Donald Duck und Arielle heißen die Kreationen für jugendliche Bistro-Besucher.
Bewusst „anstößig“ zu sein sei Ziel des Projekts, meint Michael Steeb, die absichtlich irritierende Wortwahl verweist auf den karitativen Grundgedanken. Anstöße soll es in vielerlei Hinsicht geben, Dienstleistungen wie ein Einkaufsservice oder Babysitter-Dienst sind angedacht. Benachteiligte Menschen zu Akteuren in der Begegnungsgastronomie zu machen, ihnen die Angst zu nehmen, so sein zu dürfen wie sie sind, gehört auf der Liste der wünschenswerten Anstöße ganz nach oben.