Massenunterkünfte wieder in BetriebFlüchtlingszahlen in Köln steigen wieder
Köln – Noch im Herbst vergangenen Jahres hatte der Flüchtlingsbericht, den die Stadt in regelmäßigen Abständen verfasst, vor allem eine Botschaft: Die Lage sei relativ entspannt, die Flüchtlingszahlen rückläufig, die Notunterkünfte in großen Teilen leer gezogen. Doch davon kann mittlerweile keine Rede mehr sein: Insgesamt leben aktuell wieder 10.800 Geflüchtete in städtischen Unterkünften.
Besonders die Zahl der unerlaubt eingereisten Personen ist mit 2700 Menschen seit Oktober deutlich gestiegen. Die Notfallreserve von 1500 Plätzen – gedacht für den Fall eines plötzlichen Anstiegs der Flüchtlingszahlen – ist weitgehend ausgeschöpft. Massenunterkünfte wie die Leichtbauhallen am Hardtgenbuscher Kirchweg in Ostheim oder am Butzweilerhof in Ossendorf mussten wieder in Betrieb genommen werden, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. In mehreren Notunterkünften seien zwischenzeitlich sogar Sozial-, Betreuungs- und Aufenthaltsräume belegt worden, um durch das Aufstellen von Feldbetten zusätzliche Plätze zu schaffen.
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Ursache für den erneuten Anstieg ist, dass seit September verstärkt unerlaubt eingereiste Menschen aus den Balkanstaaten Albanien, Mazedonien und Serbien nach Köln kommen. Das Phänomen ist nicht neu, regelmäßig sei in den Wintermonaten ein solcher Anstieg zu beobachten, wie Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig erklärte. Allerdings sei die Zahl in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. Nach seiner Erfahrung beantragen diese Personen kein Asyl, sondern reisten nach dem Winter in ihre Heimatländer zurück. Um Obdachlosigkeit zu verhindern, ist die Stadt jedoch verpflichtet, die Menschen unterzubringen.
Die Bemühungen der Verwaltung, Notunterkünfte und Hotels zu räume n, sind damit vorerst ausgebremst. Mehr als 4000 Geflüchtete leben aktuell wieder in diesen besonders teuren Unterbringungsformen. Massenunterkünfte wie etwa Leichtbauhallen oder umfunktionierte Gewerbehallen werden zudem vom Kölner Flüchtlingsrat seit langem scharf kritisiert, weil sie über kaum Privatsphäre verfügen und die Bewohner sich nicht selbst verpflegen können.
Neues Personal ist nur mit Mühe zu akquiren
Auch Träger wie das Rote Kreuz stelle der schnelle Ausbau der Notunterbringung vor große Herausforderungen, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung. Jegliche Personalreserven seien aufgebraucht, neues Personal sei in dieser Kurzfristigkeit nur mit Mühe zu akquirieren.
Die Stadt hat jetzt Kontakt zur Bezirksregierung aufgenommen, um an einer Lösung für eine schnellere Verteilung der der unerlaubt eingereisten Menschen auch auf andere Städte zu arbeiten. Zudem soll der Bau weiterer Unterkünfte voran getrieben werden. Für 2019 sind etwa 2000 zusätzliche Plätze in abgeschlossenen Wohneinheiten in Planung.