Medizinische WeltpremiereFachklinik für „Reiterhosen“ eröffnet

Dr. Manuel Cornely (l.) und Dr. Matthias Gensior
Copyright: Peter Rakoczy Lizenz
„Am schlimmsten ist die Unwissenheit vieler Ärzte“, sagt Dr. Manuel Cornely. Da werde einer verzweifelten Frau, die eine schlanke Taille hat, aber enorm dicke Oberschenkel, geraten, erst einmal abzunehmen. „Es handelt sich aber nicht um Fett, sondern um die angeborene Erkrankung Lipödem, die behandelt werden kann.“ In den vergangenen 17 Jahren hat der Lymphologe ein operatives Verfahren entwickelt, mit dem er die Wucherungen seiner Erfahrung nach „dauerhaft heilen“ kann. „Mit unserer Methode entfernen wir das gesamte Gewebe.“
Unter einem Lymphödem wird eine sicht- und fühlbare Flüssigkeitsansammlung in Zellzwischenräumen verstanden. Sie zeigt sich als Schwellung an Armen und Beinen, aber auch in Gesicht, Hals und Rumpf. Nach Operationen und Bestrahlungen können Lymphbahnen zerstört sein, so dass es zu Schwellungen kommt.
Das Lipödem, auch Reiterhosensyndrom genannt, ist eine Fettverteilungsstörung an Armen und Beinen. Sie ist angeboren und betrifft 3,5 bis vier Millionen Frauen in Deutschland. (kb)
Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Matthias Gensior hat Cornely die weltweit erste Fachklinik für Operative Lymphologie, CG Lympha, im Lindenthaler Malteser-Krankenhaus St. Hildegardis gegründet. Das Krankenhaus hat im Haus Rita eine Etage für die neuen Mieter saniert und bietet den frisch Operierten zudem vier bis fünf Betten zur Nachsorge an.
700 Operationen im Jahr
„Wir sind sehr glücklich, dass sich die Klinik bei uns angesiedelt hat“, sagt der Kaufmännische Direktor Karl-Friedrich von Fürstenberg über die für die Malteser neue Form einer Zusammenarbeit. Der Andrang ist groß. Seit die Klinik im Januar ihren Betrieb aufgenommen hat, haben die beiden Ärzte 275 Operationen durchgeführt. Neben dem Lipödem behandeln sie auch sogenannte Sekundäre Lymphödeme, an denen vor allem Patienten erkranken, wenn Lymphgefäße zerstört worden sind. „Die Patienten kommen aus ganz Deutschland, aus Europa, aber auch von anderen Kontinenten“, so Cornely. Geplant sind etwa 700 Operationen im Jahr.
Unter örtlicher Betäubung wird bei den Patienten das Gewebe so verändert, dass es durch wenige schmale Einschnitte abgesaugt werden kann, ohne dass Lymphgefäße beschädigt werden. Zur Veränderung von Armen und Beinen seien drei Operationen notwendig, erklärt Gensior. Die Kosten für das Behandlungspaket liegen zwischen 10000 und 15000 Euro und müssen privat getragen werden. Häufig würden sie aber auch von den Kassen nach Antrag übernommen, so Gensior. „Das Gute ist, dass die Patienten nicht mehr lebenslang Kompressionsstrümpfe tragen und nicht mehr mehrmals in der Woche zum Physiotherapeuten müssen.“