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Milky Chance in Köln„...und dann war ich eine humpelnde Banane“

Lesezeit 5 Minuten
Clemens Rehbein

„Milky Chance“-Frontmann und Sänger Clemens Rehbein beim Lollapalooza in Berlin.

Köln – „Milky Chance“ sind aktuell auf Europa-Tour und spielen am 18. November im Kölner Palladium. Die Folktronica-Band aus Kassel um Frontmann und Sänger Clemens Rehbein, 29, und Gitarrist Philipp Dausch, ebenfalls 29, wurde 2013 mit dem Song „Stolen Dance“ bekannt und ist seither international erfolgreich. Anlässlich ihres Auftritts in Köln haben wir mit dem Duo gesprochen und erfahren, wie ein Bananenkostüm für gerissene Bänder bei Philipp Dausch sorgte.Herr Rehbein, Herr Dausch, Sie sind momentan auf internationaler Tour, wie läuft es?Clemens Rehbein: Wir hatten eine sehr gute Tour bisher. Der erste Tourleg ist fast vorbei. Wir haben eine gute Zeit und viel Spaß, die Leute sind gut drauf, wir sind gut drauf.

Man redet und hört derzeit viel von einer Zurückhaltung bei Konzerten. Ist das international auch zu spüren oder ist es eher ein deutsches Phänomen?

Philipp Dausch: Das ist ein deutsches Phänomen. Wo wir auch echt mehrfach drüber geredet haben, sind die Ticketverkäufe. Sowohl bei anderen Artists als auch bei uns merkt man im Ticketverkauf besonders in Deutschland eine Zurückhaltung.

Bei internationalen Konzerten merken Sie das weniger?

Dausch: Ja, ich meine, das ist auch kulturell verankert. Deutschland ist nicht berühmt für Ausgelassenheit und expressives Ausleben. Aber, wie gesagt, bezogen aufs Zu-Konzerten-Gehen überhaupt, merkt man da einen Unterschied. Bis jetzt war alles andere ausverkauft, erfreulicherweise, aber in Deutschland eben nicht.

Philipp Dausch

„Milky Chance“-Gitarrist Philipp Dausch. 

Ihre erste Hit-Single Stolen Danceist jetzt bald zehn Jahre alt. Ihrem Stil sind Sie immer treu geblieben. Wie haben Sie sich trotzdem verändert?

Dausch: Wir haben immer die Basis beibehalten, wie wir Musik machen. Nämlich sehr intuitiv und immer angefangen in einem sehr intimen Rahmen, bei uns zu Hause und bei uns im Studio. Wir haben uns aber doch auch in den Prozessen dann immer mehr geöffnet und haben mehr ausprobiert, mit anderen Leuten zu schreiben, mit anderen Leuten zu produzieren, andere Wege einzuschlagen. Die Essenz von unserem Sound sind wir, weil wir es immer noch machen. Aber wir haben auch viel experimentiert und deswegen, so fühlen wir es zumindest, haben wir einen großen Schritt gemacht. Auf jeden Fall fühlt es sich nach einer Entwicklung an, was ein gutes Gefühl ist.

Auch der Song „Synchronize“ ist erfolgreich. Das Video zu dem Song spielt in einem Endzeit-Szenario, die Menschen tanzen aber dennoch ausgelassen. Geht es auch darum, die Hoffnung nicht zu verlieren, besonders in Zeiten wie diesen?

Rehbein: Ich würde nicht sagen, dass das eine Intention war. Aber klar, der Interpretationsspielraum ist auf jeden Fall da. Es ist so, auch losgelöst vom Inhalt, dass Musik etwas ist, was Halt gibt oder einen Ausgleich und dadurch ein Gefühl von Hoffnung. In dem Video ist es eher so: Man ist so sehr im Moment und bekommt gar nicht mit, was um einen herum passiert. Es ist eine Über-Ekstase, in der man den Ernst um sich herum gar nicht so ganz wahrnimmt.

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Am 18. November spielen Sie in Köln. Was ist das Erste, woran Sie denken, wenn Sie „Köln“ hören?

Dausch: Karneval. Dom. Fußball.

Rehbein: Ja, Dom, Fußball. Ich muss immer ans Odonien denken. Da war ich mal auf einer Party, das war nice. Ein paar Freunde wohnen auch in Köln.

Dausch: Kölsch fällt mir ein. Ich liebe Kölsch.

Haben Sie Karneval schon in Köln gefeiert?

Dausch: Ja, einmal, ich war eine Banane. Und ich habe mir die Bänder gerissen.

Rehbein: Du hast du die Bänder gerissen?

Dausch: Ja, ich war betrunken. Und ich dachte mir, als Banane slidet man Treppen auf dem Geländer runter. Und da bin ich dann runter und beim Aufkommen richtig schön umgeknickt. Und dann war ich eine humpelnde Banane. Hat mich aber nicht aufgehalten.

Das sind ja weniger schöne Erinnerungen. Gibt es etwas, das Sie in Köln noch machen wollen?

Dausch: Hat nicht Lukas Podolski einen Dönerladen? Ich würde gern den Podolsk‘schen Döner ausprobieren. Interessiert mich mal.

Rehbein: Als Banane dann (lacht).

Was ist Ihr erstes Erlebnis oder eure erste Erinnerung in Köln? Abgesehen von gerissenen Bändern…

Dausch: Ich glaube, das war tatsächlich mein erster Besuch in Köln. Ich war da 17 oder so, auf jeden Fall noch in der Schule. Mein Vater hat in Köln studiert und mein Patenonkel lebt dort, aber meine erste selbstgemachte Erinnerung war Karneval.

Rehbein: Ich bin im Abiturjahr eine Zeit lang relativ viel nach Köln gependelt, weil meine damalige Freundin dort gewohnt hat.

Ist ein Konzert in Köln anders als etwa in Berlin, gibt es Unterschiede zwischen den Städten?

Dausch: Menschlich nicht. Bei Konzerten kommt es auf so viele Parameter an. Wir haben zum Beispiel am Sonntag in Glasgow gespielt und das war ein ganz anderer Vibe als vor drei Jahren, obwohl es die gleiche Stadt war.

Rehbein: Es kommt drauf an, was für eine Gruppe von Menschen da ist. Wie ist die Gesamtmischung? Wie sind wir drauf? Viel ist auch ähnlich und dann gibt's so 20 Prozent, wo es variiert. Es hängt auch davon ab, ob Wochenende ist oder nicht. Freitags oder samstags sind die Leute eher schon im Party-Modus.

Was planen Sie nach dem Ende Ihrer Europa-Tour?

Dausch: Wir haben tatsächlich schon das nächste Album…

Rehbein: … vorproduziert!

Dausch: Ja, also musikalisch ist das Album schon gemacht, wir müssen dann nur das Gesamtkunstwerk fertigstellen. Wir werden mit den Touren dann zu Weihnachten erstmal pausieren, im Frühjahr alles fertig machen und dann nächstes Jahr, sobald es geht, ein neues Album rausbringen und mit dem auch auf Tour gehen. Aber da wir jetzt gerade in Europa unterwegs sind, wird es sehr wahrscheinlich keine Europa-Tour.

Milky Chance sind am Freitag, 18. November 2022, im Palladium in Köln-Mülheim, Beginn ist um 20 Uhr. Karten gibt es für 47,45 Euro bei koelnticket.de