Millionen für den DomZentral-Dombau-Verein wird 175 Jahre alt
Köln – Der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) ist die älteste noch bestehende Bürgerinitiative Deutschlands. Der ZDV wird in der kommenden Woche 175 Jahre alt.
Als offizielles Gründungsdatum gilt der 14. Februar 1842. An diesem Tag fand im Gürzenich die Wahlversammlung statt. 3000 Menschen waren zu Beginn des Treffens da, noch während der Veranstaltung wuchs der neue Verein stetig. Am Ende zählte man 4832 Mitglieder. Die jüngste Unterstützerin war Eva Maria Groyen. Sie war erst wenige Stunden alt, als ihr Vater ihren Namen am 14. Februar, kurz vor 20 Uhr, auf die Liste setzen ließ. Zum ersten ZDV-Präsidenten wurde Heinrich von Wittgenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft, gewählt.
Die Vereinsmitglieder verfolgten nur ein Ziel, allerdings ein gewaltiges. Der Kölner Dom sollte endlich vollendet werden. Was 1248 mit der Vision, die größte Kathedrale der Welt zu bauen, begonnen hatte, präsentierte sich nach fast 300 Jahren Baustopp als größte Bauruine des Abendlandes. Dass der Dom nicht fertig wurde, lag nicht am technischen oder künstlerischen Unvermögen der damaligen Baumeister. Der einzige Grund war das fehlende Geld. Dieses Geld wollten die Dombau-freunde nun beschaffen.
Im Zentral-Dombau-Verein engagierten sich Frauen und Männer aus ganz Deutschland. Selbst im Ausland gründeten sich kleinere Hilfs- und Unterstützervereine. Neben Beiträgen – der Jahresbeitrag betrug mindestens einen Taler - und Spenden waren Musikveranstaltungen eine wichtige Einnahmequelle. Der ebenfalls 1842 gegründete Kölner Männer-Gesang-Verein zählte zu den eifrigsten Unterstützern und gab etliche Konzerte zugunsten des Dombaus.
Die Dombau-Lotterie diente der Finanzierung
Über 2000 Taler erbrachte allein das Konzert von Franz Liszt am 13. September 1842. Wenige Tage zuvor, am 4. September, hatte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. den Grundstein zum Weiterbau des Domes gelegt. Das Finanzierungskonzept ging zunächst auf. Ende 1842 wies der Kassenbestand fast 40 000 Taler auf. Es folgten Jahre, in denen die Baukasse reichlich gefüllt war. Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner beschäftigte in der Dombauhütte zeitweise bis zu 400 Mitarbeiter. Steigende Baukosten auf der einen, erlahmendes Interesse auf der anderen Seite bedeuteten für den Verein eine finanzielle Durststrecke.
Es flossen zwar noch immer nennenswerte Spenden, aber als entscheidender Glücksgriff erwiesen sich die Dombau-Lotterien. Bei der ersten im Jahr 1865 sollte das rein finanzielle Interesse noch verschleiert werden. Man wählte den Namen „Prämienkollekte“, das klang halbwegs kirchlich. Egal, wie das Projekt hieß. Der Losverkauf erbrachte einen Reingewinn von 177 000 Talern. Es wäre mehr für den Dom abgefallen, wäre nicht jemand auf die irrwitzige Idee gekommen, den Hauptgewinn der Lotterie auf 100 000 Taler festzusetzen. Zum Vergleich: Der Zuckerfabrikant Carl Joest versteuerte etliche Jahre später ein Jahreseinkommen von 60 000 Talern und war damit der bestverdienende Kölner.
Die Aufbauhilfe ist zum Generationenprojekt geworden
Die Geldquelle Lotterie sprudelte in der Folgezeit munter und beständig. Bis zur Vollendung des Domes 1880 plagten den Verein keine gravierenden Geldsorgen mehr. Als mit dem Versetzen des letzten Steins in der Kreuzblume des Südturmes am 15. Oktober der Dombau offiziell beendet war, waren 6 628000 Taler bezahlt worden. Dieses Geld stammte nur zu knapp einem Drittel vom Staat. Zwei Drittel steuerten die Bürger bei. Ohne das Engagement der Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins wäre der Dom nie fertig geworden. 1842 begann eine Geschichte, deren Erfolg buchstäblich in Stein gemeißelt ist. „Eintracht und Ausdauer“ lautete das Motto der Gründungsväter. „Damit der Dom uns bleibt“ haben ihre Nachfolger hinzugesetzt.
Was als Aufbauhilfe gedacht war, ist längst zu einem Generationenprojekt geworden. Aktuell zählt der Verein knapp 14 000 Mitglieder. „Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Vermächtnisse ist es möglich, jährlich über 60 Prozent des Etats der Dombauhütte aufzubringen“, sagt ZDV-Präsident Michael H. G. Hoffmann. Ende 2015 betrugen die Vereins-Einnahmen knapp fünf Millionen Euro. Davon wurden mehr als vier Millionen Euro an die Dombauverwaltung für den Erhalt des Domes überwiesen. Hoffmann ist in 175 Jahren erst der 13. Präsident des Zentral-Dombau-Vereins. Zum Jubiläum will sich der Verein selbst ein Geschenk machen und noch intensiver um Mitglieder werben. Am Jahresende möchte der ZDV sein Jahrbuch an mindestens 17 500 Frauen und Männer verschicken. Das „Kölner Domblatt“ bekommt jedes Mitglied.
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