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Mitglieder gesuchtKölner wollen erste Genossenschafts-Bar der Stadt gründen

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Dom im Abendrot

Kölner wollen beim Projekt „Trink-Genosse“ eine genossenschaftliche Bar gründen. (Symbolbild)

Köln – Der Beschluss, ein eigenes Café oder eine Kneipe zu eröffnen, ist sicher schon tausendfach in Wohnzimmern oder an Bartresen gefallen. Doch weil es für ein solches Vorhaben eben nicht nur den Willen, sondern auch Zeit, Kreativität und vor allem Geld braucht, laufen die meisten Ideen ins Leere.

Um dieses Problem zu lösen, versucht sich das Projekt „Trinkgenosse“ an einem neuen Ansatz – mit einem sehr alten Konzept. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland eine Vielzahl von Genossenschaften, heute sind die Firmen mit dem Namensteil „Raiffeisen“ die bekanntesten Vertreter dieser Unternehmensform. Das die Idee der Genossenschaft auch heute noch funktioniert, wollen die Gründer hinter dem Bar-Projekt zeigen.

Der Plan: Eine genossenschaftliche Bar soll mit Hilfe des Geldes vieler Genossenschaftsmitglieder gegründet werden. Die Mitglieder bekommen dafür das Recht, an den vielen Entscheidungen, etwa zu Standort, Konzept und Ausgestaltung des Barbetriebs, mitzuwirken. In der Fachsprache nennt man das „Co-Kreation“, wie Kai Berthold, einer der Initiatoren der Kneipen-Genossenschaft, erklärt. Dadurch, das Geld, Fähigkeiten und Ideen aller Mitglieder zusammenkommen, soll eine Bar-Gründung leichter werden. „Die kleinen Kräfte werden gebündelt“, beschreibt er.

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Hinzu kommt eine Menge Idealismus: Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Firma stehe das Streben nach hohen Gewinnen in einer Genossenschaft nicht im Vordergrund. Vielmehr gehe es um demokratische Teilhabe und das Prinzip der Solidarität, sagt Julian Eckes, der ebenfalls Teil des Projekt-Teams ist. Viele Genossenschaften schöpften ihr Potenzial nicht aus, weil sie die ursprüngliche Idee und den Nutzen nicht erkennen würden. Deshalb soll bei den Trinkgenossen auch nicht nach einem Gründungstreffen Schluss sein. „Genossenschaftlichkeit hat kein Ende, die Bar soll sich immer wieder neu erfinden“, erklärt Eckes. Es sei wichtig, ständig Situationen zu schaffen, in denen die Mitglieder die große Bedeutung ihrer eigenen Mitbestimmungsrechte erleben können.

Julian Eckes (links) und Kai Berthold

Damit sich bei Diskussionen in der Gruppe nicht derjenige durchsetzt, der besonders laut oder beharrlich ist, setzen Berthold und Eckes auf Erfahrungen aus ihrem bisherigen Berufsleben. Beide kommen aus der Design-Branche und sind sich sicher, dass sie mit bekannten Methoden aus Workshops dafür sorgen können, dass Gruppenentscheidungen möglichst einfach gefällt werden.

Geld über Crowdfunding-Plattform

Über die Crowdfunding-Plattform „Startnext“, auf der die Projektgründer über ihr Vorhaben informieren, sammeln sie Geld für die ersten Schritte zur eigenen Bar. Bis Ende November sollen so mindestens 25.000 Euro zusammenkommen. „Das ist quasi eine Abstimmung über unsere Idee“, meint Eckes. Erst, wenn der Mindestbetrag erreicht ist, wird die Genossenschaft gegründet und die eigentliche Arbeit beginnt. Die Bar soll bewusst mit „unfertigem Charakter“ eröffnet werden, jeder soll sehen können, wie die Mitglieder nach und nach über die Einzelheiten entscheiden. Erste Gespräche mit Immobilienbesitzern haben die beiden schon geführt, mehrere Standorte besucht. Doch auch darüber wird erst nach der Gründung entschieden. Weitere Informationen gibt es hier.