Mobilität der ZukunftLastenräder boomen in Köln: Förderung ein großer Erfolg
Köln – Wenn Installateur Markus Rolfes durchs Veedel kurvt, hat er seit einem Jahr keine Probleme mehr mit der lästigen Parkplatzsuche: „Unsere Kunden leben sowieso zum größten Teil in Ehrenfeld. Seit wir das Lastenrad nutzen, sind wir schneller da. Und klimafreundlicher allemal. Einen Parkplatz findet man so auch problemlos.“ Eigentlich hatte der selbstständige Handwerker als er das Förderprogramm der Stadt sah, nur an einen Mitarbeiter ohne Führerschein gedacht, den er damit ausstatten wollte. Aber inzwischen ist das von der Stadt bezuschusste Elektro-Lastenrad, das in der Garage in der Steckdose betankt wird, sein begehrtestes Pferd im Stall.
Kostenfreie Modelle zum Ausleihen
In Köln ruht das Konzept Lastenrad aber nicht nur auf gefördertem Privatbesitz, sondern auf zwei weiteren Säulen: Seit dem vergangenen Jahr können sich die Kölner im Zuge des Projekts „Kasimir – dein Lastenrad“ an den Kölner Bürgerzentren auch kostenlos ein Lastenrad ausleihen: Neun verschiedene von der Stadt finanzierte Modelle mit Namen wie Möhrchen, Lola und Minnie stehen zur Verfügung und können über die Internetplattform von kasimir.lastenrad.de gebucht werden: Es gibt Modell, die für den Studentenumzug oder den Ikea-Einkauf gebucht werden, aber auch ein Modell für bis zu vier Kinder oder sogar ein Lastenrad, in dem Rollstuhlfahrer transportiert werden können. Die Initiatoren möchten mit Lastenrädern als Gemeingut die Menschen auf den Geschmack bringen und für diese nachhaltige Form der Mobilität begeistern. Ziel ist, dass sich dann immer mehr Nachbarschaften ein Transportrad kaufen und miteinander teilen. Auch dieser gemeinnützige Ansatz von Kasimir ist Vorbild für ähnliche Verleihsystem in anderen deutschen Städten geworden.
Lastenräder-Parkplätze fehlen
Der Logistik-Professor Ralf Bogdanski von der TH Nürnberg hat ermittelt, dass Lastenräder bei den Paketen bis 30 Prozent des Sendungsaufkommens ersetzen könnten und perspektivisch ein wichtiger Schritt weg vom motorisierten Individualverkehr in der Stadt seien. Es klingt wie ein Traum von urbaner Mobilität: Emissions- und führerscheinfrei, ohne Spritkosten auf dem Fahrradweg am Autostau vorbei düsen und direkt am Ziel parken. Aber es gibt auch Wermutstropfen: Zum einen sind da die für die voluminöseren Gefährte viel zu schmalen Kölner Radwege, die das Navigieren zur Herausforderung machen. Zum anderen wird angesichts der immer größeren Lastenräderflotte das Parken zum Problem. Vor so mancher Kita herrscht morgens schon jetzt Lastenrad-Chaos, wenn die Kleinen gebracht werden. Wer Lastenräder fördert, müsse auch parallel entsprechend Auto-Parkplätze in Abstellflächen umwandeln, fordert die Ratsgruppe GUT, auf deren Initiative das Lastenradprogramm maßgeblich zurückgeht. Auf einen Autoparkplatz passen mindestens drei Lastenräder. Ein Anfang ist gemacht: 2020 wurden die ersten Lastenradparkplätze von der Stadt geschaffen. 50 weitere sollen in diesem Jahr in der Innenstadt folgen.