Autor mit 92Heinz Caspar veröffentlicht sein erstes Buch über die Kindheit im Mülheim

Heinz Caspar an seinem Computer in Longerich und als Wehrmachtssoldat in Uniform 1944 (r.).
Copyright: Peter Rakoczy
Mülheim/Longerich – Geschrieben hat Heinz Caspar schon immer. Gedichte vor allem. Nur eine Veröffentlichung traute er sich lange nicht zu. „Vielleicht war es ein gewisser Minderwertigkeitskomplex.“
Heinz Caspar ist 92 Jahre alt, als gelernter Buchdrucker und Druckerei-Inhaber hat er die meiste Zeit seines Lebens anderen geholfen, das Geschriebene in die Welt zu setzen. Doch mittlerweile hat es Caspar endlich auch selbst geschafft, seinen Traum zu verwirklichen. „Heidewitzka Heinz – Ne Müllemer Jung erobert die Welt“, heißen seine Erinnerungen an die ersten Jahre, die er in Mülheim verbrachte.

Heinz Caspar als viermonatiges Baby auf dem Schoß seiner Mutter, Weihnachten 1926.
Copyright: Peter Rakoczy
„Wer weiß schon noch etwas aus den 1930-er Jahren?“, sagt Caspar an seinem Schreibtisch im Keller seines Hauses in Longerich, wo er mittlerweile die Schreibmaschine gegen einen Computer ausgetauscht hat. Er selbst könne sich jedenfalls noch gut erinnern, sein Langzeitgedächtnis funktioniere hervorragend.
Kein Geld für die Schule
Gerne hätte Heinz Caspar das Gymnasium besucht, aber seine Mutter konnte das Schulgeld nicht aufbringen. Als sie mit Heinz im vierten Monat schwanger war, starb sein Vater. Fünf Geschwister hatte Heinz Caspar, „wir kriegten pro Kind 20 Reichsmark Rente“. Seine Kindheit an der Bergisch Gladbacher Straße in Mülheim, wo seine Familie in einem Haus schräg gegenüber der Feuerwache lebte, würde mancher wohl als erbärmlich bezeichnen, sagt Heinz Caspar: „Ich würde sagen, sie war schön.“

Bilder aus Heinz Caspers Familienalbum: Caspar (r., stehend) neben seiner Schwester Leni, sitzend seine Mutter, 1943.
Copyright: Peter Rakoczy
Seine Erinnerungen lesen sich dann auch nicht wie eine Rückschau auf eine Zeit der Entbehrung, vielmehr als eine Reihe mehr oder weniger glücklicher Episoden. Einen Mangel habe er nie empfunden, sagt der Autor: „Wir waren immer satt und meine Mutter sorgte dafür, dass wir anständig angezogen waren.“ Eine Kiesgrube neben und der Platz vor der Feuerwache seien wunderbare Spielplätze gewesen und an Fronleichnam ging man auf die Kirmes neben dem heutigen Wiener Platz. Auf der Bergisch Gladbacher Straße fuhren noch Straßenbahnen und Pferdefuhrwerke – schon damals sei der Verkehr nicht ungefährlich gewesen.
Mit zehn Jahren die linke Rheinseite besucht
Im März 1936 bekam der zehnjährige Heinz die seltene Gelegenheit, die linke Rheinseite zu besuchen. Adolf Hitler besuchte die Stadt und Heinz Caspar marschierte mit einem Zug des Deutschen Jungvolks, in das seine Klasse zwangsweise integriert wurde, zum Hauptbahnhof, um dem „Führer“ zuzuwinken. „Das war die erste Begegnung mit dem Mann, durch dessen Wahn mir später einige Jahre meines jungen Lebens zerstört worden sind“, schreibt Caspar. Reichsarbeitsdienst, Fronteinsatz und amerikanische Gefangenschaft waren für Heinz Caspar die unschönen Folgen der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Heinz Caspar als Wehrmachtssoldat in Uniform 1944.
Copyright: Peter Rakoczy
Schon 1950 enden die Erinnerungen des „Müllemer Junge“, in diesem Jahr wurde aus dem Müllemer Junge ein frisch verheirateter Höhenhauser Junge.
„Das Schreiben ist für mich reines Vergnügen“, sagt Heinz Caspar: „Da vergesse ich Zeit und Raum.“ Auch einen Gedichtband hat er veröffentlicht, sein nächstes Buch ist schon in Arbeit. Der Titel: „Das Leben ist (k)ein Traum“.
Bezugsquellen
Das Buch „Heidewitzka Heinz – Ne Müllemer Jung erobert die Welt“ kann bei Heinz Caspar unter 0221/59 91 23 0 bestellt werden oder unter 0221/97 42 94 9 (Druckerei Caspar). Außerdem ist es für 14,90 Euro bei der Mayerschen Buchhandlung am Wiener Platz in Mülheim, der Lengfeld’schen Buchhandlung am Kolpingplatz 1 und der Buchhandlung Baudach an der Dellbrücker Straße, erhältlich.