Bernd Franco Hoffmann aus Buchforst hat ein Buch über längst vergessene Eisenbahnstrecken und die Geschichte des Kölner Hauptbahnhofs geschrieben.
Kölner AutorWie aus dem Interesse an Eisenbahnen ein Buch wurde
Schienen galten Anfang des 18. Jahrhunderts als Zeichen des Fortschritts. Wo die Dampfloks fuhren, erblühten Städte, wuchs die Wirtschaft. Der Bau der Bahnstrecken war kein staatliches Unterfangen. Preußen hielt sich zurück, aus finanziellen Gründen, aber auch aus Argwohn gegenüber den „fauchenden Ungeheuern“. So beschreibt es der Autor und Journalist Bernd Franco Hoffmann in seinem neuen Buch „Die Rheinische Eisenbahngesellschaft“.
Bahnhof Belvedere war einst ein Ausflugslokal für Köln
Der Streckenbau wurde durch das Privatunternehmen und seine Konkurrenten vorangetrieben. Eine der wichtigsten Hinterlassenschaften in der Stadt, der Bahnhof Belvedere, wird aktuell saniert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Er lag damals am Endpunkt des ersten Teilstücks der geplanten, weltweit ersten internationalen Eisenbahnstrecke Köln–Aachen–Antwerpen und wurde 1839 fertiggestellt. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde auf einer Anhöhe errichtet, mit Aussicht auf den Verlauf der Bahnstrecke und die Skyline von Köln.
Das Gebäude beherbergte auch eine Gaststätte und war ein Ausflugslokal für die Kölner. Endziel des Streckenbaus der Rheinischen Eisenbahngesellschaft (RhE) war aber Belgien. Unternehmer am Rhein und im Bergischen Land waren bei ihrer Suche nach Möglichkeiten, die hohen niederländischen Rheinzölle zu vermeiden, auf die Alternative des Schienenverkehrs gestoßen.
Kölner Ludolf Camphausen gab Anstoß für Strecke nach Belgien
Zugleich wollte der 1830 gegründete Staat Belgien seine Handelsbeziehungen zu Preußen ausbauen. Der erste Anstoß für eine Eisenbahnlinie von Köln in das Nachbarland kam von dem Kölner Bankier und Politiker Ludolf Camphausen. Unter seinem Vorsitz gründete sich im Jahr 1835 die Rheinische Eisenbahngesellschaft (RhE). Die komplizierte Gründungsgeschichte beschreibt Hoffmann in seinem Buch genau, ebenso wie die Geschichte der Bahnhöfe und die der diversen Strecken, die die RhE in den Folgejahrzehnten baute – und wie sie wieder in der Versenkung verschwanden.
Hoffmann, der Sozialpädagogik studiert hat und in Buchforst zu Hause ist, stieß während seiner Arbeit als Journalist für die Bergische Landeszeitung auf das Thema „Eisenbahn“. Das hundertjährige Jubiläum des Eisenbahntunnelbaus Overath-Hoffnungstal im Jahr 2010 war der Aufhänger für eine Serie über Eisenbahnstrecken. Und Hoffmann begab sich auf die Suche nach Spuren von – teilweise längst verschwundenen – Schienen, stieß dabei auf viele Geschichten von erfolgreichen Bauten und Protesten dagegen. Im Buch hat er verschiedene Kapitel diversen Strecken gewidmet.
Auch die Entstehungsgeschichte der Kölner Bahnhöfe ist beschrieben, beispielsweise wie der heutige Hauptbahnhof 1859 auf dem Gelände entstand, wo ehemals die Flora beheimatet war. Sie wurde damals nach Riehl ausgelagert. Am West-Bahnhof erinnert derweil die Ludolf-Camphausen-Straße an den Mann, der in Köln den Eisenbahnbau vorantrieb.
Bernd Franco Hoffmann, Die Rheinische Eisenbahngesellschaft, Sutton Verlag, ISBN: 978-3-96303-463-3