Seit fast zwei Jahren halten in Dellbrück Menschen Mahnwache für den Frieden in der Ukraine – und nun auch im Gaza-Streifen.
Solidarität mit KriegsopfernDellbrücker halten zum 100. Mal eine Mahnwache für den Frieden
Mehr als 100 Dellbrücker versammeln sich auf dem Platz am Mühlenbrunnen, jeden Samstagmittag und nun schon zum 100. Mal. Sie halten Mahnwache für den Frieden – seit bald zwei Jahren. Dazu laden die evangelische und die katholische Kirchengemeinde ein, die die Mahnwache seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs organisieren.
Auch an diesem Samstag entzündet Ulrich Kock-Blunk, Pfarrer der evangelischen Christuskirche, eine Friedenskerze. Dann sagt er: „Zum hundertsten Mal stehen wir hier, während der Krieg in der Ukraine weitergeht.“ Inzwischen dauert der Krieg fast zwei Jahre an. „Wir erleben einen Krieg in der Zermürbungsphase. Wir sehen Bilder von sinnlos zerbombten Städten“, sagt Kock-Blunk. „Wissen von traumatisierten Menschen. Dieser Krieg ist Wahnsinn. Er zerstört ein ganzes Land.“ Seit Oktober halten die Dellbrücker auch Mahnwache für die Opfer des Kriegs in Israel und Gaza.
Pfarrer hält an Mahnwache trotz Fortgang der Kriege fest
„Eine Freundin hat – in ehrlicher Sorge – mich schon vor Monaten gefragt, ob ich keine Angst habe, dass wir für ein wenig sonderlich gehalten werden, wenn wir uns immer noch versammeln“, sagt Kock-Blunk. Der evangelische Pfarrer sehe dennoch einen Sinn in den Mahnwachen: Sie zeigten, dass Menschen in der Lage sind, sich zu ändern und Feindbilder verblassen können. „Noch vor fünfzig, sechzig Jahren wurden Familientragödien inszeniert, wenn eine evangelische Frau sich in einen katholischen Mann verliebte – oder umgekehrt. Meine Kinder verstehen auch das überhaupt nicht mehr.“
Michael Mohr, ehemaliger Vorsitzender des katholischen Pfarrgemeinderats, berichtet davon, wie die palästinensische Christin und Trägerin mehrerer Friedenspreise Sumaya Farhad Naser ein Konzept des Friedens verfolgt, obwohl sie selbst die Willkür, Gewalt und Unterdrückung durch israelische Soldaten hautnah erlebte und den gewaltsamen Tod naher Verwandter beklagen musste. „Sie tut alles, damit Gewalt nicht wieder passiert und eine Basis dafür zu schaffen, Frieden miteinander zu erreichen.“ Dazu gehöre unter anderem, dass wir in Anbetracht aller unserer Unterschiede die Gleichwertigkeit alle Menschen anerkennen.