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Ehemaliger SchießstandStadt saniert kontaminierten Übungsplatz in Köln-Ostheim

Lesezeit 4 Minuten

Die Bäume auf und um den früheren Schießplatz am Alten Deutzer Postweg sind gerodet. Nun soll die Erde abgetragen werden.

Ostheim – Insgesamt etwas mehr als 825000 Euro hatte die Stadtverwaltung für die Sanierung des Bodens auf dem Gelände eines ehemaligen Schießplatzes am Alten Deutzer Postweg als Bau- sowie Nebenkosten veranschlagt. Dafür hatte die Bezirksregierung bereits 80 Prozent der Gesamtkosten als Fördermittel bewilligt. Doch jetzt werden Bodensanierung und Wiederaufforstung wohl billiger als geplant. „Unter Berücksichtigung der bisherigen Aufwendungen und Aufträge reduzieren sich die Baukosten in Höhe von 678 300 Euro um rund 30 Prozent – vorbehaltlich unvorhergesehener Kostenerhöhungen während des Baus oder der Wiederaufforstung“, beschreibt eine Mitteilung an den Ratsausschuss für Umwelt und Grün sowie an die Kalker Bezirksvertreter das Projekt.

Rund 56 Jahre lang haben die Hobbyschützen auf dem Schießplatz auf Tontauben geschossen. Als der 2006 aufgegeben wurde, hätten die Sportschützen nach dem Verursacherprinzip dafür sorgen müssen, dass das Blei aus dem Boden entfernt wird. Das haben sie allerdings nicht getan. (NR)

Schädliche Bodenveränderungen auf einer Fläche von vier Hektar

Untersuchungen des städtischen Umweltamtes und mehrerer Gutachter hatten im vergangenen Jahr ergeben, dass auf einer Fläche von knapp vier Hektar – sie umfasst jeweils mehr als 100 Meter zu beiden Seiten der Hans-Offermann-Straße, die vom Kreisverkehr am Alten Deutzer Postweg ins Neubaugebiet Waldbadviertel führt – durch die Ansammlung von Bleischrot und Wurfscheiben schädliche Bodenveränderungen entstanden sind. Insbesondere die oberste Erdschicht in einer Tiefe von zehn bis 40 Zentimetern ist demnach stark belastet: durch Blei, Arsen, Antimon sowie polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Da zu befürchten ist, dass die Schadstoffe auf Dauer mit dem Regen ins Grundwasser gelangen und Menschen mit dem Boden in Kontakt kommen könnten – vor allem spielende Kinder der benachbarten Wohnsiedlungen – muss das gesamte belastete Erdreich entfernt werden.

Verursacher ist der nicht mehr existierende „Verein zur Förderung des jagdlichen und sportlichen Schießens“, der von 1953 bis 2009 auf dem Areal am Alten Deutzer Postweg regelmäßig Schießübungen mit Tontauben durchführte. Als Folge liegen rund 70 Tonnen Bleischrot und etwa 3,4 Tonnen Wurfscheibenreste als Rückstände nicht nur auf dem ehemaligen Schießplatz-Gelände, sondern im gesamten umliegenden Wald. Die Sanierung des Bereichs ist nach dem Bundesbodenschutzgesetz erforderlich.

Welche Arbeiten durchgeführt werden, lesen Sie im nächsten Abschnitt.

Die Vorbereitung der Fläche für die eigentlichen Sanierungsarbeiten ist fast abgeschlossen, Bäume und Sträucher wurden entfernt. „Der Erhalt der Bäume auf der Sanierungsfläche war nicht möglich, da diese erfahrungsgemäß das Freilegen der Wurzeln durch die Bodensanierung nicht überleben“, sagte Berthold Debrouwere vom Umweltamt. Gerodet wurden überwiegend nicht standort-typische Arten wie Roteichen, Fichten und Hybridpappeln. Inzwischen ist die gesamte Oberfläche des Geländes gefräst, verdichtet und eingemessen. Außerdem wurden einige Anhaltspunkte auf Kampfmittel hin untersucht. Doch der Verdacht auf mögliche Bombenblindgänger wurde ausgeräumt.

Abweichend von den ursprünglich in den Angeboten kalkulierten Preisen – für die Kostenberechnung wurden Einheitspreise vergleichbarer Maßnahmen aus den Jahren 2013/14 herangezogen – sind die Fachfirmen demnach in der Lage, die Arbeiten und Materialien deutlich günstiger bereitzustellen oder einzukaufen. Zudem konnten die Kosten auch dadurch reduziert werden, dass die abzudichtende Fläche um 10 Prozent verkleinert wurde und die Leitungen für die auszuführende Entwässerung deutlich verkürzt ausfallen.

Aufforstung für kommenden Winter vorgesehen

Bis Ende Oktober soll der belastete Boden abgetragen und an einer Stelle auf dem Gelände zu einem Hügel aufgeschüttet werden. Die Verwaltung spricht dabei von einem sogenannten Sicherungs- oder Landschaftsbauwerk, das anschließend mit wasserdicht verschweißten Kunststoff-Dichtungsbahnen überzogen wird.

Das würde gewährleisten, so heißt es, dass sich kein Sickerwasser bilden und in den Untergrund eindringen kann. Außerdem soll so ein möglicher Kontakt von Menschen mit dem kontaminierten Material dauerhaft unterbunden werden. Auch die künftig abgedichtete Schadstoffhalde soll mit sauberem Boden abgedeckt, rekultiviert und mit Bäumen bepflanzt werden.

Die Aufforstung ist der Planung des Grünflächenamtes zufolge für den kommenden Winter vorgesehen. Neu gepflanzt werden sollen vorrangig standortgerechte, heimische Arten wie Stieleichen, Hain- und Rotbuchen, Winterlinden sowie Wild-Obstbäume. Nach der Aufforstung soll die gesamte Waldfläche wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden.