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Ein stiller Gruß nach obenWas der ambulante Jugendhospizdienst in Köln leistet

Lesezeit 3 Minuten

Symbolische Grüße nach oben für alle Kinder, die nicht mehr am Fest teilnehmen konnten

Holweide – Das muss gefeiert werden. Vor fünf Jahren bezog der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Köln-Ost (AKHD) seine Räumlichkeiten in der Heinz-Kühn-Straße in Holweide. Jetzt feierten Mitarbeiter gemeinsam mit den Familien und Kindern sowie zahlreichen Gästen das kleine Jubiläum mit einem großen Sommerfest im Garten hinter den Vereinsräumen. Als einer von vier Kinder- und Jugendhospizdiensten in Köln begleitet und unterstützt der Verein in Holweide Familien, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt oder bereits verstorben sind.

„Mit sechs Familien hatte der Hospizdienst damals seine Arbeit in Holweide aufgenommen“, erzählt Anita Slijepcevic, seit einem Jahr Koordinatorin für den AKHD-Standort Köln-Ost. Heute betreuen drei hauptamtliche- und etwa 50 ehrenamtliche Mitarbeiter 32 Familien im Rechtsrheinischen und dem angrenzenden Bergisch Gladbach.

Entlastung der Familien

Das Sommerfest diene vor allem dazu Danke zu sagen, hob sie hervor. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer, die sich seit Jahren mit großem Engagement und speziellen Fähigkeiten einbringen, könne solch ein Verein nicht bestehen, ergänzte Gabi Mies, seit 13 Jahren selbst als Ehrenamtlerin im Hospizdienst tätig.

Großes Lob kam auch von Günther Friedrich vom Vorstand des Dachverbands des Deutschen Kinderhospizvereins (DKHV) in Olpe. Der Hospizdienst Köln-Ost stehe an der Seite des DKHV.

Nicholas (12) freut sich auf die Rundfahrt mit der Gold Wing.

Eine, die die Hilfeleistung des Vereins zu schätzen weiß, ist Annika Wleklinski. Seit rund zehn Jahren begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter des Kölner Dienstes die 22-Jährige auf ihrem schweren Weg. „Annika leidet an einem sehr seltenen Gendefekt“, beschreibt ihre Mutter Maren das Schicksal ihrer Tochter, die mittlerweile erblindet und an einen Rollstuhl gefesselt ist. Sprechen kann sie kaum, kommuniziert aber trotz erheblicher Bewegungsstörungen mit einer speziellen Computertastatur per E-Mail mit ihren Freunden. Dankbar sei sie auch für begleitete Reisen beispielsweise nach Paris, die der Verein ihrer Tochter ermöglicht habe, schildert die Mutter, die selbst einige Jahre im Vorstand des DKHV tätig war. „Annika fühlte sich damals wie eine Königin“, erinnert sie sich. Annika lacht. Natürlich kann sie sich noch gut an den tollen Wochenendtrip erinnern. Besucht wird sie zu Hause, von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die ihr vorlesen oder mit ihr spazieren gehen.

Es gehe bei der kostenfreien Unterstützung auch um die Entlastung der betroffenen Familien, sagt Maren Wleklinski. Schauspielerin Jasmin Schwiers kennt den Kölner Kinder- und Jugendhospizdienst seit der Gründung im Jahr 2006. Für den Deutschen Dachverband ist sie als Botschafterin unterwegs und trägt auf diese Weise mit dazu bei, dass immer mehr Menschen von der Kinderhospizarbeit erfahren. Sie sehe ihre Aufgabe darin, mit Missverständnissen aufzuräumen und Menschen ins Gespräch zu bringen. Für alle Kinder, die nicht mehr an der Jubiläumsfeier teilnehmen konnten, zündete Schwiers beim Jubiläumsfest eine Kerze an. Später starteten bunte Luftballons in den Himmel - ein stiller Gruß nach oben.

Während viele Gäste bei Kaffee, Kölsch, Kuchen und Gegrilltem über die Hospizarbeit plauderten, nutzten einige der anwesenden Kinder die Gelegenheit, auf einer der schweren Gold Wing oder Harley Davidson-Maschinen eines Kölner Motorrad-Clubs einige Runden um die Häuser zu drehen. Für den zwölfjährigen Nicholas war es das größte, mal auf einem so großen Motorrad mitfahren zu dürfen. Mit Helm natürlich. Und ein bisschen Knieschlottern.