AboAbonnieren

Markante Baustelle in Köln-Flittard„Das ist kein Spaß“ – Weltkriegsbunker an der Pützlachstraße wird abgerissen

Lesezeit 2 Minuten
An einer Straßenecke steht ein blechverkleideter Klotz.

Ein elf Meter hoher Schutzzaun schirmt die Bauarbeiten derzeit von der Umgebung ab.

Anwohner befürchteten negative Begleiterscheinungen, wenn der Weltkriegsbunker an der Pützlachstraße abgebrochen wird. Jetzt ist es so weit.

Es sieht ein wenig so aus, als wäre eine überdimensionale Karstadt-Filiale aus den 1970er Jahren ins beschauliche Flittard verpflanzt worden. Der elf Meter hohe Schutzzaun aus Metallteilen, der vor wenigen Wochen an der Miltzstraße und der Pützlachstraße errichtet wurde, schirmt die außergewöhnliche Baustelle dahinter ab.

Seit April dieses Jahres wird der Hochbunker aus dem Jahr 1942 Stück für Stück abgetragen – tausende Tonnen Stahlbeton, die den Flittardern im Zweiten Weltkrieg Schutz boten. Im Anschluss an den Abbruch will das Bauträgerunternehmen „Markus-Bau“ aus Bochum auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage errichten.

Kein Durchkommen mehr auf der Miltzstraße in Köln-Flittard

Weite Teile des oberirdischen Gebäudeteils seien bereits abgebrochen worden, so Geschäftsführer Karsten Koch. Nur die seitlichen Teile des Bunkers stehen noch. Der Spezialzaun sei aufgestellt worden, weil sich die Bagger vom Innenhof aus nun immer weiter zu den Außenwänden vorarbeiteten: „Er soll davor schützen, dass Abbruchteile auf die Straße fallen.“ Auch Staub und Lärm soll die Anlage abhalten. Auf der Miltzstraße ist dafür in Höhe des Bunkers für Autofahrer kein Durchkommen mehr, auf der Pützlachstraße gilt eine geänderte Verkehrsführung.

Ein würfelförmiges mit Graffiti besprühtes Gebäude steht an einer Straßenecke.

Der Weltkriegsbunker an der Pützlachstraße vor dem Abbruch im März 2023

Laut Bruno Odenthal, Vorsitzender des Bürgervereins Flittard, verlaufen die Bauarbeiten bisher weitgehend reibungslos. „Vibrationen gibt es, aber die spürt nicht jeder.“ Beschwerden seien ihm nicht zu Ohren gekommen. Anwohnerin Gisela Bornholdt, deren Grundstück mit Containern von der Baustelle abgeschirmt wird, kann das bestätigen. Die Belästigungen seien weniger gravierend als befürchtet, so die 85-Jährige: „Es klappt.“ Ganz anders die Einschätzung von Cihan Gündogmus, dessen Haus an der Pützlachstraße unmittelbar an den Bunkerkomplex grenzt: „Die Vibrationen sind sehr enorm“, sagt er. Zuweilen zittere der Boden: „Das ist kein Spaß.“

In den Bunker wurde bereits eine Lücke gesägt, um ihn von dem Nachbarhaus zu trennen. Jetzt werde über weitere Sägearbeiten nachgedacht, um die Vibrationen zu reduzieren, so Karsten Koch. Hinter dem hohen Schutzzaun türmt sich derzeit der Schutt. Wahrscheinlich werde noch in diesem Jahr damit begonnen, das Material mit einer Mahlmaschine zu zerkleinern und zwecks Wiederverwendung abzutransportieren, sagt der Geschäftsführer: „Es wird auf jeden Fall Lkw-Verkehr geben.“ Wann genau mit dem Bau des neuen Gebäudes mit rund 30 Wohnungen begonnen wird, stehe noch nicht fest. Unklar sei unter anderem, wie die Fundamente des Bunkers beschaffen seien. Hier seien die Pläne ziemlich ungenau. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.