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Gesamtschule HolweideKölner Schüler wehren sich gegen Auslagerung an andere Schule

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Eltern und Schüler der neunten Klassen wollen die Auslagerung des zehnten Jahrgangs nach Mülheim nicht mehr akzeptieren.

Holweide – Es herrscht Platzmangel an der Integrativen Gesamtschule Holweide. Seit einem Jahr müssen die Schüler der zehnten Jahrgangsstufe darum in die Räume der André-Thomkins-Förderschule an der Holweider Straße in Mülheim ausweichen. Dagegen wehren sich viele Schüler der aktuellen neunten Klassen und ihre Eltern. Die künftigen Zehntklässler empfinden die Pendelei als Zumutung, jetzt haben sie vor ihrer Schule sowie vor dem Kölner Rathaus dagegen protestiert.

„Wir sind empört“, sagt Caroline Sieg von der Schulpflegschaft. Sie schildert die lange Geschichte des Platzmangels in Holweide. Nachdem im Sommer 2009 ein Pavillon mit Klassenräumen abgebrannt sei, habe die Stadt mit Containern provisorisch Ersatz geschaffen – als Übergangslösung für maximal ein Jahr, wie es hieß.

Aus einem wurden sechs Jahre, die Container verfielen. „Es war feucht, und 2014 ist sogar der Boden an ein, zwei Stellen eingebrochen“, erläutert Hans-Helmut Brill, in der Schulpflegschaft für die neunten Klassen zuständig. Nachdem im Sommer 2014 noch Schimmelbefall festgestellt worden sei, habe das Gesundheitsamt die Container kurzerhand geschlossen. Seitdem hat die Stadt immer wieder den Termin für die Aufstellung neuer Container verschoben.

Brill: „Erst hieß es, zu Ostern oder spätestens zu Beginn der Sommerferien würden sie kommen.“ Jetzt habe er von der Schulleitung erfahren, dass auch dieser Termin nicht eingehalten werden könne. „Das war zu viel“, sagt Sieg. Ein Unterrichtstrakt für naturwissenschaftliche Fächer, der die Platznot lindern soll, werde frühestens ab 2016 gebaut.

Kein Mittagessen in Mülheim

Die Folgen der Auslagerung sind für die Schüler der zehnten Klassen eklatant. „Da in Mülheim die Ausstattung für viele Fächer fehlt, müssen die Klassen pendeln“, sagt Sieg. Sie verlören Zeit und könnten nur noch selten an Arbeitsgemeinschaften und Projekten teilnehmen. Außerdem gebe es in Mülheim kein Mittagessen. Vera Deubner, Schülerin der Klasse 9.3.1, ahnt bereits jetzt, was nach den Sommerferien auf sie zukommt: „Man fühlt sich doch von der Schule ausgeschlossen – und das ausgerechnet im letzten Jahr.“

Außerdem verlören die Schüler durch das Pendeln Zeit, der Stress hindere sie daran, sich auf den Lernstoff zu konzentrieren. Deubner: „Wir bereiten uns in dem Jahr immerhin auf die Abschlussprüfungen Realschule oder auf die Qualifikation zur Oberstufe vor.“ Natalie Dedreux, eine 16-jährige Schülerin mit Förderbedarf, würde viel vermissen: „Ich bin in der Kochgruppe und mache im Schülercafé mit. Das wäre vorbei.“

Besonders hart sei die Situation aber für die behinderten Schüler der inklusiven Schule, von denen es in jeder Jahrgangsstufe rund 30 gibt. „Sie könnten keine Therapien, Mädchengruppen oder andere Angebote wahrnehmen“, sagt Brill. Mehr noch: „Beim hin- und herfahren sind sie auf sich gestellt, sie könnten sich verirren oder wegen einer körperlichen Behinderung Probleme mit Barrieren bekommen.“ Das Personal reiche nicht aus, immer alle zu begleiten.

Eine Anfrage bei der Gebäudewirtschaft der Stadt beantwortet Sven Brüggemann: „Es hat höchste Priorität bei uns, so schnell wie möglich neue Container in Betrieb nehmen zu können.“ Leider habe bereits 2014 ein erfahrenes Architekturbüro den Oster-Termin als unrealistisch verworfen. Doch eine Aufstellung bis August sei noch immer geplant. Brüggemann: „Dann müssen sie allerdings noch abgenommen werden.“ Wann sie bezugsfertig seien, hänge von den Ergebnissen der Abnahme ab.