Die Siedlung am Schlebuscher Weg ist wegen hoher Kosten von einem Baustopp betroffen – die Mieter sind verunsichert.
Mieter verunsichertLEG stoppt Abriss und Neubau am Schlebuscher Weg in Köln-Höhenhaus
Die Bewohner der LEG-Siedlung am Schlebuscher Weg sind zutiefst verunsichert. Erwarteten sie seit zwei Jahren die Sanierung ihres Quartiers – den Abriss der alten und den Bau neuer Häuser – steht die Umsetzung des Modernisierungsvorhabens nun in den Sternen. Derzeit besteht das Viertel aus 43 Gebäuden mit etwa 200 Wohnungen.
Mitte 2019 informierte die Wohnungsgesellschaft LEG die Bewohner der Siedlung bei einer Mieterversammlung über ihre Pläne, die Anfang der 1960er Jahre errichteten Gebäude abzureißen und an deren Stelle neue zu errichten. Durch eine Aufstockung und dichtere Bebauung sollte dabei die Anzahl der Wohneinheiten verdoppelt werden. Den Mietern wurde dabei versprochen, dass sie während der Arbeiten von einem Umzugsmanager betreut werden und sie in die Neubauten zurückkehren könnten. Einige der Blocks sind bereits leergezogen.
Auch Verkauf steht im Raum
Ende November kam nun für die Mieter der Schock: Das Unternehmen teilte ihnen mit, dass das Modernisierungsvorhaben gestoppt wird. Als Gründe gab die LEG an, dass sich der Zeitraum der Umsetzung zu sehr nach hinten verschoben hatte. Das liege unter anderem am komplexen und aufwendigen Bebauungsplanverfahren. „In der Zwischenzeit sind die Baukosten explodiert – allein in den letzten beiden Jahren sind die Neubaukosten für Wohngebäude um mehr als 30 Prozent gestiegen, und die weitere Entwicklung in den nächsten Monaten und Jahren ist kaum zu prognostizieren“, hieß es weiter.
Da derzeit keine Klarheit bestehe, wie sich die Bedingungen weiter entwickeln werden, nehme man Abstand von dem Vorhaben – vorerst. Es gebe mehrere Optionen, wie es weitergehen kann: „Projektabbruch und zügige Modernisierung der bestehenden Wohnungen oder ein Neustart des Neubau unter deutlicher Anpassung von Investitions- und Zeitplanung.“ Sollte sich das als unrealistisch erweisen, komme ein Verkauf der Immobilien in Frage. Eine endgültige Entscheidung will die Gesellschaft Mitte 2023 treffen.
Kölner Mieter sauer
„Das alles ist für uns äußerst belastend“, klagt Mieter Hans Josef Klaßmann. Schon in den letzten Jahren sei er von dem Düsseldorfer Unternehmen enttäuscht gewesen. Wenn etwas kaputt gehe, werde zum Beispiel nicht mehr repariert: „Angeblich werden nur noch Notfälle behoben.“ Doch nicht einmal das scheint zu funktionieren. Klaßmanns Nachbar Klemens Stöcker berichtet, dass in der Wohnung eines in der Siedlung lebenden Verwandten der Abfluss der Badewanne leck schlug. Daraufhin muss das Wasser nun mit einem Eimer abgeschöpft und in die Toilette geschüttet werden: „Die LEG unternimmt nichts, diesen Schaden beheben zu lassen.“
Auf die Modernisierung hatten sich die meisten der Bewohner gefreut. Schließlich seien die alten Gebäude schlecht isoliert. Außerdem mussten die Mieter bisher selbst für die Beheizung sorgen. Klaßmann: „Die meisten von uns hatten ihre Heizungen für ihre Wohnungen selbst installiert.“ Doch angesichts der rasant steigenden Energiepreise seien gut isolierte Häuser mindestens genauso wichtig: „Energie sparen geht hier nicht. Wir heizen für die Katz“, unterstreicht Stöcker. Die beiden Freunde und Nachbarn fühlen sich alleingelassen. So gebe es weder Hausmeister nach andere Ansprechpartner, an die man sich bei Problemen wenden könnte. „Da kriegst du eher eine Audienz beim Papst, als dass du einen Ansprechpartner der LEG erwischst“, klagt Klaßmann.