Der 88-jährige Werner Bach hat bewegte Zeiten mit Akkordeon und Kasperle hinter sich. Er schaut auf ein erfülltes Leben als Puppenspieler zurück.
„Aber nie mit erhobenem Zeigefinger“Mit seinen Puppen zog Werner Bach einst durch ganz Köln
Die großen Lieben im Leben des Werner Bach sind unauflöslich miteinander verbunden. Wenn er von der Musik spricht, spricht er auch von den Höhenhauser Puppenspielen und seiner Hilde, die er durch seine Künste auf der Ziehharmonika kennenlernte. Mit seiner zweiköpfigen „Stimmungskapelle Werner Bach“ zog er jahrzehntelang durch Köln, seine Wanderpuppenbühne betrieb er bis 2010.
Aus seiner Wahlheimat Güllesheim im Westerwald will er nun noch einmal an den Kölner Kasper erinnern und einen Gruß an alle schicken, die ihn im Laufe seines Wirkens kennengelernt haben. Wenn man Werner Bach reden hört, könnte man meinen, der 88-Jährige sei immer noch mit Quetsch und 14-köpfigem Puppenensemble unterwegs. Das entsprechende Equipment hält er bis heute griffbereit in seiner Wohnung. Aus dem Stegreif singt er aus dem Repertoire seiner sämtlich selbst inszenierten Kasperle-Stücke.
Kindervorstellungen im Kino inspirierten zum Puppentheater
Die Lieder dazu stammen – den Gema-Gebühren für fremdes Material zum Trotz – ebenfalls aus seiner Feder. Früh nahmen ihn Musik und Puppen für sich ein. Von einem russischen Offizier bekam der gebürtige Mülheimer seine erste Harmonika im Tausch gegen seine eben erst erhaltene Konfirmationsuhr. Die Begeisterung für Kasper & Co packte ihn bei den wöchentlichen Kindervorstellungen im Kino. „Als Vorfilm gab es immer ein Stück des Hohnsteiner Puppentheaters“, meint er, „das hat mich zum Puppenspiel inspiriert.“
Als Fünfjähriger war er mit seiner Familie von der Windmühlenstraße in die Keupstraße gezogen. Nach Kriegsende kehrte sie aus der Evakuierung an der Weser bei Holzminden dorthin zurück. „Wir sind mit dem Handwagen zo Fooß noh Kölle Mülheim jejange“, erinnert sich Bach, „damals war die Straße voller Ruinen.“ Gerade in dieser Zeit begann der Junge, von seinen Gaben Gebrauch zu machen, spielte erste Puppenstücke im zerstörten Kaisers Kaffee mit geliehenen Puppen aus einem ausgebombten Kindergarten. Flüchtlinge aus Ostpreußen begrüßte er mit seinem Harmonika-Spiel in Dünnwald – und lernte dabei 17-jährig seine künftige Frau Hilde kennen. Zwei schöne Töchter seien aus der Verbindung hervorgegangen, sagt Bach.
Ehefrau wurde Werner Bachs Assistentin
Schon 1948 debütierte die Stimmungskapelle Werner Bach bei einer Karnevalssitzung in Mülheim. An Engagements mangelte es der Combo aus Werner Bach selbst und wechselnden schlagzeugspielenden Kollegen seither nicht. Besonders während der Karnevalssession war ihr Rheinisches Liedgut mit Gassenhauern wie „Heidewitzka, Herr Kapitän“ gefragt. „Anfangs habe ich noch Fässer in einer Essigfabrik in Köln-Mülheim und in einer Weinbrennerei repariert“, erzählt Werner Bach über seine berufliche Laufbahn. Das Handwerk des Böttchers und Küfers hatte er von 1948 bis 1951 in Porz erlernt.
„1958 habe ich dann die Höhenhauser Puppenspiele gegründet und von dort aus mit meiner Hilde als Assistentin ganz Köln bespielt“, fährt er fort. Als Zentrale diente ihnen die erste gemeinsame Wohnung in einem ausgebauten Ziegenstall in Höhenhaus. Jeden Tag seien sie in Sachen Puppenspiele unterwegs gewesen, so Bach. Selbst nach dem Umzug nach Güllesheim 1980 rückte das Theater täglich nach Köln aus, um in Kindergärten, Schulen, Vereinen, Kaufhäusern oder bei Kindergeburtstagen aufzutreten. Aufzeichnungen bei verschiedenen Fernsehsendern und ein Gastspiel im Müngersdorfer Stadion konnten die Höhenhauser Puppenspiele ebenfalls für sich verbuchen.
„Meine Stücke waren immer lehrreich, aber nie mit erhobenem Zeigefinger“, erläutert Werner Bach. So ersann er auf Anregung der Wesselinger Polizei „Kasper und der fremde Mann – eine Warnung vor dem bösen Onkel“, die im dazugehörigen Lied auch Frauen als mögliche Täter mit einschließt. In „Das beste Geschenk“ nahm er den Kindern die Angst vor dem „weißen Kittel“. Mit „Die tanzende Blume“, „Der lustige Mülleimer“ und „Der Mülleimer-Geist“ warb er für den Umweltschutz. „Abfall, Papier und Dreck, werfen wir nicht in die Eck’, werfen wir nicht auf die Straß’- das macht uns keinen Spaß,“ heißt es im Refrain seines Umweltliedes. „In den Eimer mit dem Schmutz, dann bist du gut im Umweltschutz“, folgt als logische Konsequenz.
Großer Einsatz für den Umweltschutz in Liedern
Bachs Einsatz für den Umweltschutz drang schließlich bis nach Bonn. In der ehemaligen Bundeshauptstadt wurden die Höhenhauser Puppenspiele 1989 als „pädagogisch besonders wertvoll“ eingestuft und vom damaligen Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Klaus Töpfer, mit dem Titel „Bundesumweltbühne“ geehrt. Eine Auszeichnung, die bis heute einzigartig bleibt. Als seine Frau 2010 einen Schlaganfall erlitt und kurze Zeit später starb, zog sich Werner Bach endgültig von der Bühne zurück. Seine allererste Ziehharmonika besitzt er immer noch, sechs weitere sind im Laufe der Jahre dazugekommen.
Doch nicht nur sein Handwerkszeug hält der Kölner Kasper in Ehren, auch den Elan der frühen Jahre hat er sich bis ins hohe Alter bewahrt. Wer Werner Bach einen persönlichen Gruß übermitteln möchte, kann ihn telefonisch unter 0160/6775969 erreichen.