Kurz vor AbrissHeimatverein Dellbrück rettet historische Zeugnisse
Dellbrück – Buchstäblich im letzten Moment retteten Horst Noack, Hans Stengle und Sven Winter Relikte Dellbrücker Vergangenheit vor dem Verschwinden.
Sie demontierten an der ehemaligen belgischen Schule an der Von-Quadt-Straße das Namensschild „Ecole School Tabora“. Auch das Zusatzschild für ein Durchfahrtsverbot stellten sie sicher. Nun übergaben sie die Schilder an den Heimatverein Dellbrück, der sich um die Historie des Stadtteils kümmert.
Platz für neue Wohnungen
„In wenigen Tagen rücken die Abrissbagger an und schaffen auf dem ehemaligen Schulgelände Platz für neue Wohnungen“, begründete Noack den Einsatz. Er bedauert, nicht alle Hinweise auf die belgische Besatzung für den Heimatverein retten zu können: „Das Schild „militärischer Sperrbezirk“ war schon weg.“ Stengle betonte, dass die Belgier über Jahrzehnte einen großen Teil von Dellbrück prägten. Am Ende der Steinstraße habe es einen sogenannten Nato-Supermarkt gegeben, in dem man zollfrei einkaufen konnte.
Während die Wohnsiedlungen der Belgier nach und nach saniert und neu bezogen wurden, stand die Schule nach Abzug leer. „Renate Matthiesen, Leiterin der Abendrealschule, versuchte vor etwa zehn Jahren vergeblich, das Gebäude für ihre Einrichtung zu bekommen“, erzählte Noack. Das sei von der Stadt wegen zu hoher Kosten abgelehnt worden.
Schilder müssen konserviert werden – Mittel fehlen
Rudi Müller und Hans Michels vom Heimatverein freuten sich über die unverhoffte Gabe. „Die letzten Soldaten verließen die belgische Kaserne und die Wohnsiedlungen an der Steinstraße und der Immekeppeler Straße um das Jahr 2000“, sagte Müller. Am belgischen Schulstandort in Dellbrück habe es eine Grundschule und einen Kindergarten gegeben. Weiterführende belgische Schulen standen in Lindenthal und Bensberg. Hans Michels wies darauf hin, dass es auf dem Schulgelände auch ein Hallenbad gegeben habe.
Nun überlegen alle Beteiligten, was mit den Schildern weiter geschieht. „Auf jeden Fall müssen sie erst einmal konserviert werden“, sagte Stengle. Das Eisen der Namenstafel der Schule roste stark und die Beschriftung drohe abzublättern. Der Heimatverein hat im Moment weder die Mittel, diese Konservierung zu bezahlen, noch die Schilder auszustellen.
Künftige Nutzung noch nicht geklärt
Der Thurner Hof, in dem er früher Räume nutzte, wird zwar nach jahrelanger Sanierung bald wieder eröffnet. Die zukünftige Nutzung ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt. Müller schlug vor, die Namenstafel der Schule an einem der Neubauten anzubringen: „Dann erfahren die zukünftigen Bewohner, dass hier einmal eine Schule der belgischen Besatzungsmacht stand.“ Die Beteiligten vereinbarten, gemeinsam Kontakt mit dem Investor aufzunehmen.