Wasserschäden, VandalismusSkulpturenpark Stammheim leidet unter Corona-Beschränkungen
- Die Corona-Beschränkungen haben auch den Skulpturenpark in Stammheim in Mitleidenschaft gezogen.
- Weil das jährliche Pfingsfest nicht stattfinden konnte, fehlt nun das Geld, um die notwendigen Pflegearbeiten durchzuführen.
- Die Folge: Viele Beschilderungen sind unleserlich oder fehlen ganz, Kunstwerke sind von der Natur überwuchert.
Stammheim – „Alles im grünen Bereich“ heißt eine Skulptur im Schlosspark Stammheim. Sie zeigt einen dicken badenden Mann, der sich genüsslich in seiner Wanne räkelt. Eine Information über Künstlerin (Trautlinde Minuzzi) und Titel suchen Besucher des direkt am Rheinufer gelegenen Skulpturen-Parks allerdings vergeblich. Ähnlich sieht es bei vielen anderen Werken aus: Es ist also nicht alles im grünen Bereich im Schlosspark.
Die in Plastik eingeschweißten Schilder sind vom Regenwasser unleserlich geworden oder fehlen. Die Granitstelen, auf denen die Erläuterungen angebracht waren, sind teilweise aus dem Boden gerissen oder stehen an falscher Stelle. Ulrich Soénius, beruflich für die IHK Köln tätig und privat passionierter Radfahrer, war der Missstand kürzlich bei einer seiner Touren durchs Rechtsrheinische aufgefallen. „Der Umgang wird den Künstlern, die hier Ideen und Kreativität eingebracht haben, nicht gerecht“, beklagt Soénius. „Das ist schade, denn der Schlosspark ist wirklich ein Kleinod, für das die Stadt dankbar sein sollte.“
Dass es die Skulpturen-Ausstellung überhaupt gibt, ist einer Privatinitiative zu verdanken, der „Kultur Raum Rechtsrhein“ (KRR) mit derzeit acht Mitgliedern. Seit bald 20 Jahren sorgt die Gruppe für die Auswahl der Künstler – jedes Jahr wird ein Teil der Skulpturen ausgewechselt – und organisiert an Pfingsten ein zweitägiges Fest mit Eröffnung, Musik und kostenlosen Führungen. Alles ehrenamtlich, versteht sich. Doch die Corona-Pandemie hat auch der KRR einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wegen des Virus durfte die Veranstaltung an Pfingsten, die jedes Jahr rund 10 000 Besucher anlockt, diesmal nicht stattfinden.
„Normalerweise nutzen wir die Zeit vorher, um die Skulpturen und die Beschilderung wieder in Ordnung zu bringen“, sagt Hans Metzmacher von der KRR, der selbst in Stammheim wohnt. Aber das ist dieses Jahr ausgefallen, auch, weil immer noch nicht klar ist, ob der Initiative überhaupt Geld dafür zur Verfügung steht. 12 000 Euro Zuschuss bekommt die KRR jährlich von der Stadt für ihre Arbeit, dazu einen kleineren Betrag vom Stadtbezirk. „Aber weil das Pfingstfest ausgefallen ist, müssen wir das Geld wohl zurückzahlen“, befürchtet Metzmacher. Solange er dazu keine klare Entscheidung der Verwaltung hat, will er die Summe nicht antasten.
Dabei gäbe es neben einer neuen Beschilderung einiges zu tun: Einige der Skulpturen sind mittlerweile von der Natur zurückerobert worden. Das mag im Einzelfall vom Erschaffer von vorneherein so eingeplant worden sein. Doch in der Regel bringen die Künstler ihre Werke vor Pfingsten wieder in Ordnung. Auch das: ausgefallen. So ist etwa die brezelförmige Bodenskulptur von Britta Frechen – eine Anspielung auf das verschlungene Wegenetz im Park – von Gras überwuchert, die rosa Steinchen in alle Winde verstreut.
Da der Park rund um die Uhr geöffnet sei, habe man es auch immer wieder mit Vandalismus und Diebstahl zu tun, sagt Metzmacher. Vor einigen Jahren seien die wetterfesten Stahlschilder für die Kunstwerke in einer Nacht alle gestohlen worden. Und ein Kunstwerk von Metzmacher Frau Brigitte, das sich kritisch mit dem Thema Burkas auseinandersetzte, wurde sogar abgefackelt. „Es ist für eine kleine Gruppe wie uns nicht einfach, das alles zu stemmen“, seufzt der 72-Jährige. Aber der Stolz auf das Kleinod in dem romantischen Stammheimer Schlosspark lässt sie weitermachen.