PlastikfreiKölns einziger Unverpackt-Laden auf der Schäl Sick feiert Einjähriges
Mülheim – Auslöser für die Eröffnung seines Unverpackt-Ladens war Maik Rösners privates Familienglück: „Mit der Geburt meines Sohnes habe ich gemerkt, dass ich meine Arbeitsleistung und Energie in etwas Sinnvolles stecken möchte, und das hat den Stein ins Rollen gebracht.“ Dadurch habe die nachfolgende Generation einen Namen bekommen und sei nicht mehr so anonym. „So macht man sich tatsächlich schon mehr Gedanken, was man der Nachwelt hinterlassen möchte.“ In seinem Ladenlokal an der Wallstraße gibt es Wasch- und Lebensmittel, Haushaltsartikel, Kosmetik – und das alles ohne Plastikverpackung. Der 35-Jährige feierte vor wenigen Tagen sein einjähriges Bestehen. Auf der Schäl Sick ist er bislang der erste und einzige Unverpackt-Verkäufer.
Schon vor der Eröffnung war nachhaltiger Konsum dem ehemaligen BWL-Studenten wichtig. „Ich laufe schon immer mit Jute-Beutel in der Tasche herum und eigenes Besteck hatte ich auch schon immer dabei. Mir ging das früher zu Hause auch auf den Keks, wenn so viel Müll anfiel und Vieles in schlechter Qualität angeboten wurde. Da hatte ich das Bestreben danach, etwas langlebiger zu konsumieren“, verrät Rösner.
Diesen Nachhaltigkeitsgedanken übertrug er auf seinen Unverpackt-Laden.Er lege großen Wert darauf, dass in der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltig gearbeitet wird: „Der Großteil der Händler sitzt in Deutschland, produziert wird teilweise außerhalb. Ich versuche das Sortiment immer so regional wie es geht zu gestalten, aber das funktioniert nicht immer – gerade die Cashew-Nuss wächst ja nicht in der Eifel.“
Abfälle werden im Mülheimer Laden weitgehend vermieden
Auch bei der Bestellung seiner Waren versuche er Abfälle weitestgehend zu vermeiden, indem er in großen Gebinden bestelle. „Das Ziel ist auch, dass die Produkte eine entsprechende Qualität haben und die Löhne der Arbeiter stimmen“, sagt Rösner. Doch auch in einem Unverpackt-Laden fällt in kleinen Mengen Müll an, wie zum Beispiel Pappe. Diese wird hier aber weiterverarbeitet und in Form von selbstgebastelten Gutscheinen an Kunden und Kundinnen verkauft – jeder ein Unikat.
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Unüblich an Rösners Ladenhistorie: Er eröffnete mitten in der Hochphase der Pandemie im vergangenen Herbst. „Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass andere Unverpackt-Läden deutschlandweit als Grundversorger gelten und weiterhin geöffnet haben durften. Daher war das Risiko, während der Pandemie zu öffnen, für mich überschaubar.“ Ohnehin seien Hygiene-Bestimmungen in Unverpackt-Läden sehr hoch. Sein Laden wurde so auch zu Lockdown-Zeiten gut besucht – und das nicht nur von Menschen aus Mülheim, „sondern auch aus umliegenden Veedeln“.
Hohe Preise der Unverpackt-Läden werden häufig kritisiert
Häufig werden an Unverpackt-Läden noch die hohen Preise bemängelt. Die Bereitschaft, plastikfrei einzukaufen sei aber grundsätzlich da. Rösner gibt zu: „Verglichen mit einem Discounter oder Supermarkt ist es hochpreisiger, also eher auf dem Niveau eines Bio-Supermarkts. Dementsprechend ist die Qualität aber auch die eines Bio-Supermarktes.“
Er weist zudem darauf hin: „Egal ob Single- oder Mehrfamilienhaushalt, man kann super bedarfsgerecht einkaufen, man ist nicht auf Kilopackungen angewiesen. So vermeidet man auch Lebensmittelverschwendung.“ Als kleinen Geheimtipp rät Maik Kunden und Kundinnen, anstatt alles in Gläser abzufüllen auch kleine Stoffsäckchen zu verwenden, so sei der Einkauf deutlich leichter.
U wie unverpackt, Wallstraße 8, 51063 Köln. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr.