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Kommentar zur AfD-Dialog-AbsageDer Geist von Birlikte ist im Gebrüll untergegangen

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Meral Sahin wird mit erhobener Faust bedroht.

Köln – Von wegen „Birlikte“, von wegen zusammenstehen, zusammen leben, zusammen reden. Als die Vorsitzende der IG Keupstraße, Meral Sahin, im Kölner Schauspiel das Wort ergriff, machten Buh-Rufe und Autonome mit Trillerpfeifen es ihr unmöglich, sich zu äußern. Der „Dialogmarathon“ im Kölner Schauspiel fand mit dieser unwürdigen Aufführung ein schmähliches Ende. In brutaler Offenheit haben die „Antifaschisten“ gezeigt, welch Geistes Kind sie sind. Kein Dialog. Nicht zusammen reden. Obwohl Meral Sahin für die Bewohner der benachbarten Keupstraße steht, an deren Leiden nach dem Nagelbombenanschlag das Kulturfestival anknüpft. Selbst das ist den Störern völlig egal. Die schlichtesten Regeln politischen und gesellschaftlichen Anstands sind in Köln-Mülheim mit den Füßen getreten worden.

Es war mutig, Konrad Adam, einen der führenden Köpfe der AfD, zur Debatte einzuladen. Wo, wenn nicht auf der Bühne eines Schauspielhauses, kann man das tun? In diesem Land, in dem schon einmal Bücher brannten, weil sie Herrschenden nicht passten, genießt eben die Freiheit der Kunst Verfassungsrang. Sie ist eines der zentralen Güter. Was unser Grundgesetz, was Toleranz und Dialog, Teilen dieser (Kölner) Gesellschaft wert sind, hat der Sonntagnachmittag erwiesen. Man wird der AfD nicht beikommen, wenn man jede Form der Auseinandersetzung mit ihr blockiert, Treffen verhindert und Menschen niederschreit, die ihr nicht einmal angehören. Am Sonntag ist nicht nur die AFD zum Märtyrer gemacht worden, am Sonntag haben eitle Selbstdarsteller die Arbeit einer großartigen Bürgerinitiative zunichte gemacht.

Der Geist von Birlikte ist im Lärm des Gegröles und der Trillerpfeifen untergegangen. Künftig wird man, wenn jene Herrschaften, die sich „antifaschistisch“ nennen, das überhaupt gestatten, vielleicht noch Döner essen und ein wenig selbstbesoffen schunkeln dürfen. Aber dann sind wenigstens all die unter sich, die einer Meinung sind.