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Lindgens-ArealMehr Leben für den Mülheimer Süden

Lesezeit 3 Minuten

Das Lindgens-Gelände von der Hafenstraße aus gesehen

Mülheim – Es soll ein lebendiges, urbanes Quartier im Mülheimer Süden werden: Nach dem Euroforum Nord wird mit dem Lindgens-Areal nun für ein weiteres großes Gelände an der Deutz-Mülheimer-Straße ein Bebauungsplan aufgestellt. Stadtentwicklungs-Ausschuss und Bezirksvertreter gaben bereits ihr Okay für die Einleitung des Verfahrens.

Das rund 40 000 Quadratmeter große Lindgens-Gelände wird eingerahmt von Deutz-Mülheimer-Straße, Auenweg und Mülheimer Hafen, die Hafenstraße führt mitten hindurch. 1851 ließ sich die Firma Lindgens & Söhne auf dem Grundstück nieder, um Blei- und Zinkprodukte herzustellen und zu vertreiben. Die Nachfolge-Firma Penox produziert noch heute in geschichtsträchtigen Hallen, rund 30 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. In den kommenden Jahren soll das Unternehmen allerdings verlagert werden.

Grundstücks-Eigentümer Fritz Hamacher plant nun, das bestehende Gewerbe um Wohnungen zu ergänzen. Für ein solches Mischgebiet ist ein Bebauungsplan nötig. Nach jetzigem Stand sollen 314 neue Wohneinheiten entstehen, die Zahl ist aber noch nicht in Stein gemeißelt. Gemäß dem „Kooperativen Baulandmodell“ sollen neben frei finanzierten Wohnungen auch öffentlich geförderte entstehen. Deren Anteil wird etwa bei 20 bis 30 Prozent liegen. Angestrebt sei eine „sozial gemischte Bewohnerstruktur“, sagt Architekt Hanno Kreuder.

Saniert und vermarktet

Seit 2009 gehört das Gelände der Firma Lindgens & Söhne dem Immobilienunternehmen von Fritz Hamacher und seinen Söhnen. Viel hat sich seitdem getan. Mehrere historische Hallen haben die Entwickler bereits saniert und vermarktet. Unter anderem befinden sich auf dem Lindgens-Gelände die Veranstaltungshalle Dock One, der Grill-Spezialist Santos, aber auch Werkstätten, Künstler und andere Kreative. Laut Hamacher sind in den vergangenen Jahren rund 200 neue Arbeitsplätze entstanden. Künftig soll auch die zentral gelegene Penox-Halle saniert und „nicht störendem“ Gewerbe zur Verfügung gestellt werden. Ergänzt wird die historische Bausubstanz von mehreren Neubaukomplexen, unter anderem einem Riegel aus frei finanzierten Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Hafens. Dort ist auch eine sechsgruppige Kindertagesstätte geplant. Öffentliche Parkplätze entstehen an der Hafenstraße, private in bestehenden Hallen sowie neuen Parkhäusern und Tiefgaragen, heißt es von der Stadtverwaltung. Das Quartiersinnere bleibe weitgehend autofrei.

Kleine Plätze, Wege und Bäume werden das Gelände auflockern und für einen besseren Zugang zum neuen Rheinboulevard sorgen. Die gesamte Planung ist laut Hamacher eng an das Werkstattverfahren angelehnt, das kürzlich für den Mülheimer Süden mit seinen riesigen Industriebrachen durchgeführt wurde. Die Bezirksvertreter legten aber großen Wert darauf, dass die Durchlässigkeit zum Rhein nicht durch diejenigen Gebäude beeinträchtigt wird, die parallel zum Rhein liegen.

Die Fraktionen diskutierten außerdem über die Anbindung des Geländes. Winfried Seldschopf von den Grünen sprach sich für eine neue Straßenbahn-Trasse auf der Deutz-Mülheimer-Straße aus, die den Wiener Platz mit dem Messekreisel in Deutz verbinde. Busse allein seien zu wenig, schließlich seien in der Nähe weitere große Bauprojekte geplant. Die Verwaltung erteilte ihm eine Absage: Laut einem Verkehrsgutachten reiche der Platz auf der Deutz-Mülheimer Straße nicht für einen eigenen Gleiskörper aus. Auch Thomas Portz von der CDU hält eine Straßenbahn-Anbindung für „undenkbar“. Dennoch soll die Verwaltung prüfen, ob eine Straßenbahn-Linie machbar wäre. Notfalls ohne eigenen Gleiskörper.