„Draußen“ ist das Ergebnis eines einjährigen Rechercheprojekts in Mülheim. Bis Ende Mai wird die Performance vor der Stadthalle Köln gespielt.
Comedia TheaterPerformance „Draußen“ zeigt Köln-Mülheim aus Sicht von Jugendlichen

„Draußen“ zeigt Mülheim aus Sicht von Jugendlichen. Dafür wurde eigens eine Installation vor der Stadthalle Köln errichtet.
Copyright: Nathan Dreessen
Unter einer gelben Plane liegen zwei junge Frauen auf dem Boden, über ihnen ragt eine Stahlkonstruktion auf. Um sie herum sitzt das Publikum auf Bänken und Hockern im Kreis. Zu dramatischer, kratziger Musik erwachen sie langsam und holprig.
In den nächsten 45 Minuten werden sie gemeinsam mit dem Publikum und einem jungen Ensemble von elf Mädchen Mülheim entdecken. Sie werden danach fragen, was Draußen und Drinnen ist, was Mülheim ist und was Zuhause ist. „Willkommen in der Galerie Mülheim“, schreien sie im Einklang wenige Minuten nach dem Erwachen.
Köln-Mülheim: Performance „Draußen“ feiert Premiere
Die Performance „Draußen“ ist das Ergebnis eines Rechercheprojekts vom Comedia Theater Förderkreis und feierte am Samstag Premiere in Mülheim. Ein Jahr lang hat das Team um Maximilian von Ulardt und Markus Strobl in Köln-Mülheim bei Workshops recherchiert.
„Die Kinder und Jugendlichen waren unsere Expertinnen und Experten bei dem Projekt“, erzählt Strobl, der die Recherche und das Junge Ensemble geleitet hat, „mit vielen, vielen Fragenbögen haben wir sie gefragt, was für sie Draußen bedeutet und was ihre Bedürfnisse für den öffentlichen Raum in Mülheim sind“.
Dabei sei klar geworden, dass sie sich einen Ort wünschen mit einem Dach über dem Kopf, der trotzdem draußen ist. In den man rein und aus dem man raus gucken kann. Ein Ort an dem man sich sicher fühlen kann. Entstanden ist so eine räumliche Installation, die nun bis Ende Mai vor der Stadthalle Köln steht.
Vor der Stadthalle Köln in Mülheim steht nun eine räumliche Installation
Es ist eine runde Stahlkonstruktion mit einer Donut-förmigen gelben Plane und Bänken zum Sitzen. Der Entwurf für die Installation ist ebenfalls von Jugendlichen gestaltet worden. Mit Pizzakartons konnten die Jugendlichen Modelle als Vorschläge bauen. Eines dieser Modelle setzten letztlich das kb2 atelier/atelier für architektur und Studio Quack bricolage é urbanisme um und schufen gemeinsam die Installation, die nun vor der Stadthalle steht.
Bisher gilt die Genehmigung der Stadt nur für zwei Monate, doch alle Mitwirkenden hoffen, dass sie verlängert werden kann. „Die Installation gehört jetzt Mülheim“, sagt John Paul Kaufel vom kb2 atelier, der gemeinsam mit seinem Kollegen Marcello Bramigk Bonon intensiv am Projekt mitgearbeitet hat. „Sie beeinflusst den Raum um sich herum, aber der Raum drum herum wird auch die Installation beeinflussen“, ist er sich sicher.

Die Performance „Draußen“ ist das Ergebnis eines einjährigen Rechercheprojekts in Mülheim. Bis Ende Mai wird sie vor der Stadthalle Köln gespielt.
Copyright: Nathan Dreessen
„Wir wollen auch mit dem Gedanken aufräumen, dass Mülheim ein Unort ist. Er ist so vielseitig und mit der Installation versuchen wir ihn noch ein bisschen zu erweitern“, so Maximilian von Ulardt, Projektleitung und Inszenierung. Sie solle Begegnungen schaffen und bietet nun bis Ende Mai die Bühne für die Performance „Draußen“. Als sogenannte Stückentwicklung habe die Performance sich im Prozess mit den Schauspielerinnen sehr verändert, erklärt von Ulardt.
Köln-Mülheim: „Draußen“ ist ein vielschichtiges, tiefgründiges Stück
„Das Beste war, dass wir alle so beieinander waren, es hat so Spaß gemacht, das Stück gemeinsam zu entwickeln“, erzählt Schauspielerin Teresa Townsend. Auch ihre Kollegin Leona Blank erinnert sich lächelnd: „Wir haben uns inhaltlich alle sehr reingehängt und haben zwei Tage vor der Premiere noch Änderungen vorgenommen“.
Von Ulardt habe gewusst, dass er mit den beiden Hauptdarstellerinnen arbeiten wollte. Das Junge Ensemble habe sich gefunden über eine Liste der Comedia, auf der Jugendliche ihr Interesse am Theater bekundet hatten. Thematischen Inhalt boten die Ergebnisse aus der Recherche.
„Das Junge Ensemble hat sich dann gefunden, weil das die Jugendlichen waren, die Bock auf das Thema hatten“, sagt von Ulardt, „Spannend war, dass es nur weiblich gelesene Jugendliche waren und dann war klar, dass wir die Performance auch aus einer weiblichen Perspektive erzählen müssen“. Draußen in Mülheim zu sein, kann wunderschön sein, kann aber auch beängstigend sein – gerade als junge Frau.
Und so ist ein fesselndes, lustiges und emotionales Stück entstanden. Ein Stück über die Vor- und Nachteile von Draußen und Drinnen. Ein Stück, das sowohl inhaltlich als auch in den Bildern und Motiven sehr vielschichtig ist. Es nutzt Schauspiel, Musik, Tanz und Zitate und greift so auf subtile Weise auch Themen wie Sexismus, mentale Probleme und Familie auf.
Und vor allem fragt das Stück auch, was zuhause ist. Dass die unterschiedlichen, tiefgründigen, teils sehr traurigen Antworten, die das Stück anbietet, von Jugendlichen zwischen zehn und 16 stammen, ist ebenso faszinierend wie die jungen Schauspielerinnen, die „Draußen“ grandios zum Leben erwecken.
Das Stück „Draußen“ wird bis Ende Mai vor der Stadthalle Köln, Jan-Wellem-Straße 2, 51065 Köln-Mülheim, gespielt. Unter der Woche werden Vorstellungen für Schulen angeboten. An den Wochenenden wird das Stück für alle Interessierten aufgeführt. Die Installation kann jeder Zeit besucht werden. Die Anmeldung zu den Aufführungen ist unter www.comedia-koeln.de möglich.