Hasan Erdem vom Bruder-Klaus-Kiosk bestellt auf Wunsch nicht nur ungarischen Wurstgulasch, sondern passt auch auf die Kinder des Wohngebiets auf.
Hasan Erdem in MülheimWie ein Kioskbesitzer zum großen Bruder einer Siedlung wurde
Für den schnellen Einkauf hat Hasan Erdem alles vorrätig. Neben Klassikern wie Kaltgetränken, Süßigkeiten und Tabakwaren gibt es in seinem Kiosk auch Konserven, Nudeln, Zucker und Putzmittel. „Mein Sortiment ist nicht groß oder außergewöhnlich, aber es ist das, was meine Kunden brauchen“, sagt er.
Auch Sonderwünsche versucht er zu erfüllen. „Ich besorge, was die Kunden möchten“, sagt er. Zuletzt nahm er auf Nachfrage ungarisches Gulasch mit ins Sortiment auf.
Nächster Supermarkt ist 20 Minuten Fußweg entfernt
Die Bruder-Klaus-Siedlung, in der der Kiosk liegt, ist ein kleines Wohngebiet am Rand von Köln-Mülheim. Neue Kunden verirren sich so gut wie nie in Erdems Kiosk, es sei denn, sie sind neu zugezogen. Abgesehen vom Kiosk und einer kleinen Imbissbude direkt nebenan gibt es hier in einem Umkreis von zwei Kilometern keine große Auswahl. Der nächste Supermarkt ist 20 Minuten zu Fuß entfernt.
„Ich bin der Nahversorger der Siedlung“, sagt der Büdchenbesitzer. Wer beim Wocheneinkauf etwas vergisst, holt es im Bruder-Klaus-Kiosk. Ein Stammkunde, der gerade einen Kaffee vor dem Kiosk trinkt, bestätigt das: „Hasan kauft für uns ein“, sagt er. Dass die Lebensmittel im Kiosk circa einen Euro teurer sind als im Supermarkt, stört ihn nicht.
„Ich bin wie der große Bruder der Siedlung“
Jeder Kunde, der den Bruder-Klaus-Kiosk betritt, wird von Erdem mit Vornamen begrüßt. „Wir sind wie eine kleine Familie“, sagt er. Bei gutem Wetter spielen die Kinder der Siedlung vor seinem Kiosk. Er hat ein wachsames Auge auf den Nachwuchs: „Die Eltern rufen mich sogar manchmal an und fragen, ob ich die Kinder nach Hause schicken kann“, sagt Erdem.
Wollen die Kinder zum Beispiel etwas im Kiosk kaufen, rufe er die Eltern an und sage ihnen Bescheid. „Die wollen manchmal unnötige Sachen für zehn oder 20 Euro kaufen“, sagt der Besitzer und lacht. „Ich bin wie der große Bruder der Siedlung.“
Vom Nachtleben in Köln profitiert Erdem nicht, dafür ist es in der Siedlung zu ruhig. Deshalb hat er auch freitags und samstags nur bis 22 Uhr geöffnet. In den Sommermonaten lässt er den Kiosk aber auch gerne mal länger auf, dann sitzt er mit Freunden und Kunden bei gutem Wetter noch draußen auf der Terrasse seines Büdchens.
Vom Cousin übernommen
Erdem kam im Jahr 2002 nach Deutschland, zwei Jahre später eröffnete er seinen ersten Kiosk in Bergisch Gladbach. Den musste er nach einem Jahr wieder schließen, er rentierte sich einfach nicht. Danach arbeitete er als Pizzabäcker, führte ein türkisches Café und später eine Imbissbude. „Dass ich den Kiosk hier in Mülheim übernommen habe, war reiner Zufall“, erzählt er.
Erdem spielte schon länger mit dem Gedanken, wieder einen Kiosk aufzumachen. Beim Kaffeetrinken mit seinem Cousin, dem Vorbesitzer, bot dieser ihm an, seinen Kiosk zu übernehmen. „Hand gegeben, fertig“, sagt Erdem und lacht. Seit mehr als sechs Jahren ist er nun wieder Büdchen-Besitzer, einen anderen Job könne er sich nicht mehr vorstellen, sagt er: „Das war das beste Geschäft für mich.“
Der Bruder-Klaus-Kiosk im Überblick
Adresse: Bruder-Klaus-Platz 8a, 51063 Köln-Mülheim
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 6 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag 7 bis 22 Uhr
Ein Kölsch kostet: 1,40 Euro
Ein Kaffee kostet: 1,50 Euro
Ein belegtes Brötchen mit Käse kostet: 2,00 Euro
Die Serie: Am Büdchen
Die Kiosk-Kultur gehört zu Köln wie der Karneval. Grund genug also, unseren liebsten Büdchen eine eigene Serie zu widmen. Für die „Kölner Kiosk-Tour“ sind Nachwuchsreporter der Kölner Journalistenschule losgezogen und haben in jedem Bezirk die einzigartigsten Büdchen zusammengetragen. Ob Mittagstisch vom Edel-Koch, vegane Stullen oder Minigolfanlage: In unserer Sommer-Kiosk-Serie ist für jeden etwas dabei.