Ein neues Hochhaus in Mülheim soll kommen, es wird die Kölner Skyline verändern. Nun wurde das Verfahren sogar beschleunigt. Die SPD sieht dadurch die Qualität und den sozialen Wohnungsbau in Gefahr.
65 Meter hochNeues Hochhaus wird Kölner Skyline verändern
In Köln-Mülheim entsteht ein rund 65 Meter hohes Haus. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss bei seiner Sitzung in der vergangenen Woche entschieden. Und das Gebäude soll deutlich schneller stehen als bislang angenommen: Bei einer Abstimmung mit der Ständigen Jury, die den städtebaulichen Prozess im Mülheimer Süden seit Jahren begleitet, haben sich Vertreterinnen und Vertreter des Kölner Stadtrates offen für die Idee gezeigt, das Wettbewerbsverfahren zu überspringen. Der Vorbereitungs- und Auswahlprozess der Jury kann den Wettbewerb aus Sicht der Politik offenbar ersetzen.
„Wir wollen auch auf die Zeit gucken“, sagt etwa Monika Roß-Belkner von der CDU, die sich am Montag mit der Jury abstimmte. Mit dem Verzicht auf das Wettbewerbsverfahren könne die Stadtentwicklung im Mülheimer Süden insgesamt beschleunigt werden, um etwa ein Jahr, hofft Roß-Belkner.
Köln-Mülheim: Ständige Jury wird zum Ersatz für regulären Wettbewerb
Von der Beschleunigung profitieren wird wohl auch der Kölner Immobilieninvestor WvM. Dieser plant ein großes Neubaugebiet auf dem Lindgens-Areal, knapp 300 Wohnungen sollen entstehen, 15 Prozent davon öffentlich gefördert. An der Ecke Auenweg/Hafenstraße wird, so der Plan, das 65-Meter-Hochhaus entstehen.
Aus dem „Werkstattverfahren“, in dem die Zukunft des Mülheimer Südens ab dem Jahr 2013 diskutiert und entworfen wurde, hat sich eine Ständige Jury, in der auch ein Stadtplaner sitzt, gebildet. Diese bewertete Projektideen mit Blick auf die Gesamtentwicklung des Stadtteils und übernahm damit Aufgaben, die in der Regel in einem Wettbewerb erledigt werden.
Lange gab es den Plan, auch auf dem historisch bedeutsamen Otto-und-Langen-Quartier zwei Hochhäuser zu bauen, 35 und 50 Meter hoch. Dieser musste jedoch verworfen werden, weil weitere Hallen auf dem Gelände unter Denkmalschutz gestellt wurden. Unter den neuen Umständen ist ein Bau nicht mehr möglich. Für die Politik blieb somit die Schlussfolgerung, zumindest an dem Hochhaus auf dem Lindgens-Areal festzuhalten.
SPD kritisiert schnelles Verfahren: Zu wenige Sozialwohnungen?
Und hier läuft nun alles auf einen WvM-Bau hinaus. Die Pläne des Unternehmens wurden bereits im Stadtentwicklungsausschuss präsentiert, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ stellte das Unternehmen die Visualisierung trotz mehrfacher Anfrage nicht zur Verfügung. „Der Platz vor dem Hochhaus soll ein zentraler, verbindender Punkt werden“, betont die Ausschussvorsitzende Sabine Pakulat (Grüne). Ob das Hochhaus ausschließlich aus Wohnungen bestehen soll, sei noch nicht ganz klar. „Wir brauchen natürlich sozialen Wohnungsbau im Mülheimer Süden, aber eben auch Büros und Gewerbeflächen. Wir wollen eine gute Mischung“, so Pakulat weiter. 15 Prozent der Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden. Weil das Projekt aus dem Jahr 2014 stammt, als das kooperative Baulandmodell noch nicht galt, sind nur 10 Prozent verpflichtend. Statt, wie mittlerweile, 30 Prozent.
Das Haus wird die Kölner Skyline in Rheinnähe erweitern. Die SPD zeigt sich unzufrieden mit dem Vorgehen von Grünen und CDU. Die Zugeständnisse in der Bauhöhe seien einseitig, sagt Michael Frenzel, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten. Mit der Höhe entstehe auch eine höhere Belastung des Grundstücks. „Die Verwaltung sollte dann zumindest selbstbewusst sein und fordern, dass das kooperative Baulandmodell eingehalten wird.“ Unter dieser Bedingung müssten mindestens 30 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert und somit in der Miete gedeckelt sein. Um die Qualität des Gebäudes sicherzustellen, spricht sich Frenzel zudem für ein reguläres Wettbewerbsverfahren aus. Grüne und CDU hingegen machen lieber Tempo – und haben die Mehrheit im Rat.