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Hilfsangebote für obdach- und wohnungslose Menschen„Mülheimer Arche“ feiert dreijähriges Bestehen

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Zu sehen sind Container der Mülheimer Arche am Bergischen Ring. Davor sitzen Menschen an Tischen.

Die Mülheimer Arche am Bergischen Ring

Die unentgeltliche medizinische Versorgung hat der eigens für das Projekt gegründete Verein Caya übernommen.

Sozialberatung und ärztliche Versorgung, warme Mahlzeiten, eine Kleiderkammer sowie Möglichkeiten zu duschen und die Wäsche waschen zu lassen – all das bietet die „Mülheimer Arche“ kostenlos an. Vor drei Jahren wurde die Einrichtung, die sich am Bergischen Ring in der Nähe des Wiener Platzes befindet, vom Verein „Arche für Obdachlose“ gegründet.

Dies ist mit zahlreichen Gästen gefeiert worden, unter ihnen viele Menschen, die das Hilfsangebot in Anspruch nehmen, sowie Vertreter der Kommunalpolitik. Außerdem kamen Unterstützer wie Erich und Roswitha Bethe, Gründer der gemeinnützigen Bethe-Stiftung, Pfarrer Franz Meurer, Pfarrer a. D. Hans Mörtter, Kabarettist Jürgen Becker und Hannes Schöner, ehemaliges Mitglied der Höhner und „Arsch Huh“-Aktivist, der mit Freunden ein kleines Konzert gab.

Keine Zuschüsse von der Stadt Köln

Geleitet wird die Einrichtung von Fabian Daniels vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM), der die Arche im Auftrag des Vereins betreibt. Sie finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Derzeit liegen die Gesamtkosten für den Betrieb bei rund 380.000 Euro im Jahr. Der Verein erhält für das Projekt keinerlei Zuschüsse von der Stadt Köln oder anderen öffentlichen Stellen.

„Diese Form einer niederschwelligen Einrichtung für obdachlose Menschen hat sich als Erfolgsmodell etabliert“, sagte Vereinsvorsitzender Jörg Frank, dem als Stellvertreter Sozialarbeiter Franco Clemens zur Seite steht. Pro Tag nähmen durchschnittlich 50 Gäste die Hilfeleistungen in Anspruch. Der Bedarf nehme zu, denn die soziale Lage in Köln habe sich verschärft.

Ursache sei der „eklatante Mangel an sozialem Wohnraum“. Die Mieten für frei finanzierte Wohnungen in Neubauten könnten sich immer weniger Haushalte leisten. „Bis heute gibt es kein griffiges Programm der Stadt Köln, den sozialen Wohnungsbau stärker nach vorne zu bringen“, sagte Frank.

Caya-Praxis bietet Untersuchungen und Behandlungen für alle an

Zum Umstand, dass sich das Projekt allein aus Spenden finanziert, sagte Jens Röskens vom SKM-Vorstand: „Es muss einen städtischen Beitrag dazu geben.“ Das Hilfesystem brauche „dringend eine Ausweitung“. Mit Blick auf die Wohnungsnot fügte er hinzu: „So wichtig und so gut das ist, was hier passiert, können dadurch die Ursachen nicht nachhaltig bekämpft werden.“

Die unentgeltliche medizinische Versorgung hat der eigens für das Projekt gegründete Verein „Caya“ übernommen. „Caya“ steht für „Come as you are“. Mehr als 20 Ärzte und Ärztinnen arbeiten ehrenamtlich für die Caya-Praxis, für die zudem zwei Krankenschwestern angestellt wurden und in der alle Patienten und Patientinnen unabhängig von ihrem Versicherungs- und Aufenthaltsstatus untersucht und behandelt werden.

Solange „die Gesellschaft so ist, wie sie ist“, müsse es Hilfsangebote wie Kleiderkammern, Tafeln und eben auch die „Arche Mülheim“ geben, sagte Jürgen Becker. „Aber richtig feiern können wir eigentlich erst, wenn wir die Arche nicht mehr brauchen.“ Mit Blick auf die sozialen Verwerfungen, die der angespannte Wohnungsmarkt mit sich bringe, forderte er, Immobiliengewinne höher zu besteuern, „das Geld der Allgemeinheit zurückzugeben und damit Sozialwohnungen zu bauen“.