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Wohnen direkt am RheinKölner Familie kann Möwen aus dem Wohnzimmerfenster füttern

Lesezeit 6 Minuten
Verena und Caroll Zosel mit Milo (links) und Jarno sitzen auf ihrem Balkon in Mülheim. Im Hintergrund ist der Rhein zu sehen.

Familie Zosel: Verena und Caroll mit Milo (links) und Jarno sitzen auf ihrem Balkon.

Im Alltag der Zosels spielt der Fluss eine große Rolle. Sie leben am Mülheimer Rheinufer.

Eigentlich wollten sie gar nicht nach Mülheim. Und nun können sie sich kaum vorstellen, je wieder woanders zu leben. Das liegt auch am Veedel, aber nicht nur. Schuld daran ist vor allem die gigantische Lage der Wohnung von Familie Zosel unmittelbar am Rheinufer – inklusive unverstelltem Blick auf den Fluss. Seit 2013 wohnen Verena und Caroll Zosel im Mehrfamilienhaus in der Uferstraße, erst im Erdgeschoss, inzwischen im zweiten Stock. Die Balkone mit den markanten orangefarbenen Markisen thronen über dem Rhein.

Ein Mehrfamilienhaus mit orangefarbenen Markisen am Mülheimer Rheinufer. Rechts der Rhein und die Mülheimer Brücke

Familie Zosel wohnt am Mülheimer Rheinufer im Haus mit den orangefarbenen Markisen.

Obwohl Mülheim nicht der Wunsch-Wohnort war, schaute sich das Paar die Wohnung im Erdgeschoss an. „Die Aussicht hat uns dann sofort überzeugt“, sagt Caroll Zosel. Weil man die Mauer der Promenade vom Wohnzimmerfenster aus nicht sehen kann, „scheint es so, als würde das Wasser gegen die Fensterscheibe schwappen. Total irre“. Aus dem Paar wurde im Laufe der Jahre eine Familie und die Erdgeschoss-Wohnung zu klein. Als das zweite Kind unterwegs war, wurde eine deutlich größere Wohnung auf der zweiten Etage frei. Und dort haben Verena, Caroll, Milo und Jarno ihr perfektes Zuhause gefunden.


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Neuen Gästen zeigen sie das Wohnzimmer bewusst immer erst als letzten Raum der Wohnung, „für den Wow-Effekt“, sagt Verena Zosel und lacht. Die breite Fensterfront ist das Schmuckstück der Wohn-Ess-Küche. Schiffe ziehen vorbei, scheinbar zum Greifen nah. Auf dem gegenüberliegenden Ufer spazieren winzig wirkende Menschen durch die grüne Rheinaue.

Vom Balkon aus Kähne, Boote, Kanus und Jetskis beobachten

„Schaut mal, die Schafe sind da“, ruft Verena Zosel. Milo und Jarno kommen angeflitzt, laufen vom Wohnzimmer auf den Balkon und klettern aufs Sofa. Der Blick von dort aus ist abwechslungsreicher als manches Fernsehprogramm: Große Kähne, Ausflugsboote, Kanus, Standup-Paddler, Ruderer, Jetskis und vieles mehr können die beiden Jungs beobachten.

Was für die zwei und fünf Jahre alten Kinder zum gewohnten Alltag gehört, wissen die Eltern auch nach zehn Jahren noch wertzuschätzen und können sich manchmal nicht satt sehen. Die Fotografin knipst noch immer regelmäßig Sonnenuntergänge. „Der Blick ist hier viel schöner als in der Innenstadt. Wir gucken direkt ins Grüne und nicht auf Gebäude“, findet Caroll Zosel.

Und den Domblick gibt es sogar in Mülheim, zumindest einen seitlichen: Je nach Perspektive erscheinen die zwei Spitzen zwischen den Pfeilern oder mitten auf der Mülheimer Brücke. Und Vater Caroll hat das ganz große Los mit seinem Stammplatz am Familientisch gezogen: „Ich kann beim Essen den Dom sehen.“ „Ja, du hast Glück“, sagt seine Frau: „Ich gucke auf unseren Küchenschrank.“

Wohnzimmer der Familie Zosel: Durch zwei Fenster blickt man auf den Rhein und das andere Rheinufer mit Wiese und Bäumen.

Blick aus dem Wohnraum der Familie Zosel auf die gegenüberliegende Rheinseite und viel Grün.

Im Sommer wird der gemütliche Balkon zu einem weiteren Wohnraum. Der Blick auf das in der Sonne glitzernde Wasser löst bei Besuchern sofort Urlaubsgefühle aus. „Ich will nie mehr weg vom Wasser“, sagt die 35-Jährige. Auch wenn sie ihn manchmal haben, den Traum so vieler Großstadt-Familien, vom Häuschen mit Garten: „Aber wenn wir dann darüber nachdenken: Wo sonst könnten wir so nah am Wasser wohnen?“, fragt Caroll Zosel. Und dann wäre da noch die Sache mit bezahlbarem Wohnraum. „Wir haben einen ganz tollen Vermieter und zahlen hier eine sehr günstige Miete.“ Außerdem: „Wir lieben Mülheim!“

Einziges Manko der Wohnung: „Im Sommer wird es sehr heiß. Dann scheint die Sonne von 13 Uhr bis Sonnenuntergang auf den Balkon und ins Wohnzimmer“, sagt Verena Zosel. Zusätzlich spiegele sich die Sonne im Wasser, was für einen doppelten Hitze-Effekt sorge. Dagegen helfen nur die herunter gelassenen Rollläden, die dann den traumhaften Panoramablick versperren. „Aber das ist jetzt wirklich Jammern auf hohem Niveau.“

Mülheimer Rheinufer: Schiffe legen direkt vor dem Wohnzimmer an

Häufig ankern Schiffe fast direkt vor dem Wohnzimmer der Zosels und bleiben dort über Nacht. Das Brummen und Vibrieren der vorbeiziehenden Frachtschiffe stört niemanden in der Familie. Caroll Zosel nimmt das schon gar nicht mehr wahr. „Manchmal hupen die aber auch“, sagt Milo. Und wenn die Partyboote mit lauter Musik vorbeifahren, „rennen die Jungs auf den Balkon, winken und feiern ab“, berichtet die Mutter.

In der warmen Jahreszeit zieht es diejenigen ans Wasser, die nicht so nah am Rhein wohnen. Abends treffen sie sich zum Picknicken, Bier trinken und Feiern am Ufer. Das Mülheimer Mäuerchen vor dem Wohnzimmer der Zosels ist ein beliebter Treffpunkt nicht nur bei Leuten aus dem Veedel. „Die sind zum Glück alle ziemlich entspannt und kommen hierher, um ihre Ruhe zu haben. Stress gibt es da kaum“, berichtet Caroll Zosel. Allerdings bleiben oft Scherben und viele Zigarettenkippen zurück.

Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf den Rhein und ein Schiff

Vor dem Wohnzimmerfenster legen oft Schiffe über Nacht an.

Der Rhein schlängelt sich durch den Alltag der Familie: Die Kinder üben auf der Promenade Fahrradfahren, auf ihrem Lieblingsspielplatz am Kohlplatz klettern und schaukeln Jarno und Milo mit Blick auf den Fluss, schmeißen vom Niehler Ufer aus Steine ins Wasser. Sie beobachten, wie sich der Wasserstand je nach Pegel ändert. Mal ist mehr, mal weniger Strand zu sehen. Bei Hochwasser verschluckt der Fluss den unteren Uferweg.

Die Kinder wissen um die Gefahren, die vom Rhein ausgehen – und dass sie nicht darin baden dürfen. „Wir haben ihnen mit Stöcken gezeigt und erklärt, wie stark die Strömung ist und wie diese in den Fluten verschwinden und welche Sogwirkung vorbei fahrende Schiffe erzeugen“, sagt Verena Zosel. Erst ziehe sich das Wasser zurück – und dann komme es mit unglaublicher Geschwindigkeit und Kraft zurück. Fast wie bei Ebbe und Flut, nur in kürzester Zeit.

Vater Caroll liebt es, entlang des Stromes Sport zu treiben: Er joggt oder düst mit dem Rennrad stromauf- oder abwärts. Im Frühjahr können die Zosels die Möwen direkt aus dem Wohnzimmerfenster mit Brot füttern. Und abends bekommen sie auf dem Balkon tierischen Besuch: „Erst kommen die Halsbandsittiche, mit dem Sonnenuntergang die Mücken und schließlich die Fledermäuse. Die fressen dann die Mücken“, berichtet Caroll Zosel.

Für Milo beginnt nach den Ferien die Schule. Sein Schulweg ist denkbar kurz: Seine Grundschule, die passenderweise den Namen Rheinschule trägt, befindet sich gleich im Nachbarhaus. Von den Klassenräumen aus wird Milo aufs Wasser blicken, ebenso beim Sport – die Turnhalle ist mit bodentiefen Fenstern ausgestattet. „Immerhin wird Milo sich nicht so vom Ausblick und den Schiffen ablenken lassen wie einige seiner Mitschüler“, hofft seine Mutter. Denn für Milo ist es seit seiner Geburt normal, ständig auf den Rhein zu blicken.