Schüler trainieren KonfliktbewältigungDem Aggressionsreflex widerstehen

Spielerisch lernen die Fünftklässler der Spirale von Mobbing und Gewalt mit erlerntem deeskalierendem Verhalten zu begegnen.
Copyright: Arton Krasniqi
Mülheim – Beleidigungen, Wutausbrüche, Schikanen, Schlägereien – all das hat an Schulen eigentlich nichts zu suchen. Und dennoch kommt es sogar an Grundschulen immer wieder vor, dass die Lernatmosphäre durch verschiedenste Formen von Gewalt beeinträchtigt wird.
Der Verein „Gewaltfrei Lernen“ will dagegen vorgehen: Damit Schüler in Zukunft nicht mehr zu Opfern oder auch zu Tätern von verbalen oder körperlichen Angriffen werden, sollen ihnen hilfreiche Ratschläge und eingeübte soziale Reflexe mit auf den Weg gegeben werden.
„Wenn jemand uns beleidigt, glauben wir oft, dadurch unsere Ehre zu verlieren. Im Konflikttraining haben wir gelernt, dass wir selber unsere Ehre verlieren, wenn wir jemanden beleidigen“, sagt ein Schüler der Johann-Bendel-Realschule, wo in den letzten Wochen drei fünfte Klassen einen „Gewaltfrei Lernen“-Trainer empfangen haben. Die sechs Präventionskurse pro Klasse wurden dank der Förderung durch die Stiftung „Kunst, Kultur und Soziales“ der Sparda-Bank West möglich gemacht, seit elf Jahren profitiert die Mülheimer Realschule von dem „Gewaltfrei Lernen“-Programm.

Spielerisch lernen die Fünftklässler der Spirale von Mobbing und Gewalt mit erlerntem deeskalierendem Verhalten zu begegnen.
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Die Leiterin des Projektes, Sybille Wanders, Fachautorin für Bewegtes Lernen, Bewegungsförderung, Erziehungshilfe und Gewaltprävention, hilft mit ihrem Team von Sonderpädagogen und Diplom-Sportwissenschaftlern bundesweit Schulen bei der Erweiterung ihres Sozialkonzeptes. Die Gewaltfrei-Lernen-Trainer bereichern den Sportunterricht mit Konfliktübungen und stehen den Lehrern auch in anderen Fächern mit Rat und Tat zur Seite, um die Heranwachsenden für ein besseres Miteinander zu sensibilisieren. Damit die Konfliktvermeidung auch abseits des Trainings gelingen kann und sowohl in der jeweiligen Schulinstitution als auch zu Hause nachhaltige Spuren hinterlässt, werden Lehrer, Betreuer und Eltern zudem durch Fortbildungen in das Projekt eingebunden.
An der Johann-Bendel-Realschule zeigen die sechs Unterrichtsstunden durchaus Wirkung. Stolz führen die Fünftklässler die kürzlich verinnerlichten Tricks zur Konfliktbewältigung vor, wie zum Beispiel den „Schlangentrick“ (eine Selbstverteidigungsbewegung) oder den „Laserblick“. Sogar gegen Cyber-Mobbing fühlen sie sich jetzt gewappnet. Nun gilt es, auf dieser soliden Grundlage weiter aufzubauen und das Erlernte nicht zu vergessen. „Ich hoffe, dass ihr euch auch in Zukunft immer an das erinnern werdet, was ihr in den Übungsstunden gelernt habt“, wendet der Regionalleiter der Sparda-Bank, Stefan Mittmann, der sich in der Schulaula persönlich ein Bild von den Trainingsfortschritten gemacht hat, an die Fünftklässler. Ganze 170 Schulen in Nordrhein-Westfalen hat die Stiftung „Kunst, Kultur und Soziales“ bereits auf diese Weise unterstützt. Die Schüler finden, dass die Teilnahme an dem Projekt jetzt schon Früchte trägt: „Seit dem Training sind in unserer Klassenbox viel weniger Problem-Meldungen als vorher“, berichtet eine Schülerin zuversichtlich.