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Mülheimer Stadtteil-GeschichteEinst Kölns erstes Hotel mit Dusche im Zimmer

Lesezeit 2 Minuten

Marc-Oliver Kaiser ist auf die Bar in seinem Hotel stolz.

Mülheim – Hinter einer eher unscheinbaren Fassade kann sich auch ein Kleinod verbergen. Beim Hotel Kaiser an der Genovevastraße in Mülheim ist das der Fall. Seitdem der Fürstenberger Hof und der Warsteiner Hof der Unterbringung von Flüchtlingen dienen, ist dieses Hotel das einzige, das im Stadtteil Mülheim noch im klassischen Sinn betrieben wird.

Das Haus ist seit drei Generationen in Familienbesitz. Kurz nach dem Krieg eröffnete Karl Kaiser auf dem Wiener Platz ein Restaurant, im Jahr 1960 kam das Hotel hinzu. „Weil es nur wenige Meter bis zum Restaurant waren, hat mein Großvater das Haus von Anfang an als Hotel garni geführt, also auf ein umfangreiches Gastronomie-Angebot verzichtet“, erläutert der Enkel, Marc-Oliver Kaiser. Der promovierte Betriebswirt führt das Hotel mit seinen Eltern.

„Damals außergewöhnlich“

Der heutige Inhaber hebt während eines Rundgangs die Besonderheiten des Hauses hervor. So sei es in den 1960er Jahren das erste Hotel Kölns gewesen, in dem alle Zimmer mit Dusche, WC und Fernseher ausgestattet waren. Kaiser: „Damals war das außergewöhnlich, jetzt gehört es zum Standard.“

Heute befinden sich in einigen Zimmern etwa ein türkisches Dampfbad, eine Sauna oder einen Whirlpool – W-LAN-Zugang ist selbstverständlich. Da die Familie ihre Ursprünge in der Schweiz hat, stammen viele Ideen für die Inneneinrichtung aus dem alpinen Raum. Kaiser: „Unser Ambiente ist gegen den Trend.“ Nicht kühle Modernität zeichne die Inneneinrichtung aus, sondern Wärme.

Enormer Druck auf Hotel-Markt

Im Frühstücksraum wird die Herkunft der Familie deutlich. Decken und Wände sind mit dem Holz der Zirbelkiefer verkleidet, das eigens aus Österreich geliefert wurde. Im Keller findet man den Stolz des Hauses: Eine Bar im viktorianischen Stil, mit Lederhockern und Sitzecken aus demselben edlen Material. „Es ist heute nicht einfach, ein Hotel als Familienbetrieb zu führen“, sagt Kaiser. Große Ketten mit geringen Preisen würden einen enormen Druck auf dem Hotel-Markt erzeugen.

Davon, Flüchtlinge in Hotels unterzubringen, hält der Hotelbetreiber nichts. In dem Zusammenhang ist er Anhänger einer Aussage von Josef Ludwig, dem Leiter des Wohnungsamts: „Eine Hotelunterbringung ist nicht die beste Lösung“, sagte der. Betreiber, die das dennoch täten, würden das eigentliche Geschäftsmodell aufgeben.