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Katastrophe für ältere MenschenLetzte Postbank-Filiale in Köln-Stammheim schließt

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Die letzte Postbank-Filiale in Köln-Stammheim schließt. Sie war im Kiosk „Lotto Bell“, der von Michael Bell geführt wird.

Die letzte Postbank-Filiale in Köln-Stammheim schließt. Sie war im Kiosk „Lotto Bell“, der von Michael Bell geführt wird.

Die Postbank schließt alle ihrer privatgeführten Filialen in Deutschland. Menschen in Stammheim müssen nun nach Mülheim oder Kalk fahren.

„Gerade für ältere Menschen ist das eine Katastrophe, dass die Postbank-Filiale schließt“, sagt Michael Bell. Er ist Inhaber von Lotto Bell in Stammheim. Teil seines Kiosks ist auch eine Post- und Postbank-Filiale. Letzteres muss Bell nun schließen. Am 25. Oktober wird er zum letzten Mal Geld ein- und auszahlen, Kontoauszüge drucken, Kundinnen und Kunden beraten.

Für Stammheimerinnen und Stammheimer fällt damit eine wichtige Anlaufstelle weg. Die nächsten Postbank-Filialen sind in Mülheim und Kalk – gerade für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung ist das ein weiter Weg. Außerdem muss man sich dort auf lange Wartezeiten einstellen.

Köln-Stammheim: Letzte Postbank-Filiale schließt

Verbringt man 15 Minuten in Lotto Bell, wird sofort klar: Der Ort ist eine Anlaufstelle für viele Menschen in Stammheim. Die Kundenbindung, die Bell über 25 Jahre aufgebaut hat, ist sehr stark. Die meisten Kundinnen oder Kunden kennt Bell, sie fragen nach seinem Wohlbefinden. Stammheim sei kein anonymer Ort, meint Bell, man kenne sich. Er ist dort aufgewachsen, viele seiner Kundinnen und Kunden kannten ihn schon als Kind.

„Die Leute vertrauen mir, das ist gerade bei Bankangelegenheiten wichtig“, sagt er, „ich hatte Kunden, von denen ich die Pin-Nummer kenne, weil sie selbst nicht mehr damit zurecht gekommen sind. Was sollen die jetzt machen?“ Das Zwischenmenschliche sei wichtig. Und genau das wird nun wegfallen. Auch Menschen, die Bürgergeld bekommen, aber kein Konto haben, hätten bei ihm das Geld bekommen können. Diese Menschen werden jetzt auch woanders hingehen müssen.

Im Januar kündigte die Postbank an, alle privatgeführten Filialen zu schließen. Bell habe das über die Presse erfahren. Kundinnen und Kunden seien aufgebracht zu ihm gekommen und hätten gefragt, ob er schließen müsse. Erst zwei Tage später sei jemand bei ihm vorbeigekommen, habe ihm einen fertigen Auflösungsvertrag vorgelegt.

Lotto Bell ist eine wichtige Anlaufstelle in Stammheim

Am liebsten, so sagt er es, hätte er da komplett hingeschmissen, „aber für meine Mitarbeitenden und das Dorf ist es besser, wenn ich weiter mit der Post mache, so ist es die kleinere Katastrophe“. Der Kiosk und die Post bleiben also. Die Arbeitszeiten seiner Mitarbeitenden musste Bell trotzdem reduzieren. Die Schließung der Postbank-Filiale bedeute für ihn ein hohe finanzielle Einbuße. „Das war ein großer Teil meines Einkommens“. Dazu komme noch, dass häufig Kundinnen und Kunden, die zur Postbank gekommen sind, in dem Zuge gleich eine Zeitung oder anderes gekauft hätten. Auch das wird nun vermutlich wegfallen.

Wie die Schließung ablaufen wird, ist noch unklar. Bell habe bisher keinerlei Information. Vor einigen Wochen habe er bloß Infozettel für Kundinnen und Kunden bekommen. Dort steht wenig drauf, ein QR-Code führt zu einer Seite, wo die nächsten Supermärkte markiert sind. Dort könne Geld nun abgehoben werden. Eine Alternative zur Filiale ist das nicht, findet Bell. Viele Kundinnen und Kunden hätten aber ohnehin bereits ihre Konten gewechselt. Von der Sparkasse und Volksbank gäbe es wenigstens Automaten in Stammheim.