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Tierschutz in KölnKatzenstreichler und Gassigänger helfen dem Tierheim Dellbrück

Lesezeit 4 Minuten

Tierheim-Leiter Bernd Schinzel mit den Hundewelpen, die die Kölner Polizei gerettet hat.

Dellbrück – Eine gute Woche vor Weihnachten brummt das Tierheim Dellbrück. Trotz Dauerregen und ungemütlichen Temperaturen stehen etliche Autos auf dem matschigen Parkplatz. Dutzende Besucher laufen durch die langen Reihen mit den Hundezwingern. Jeder einzelne ist besetzt.

Mit knapp 140 Hunden, rund 100 Katzen und etlichen Kleintieren ist eines der größten Tierheime in Nordrhein-Westfalen zum Jahresende an der Belastungsgrenze angelangt. „Wir machen alle Überstunden, wenn das Tierheim so voll ist“, sagt Leiter Bernd Schinzel und lächelt trotzdem. „Aber wir tun es gerne. Tierschutz ist eine Passion. Wir packen das Problem an und tun, was wir können.“

Und das ist eine Menge. Allein in den vergangenen drei Wochen landeten zwei Mal illegal nach Deutschland eingeführte Welpen im Tierheim. Ende November stellte die Polizei an einer Tankstelle in Bocklemünd Welpen sicher, die aus dem Kofferraum eines kroatischen Wagens heraus verkauft wurden. Mitte vergangener Woche wurde ein Lastwagen aus Bulgarien angehalten, in dem 20 Hunde ungesichert und in ihren eigenen Hinterlassenschaften auf dem Weg nach Holland waren.

„Die Tiere waren in einem schlimmen Zustand, als sie mitten in der Nacht bei uns ankamen“, erzählt Schinzel. „Darunter waren drei Mütter mit Welpen, die alle schwer verwurmt und von Parasiten befallen waren. Ein Welpe schwebt immer noch in Lebensgefahr. Eine gelähmte und schwer verwundete Hündin mussten wir erlösen.“ Die verbliebenen Hunde erholen sich nun im Tierheim und werden, wenn sie gesund und die Welpen alt genug sind, an verantwortungsvolle Halter vermittelt.

Füttern, putzen, Gassi gehen

Neben Notfällen solcher Größenordnung muss der Alltag im Tierheim bestritten werden. Täglich wollen mehr als 300 Tiere gefüttert und medizinisch versorgt werden. Käfige, Zwinger und Katzenzimmer müssen gesäubert, Hunde bewegt und beschäftigt werden. Auch der Kontakt zu Besuchern, Interessenten und zu Tierhaltern, die ihre Tiere im Heim abgeben, will bewältigt werden. Die Tierheimbesatzung tut, was sie kann. Aber ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Ein festes Team von Gassigängern läuft jeden Nachmittag bei Wind und Wetter mit den Tierheimhunden durch das angrenzende Waldgebiet.

Doch nicht nur die Hunde brauchen Ansprache und Bewegung. Auch die Katzen sehnen sich nach Fürsorge und Abwechslung. Deshalb kommen David Nagel und Daniel-Philipp Hoffmann bereits seit zehn Jahren jede Woche ins Tierheim. Katzenstreichler werden solche Ehrenamtlichen im Tierschutz auch genannt. „Wie sehr die Katzen unsere Besuche schätzen, merkt man vor allem an den Langzeit-Insassen“, erzählt Nagel und verfüttert mitgebrachte Leckerlis an eine neugierige Perserkatze. „Der schwarze Kater Danny zum Beispiel. Er sitzt bereits seit zwei Jahren hier und fasst nur sehr schwer Vertrauen. Zu mir kommt er mittlerweile auf den Schoß geklettert. Das ist ein Vertrauensbeweis und zeigt, was alles möglich ist, wenn man den Tieren nur Zeit gibt und Geduld mit ihnen hat.“

Tiere unter dem Weihnachtsbaum

Um Tiere als Weihnachtsgeschenke zu vermeiden, stellen viele Tierheime in NRW zum Jahreswechsel die Vermittlung vorübergehend ein. In Dellbrück läuft der Betrieb bis auf die Tage zwischen den Jahren weiter. Im zweiten großen Tierheim der Stadt, im Konrad-Adenauer-Tierheim in Zollstock, gilt aber ab 15. Dezember bis 6. Januar ein Vermittlungsstopp. Besucher und Ehrenamtliche sind dennoch herzlich willkommen. (kat)

Jetzt, so kurz vor Weihnachten, gibt es viele Anfragen nach Babykatzen im Katzenhaus. Doch die Tierschützer sind in Hab-Acht-Stellung. Tiere auf dem Gabentisch halten sie für keine gute Idee. „Die Anschaffung eines Lebewesens sollte überlegt und gut durchdacht sein. Ein Tier ist kein Gegenstand. Es hat Bedürfnisse. Und auch Katzenwelpen werden groß und machen Arbeit“, sagt Katzenpflegerin Miriam Kohlmeier. Denn Tiere unter dem Weihnachtsbaum – das geht selten gut aus. Zu oft landen in den ersten Monaten des neuen Jahres vernachlässigte oder ausgesetzte Jungtiere im Tierheim. Oftmals sind es unüberlegte Weihnachtsgeschenke, die plötzlich Arbeit machen.

Auch für den Jahreswechsel hat Tierheimleiter Schinzel noch einen eindringlichen Appell: „Wenn man schon mit Böllern böse Geister vertreiben muss, dann bitte doch wirklich in Maßen und nur in der Silvesternacht. Für geräuschempfindliche Hunde ist die Böllerei unerträglich. Jedes Jahr laufen verängstigte Tiere ihren Besitzern in Panik davon, weil auch tagsüber geknallt wird.“ Doch es geht nicht nur um die Vierbeiner. „Achten Sie mal auf die Vögel“, sagt Schinzel. „Die erschrecken sich teilweise so sehr, dass sie im Dunkeln blind losfliegen oder tatsächlich aus den Bäumen fallen.“