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U-3-PlätzeWaldkäuzchen vor dem Ruin

Lesezeit 3 Minuten

Ärger beim Bau der Kita Waldkäuzen 2013: Die Baugenehmigung werde „immens verschleppt“, so die Eltern.

Dellbrück – „Wir sind alle angewiesen auf die Kita“, sagt Torsten Junkes, Vater eines zweijährigen Mädchens. Doch die für kommenden Donnerstag geplante Öffnung des Naturkindergartens „Dellbrücker Waldkäuzchen“ steht in den Sternen. Wenige Tage vor dem anvisierten Start fehlt eine Nutzungsänderung für das Kita-Gebäude an der Waltherstraße, das zuvor von einem türkischen Kulturverein genutzt worden war. Die Genehmigung des Bauamts werde „immens verschleppt“, schimpft Junkes. Und das, obwohl überall zu lesen sei, dass neue U-3-Plätze geschaffen werden müssten.

An der Waltherstraße sollen eines Tages 80 Kinder betreut werden, 40 davon unter drei Jahren. Für Donnerstag werden die ersten 30 Kinder erwartet, die Umbauarbeiten laufen längst. Denn die Nutzungsänderung galt dem Trägerverein „Familie in Balance Köln“ als reine Formsache. Doch das ist sie offensichtlich nicht. Strittig ist die Nähe des Kindergartens zu einem Bordell und sein Standort in einem Gewerbegebiet. Auch eine Untersuchung des Bodens muss von der Stadt noch geprüft werden.

Mitarbeiter fürchten um Jobs

Für die Eltern existieren diese Probleme nicht. Das Bordell schließe demnächst, das Gewerbegebiet sei in Wirklichkeit ein Forstgebiet und die Bodenbeschaffenheit unproblematisch. „Eigentlich ist es klar, dass alles unbedenklich ist“, sagt Junkes. Auch Vera Niehr, Vorstandsmitglied des Trägervereins, ist sauer. Sowohl der Landschaftsverband als auch das Jugendamt hätten der Einrichtung grünes Licht gegeben, nur die Stadt eben nicht. Jenny Hagmann, Mutter und Mitglied der Elternvertretung, sieht den Verein in Gefahr: „Wenn es am Donnerstag nicht los geht, ist er praktisch pleite.“ Denn Miete und Personalkosten müssten gezahlt werden, ohne dass Einnahmen fließen. Auch die Eltern müssen mit der Ungewissheit leben, dass ihre Kinder ab Donnerstag nicht betreut werden. Die acht Mitarbeiter, die zum Teil ihre bisherige Anstellung gekündigt haben, fürchten derweil um ihre Jobs.

Laut Verwaltung hat die Initiative die Nutzungsänderung zu spät beantragt. Der Antrag sei erst am 14. März eingegangen. Das Bodengutachten der unter Altlastenverdacht stehenden Fläche sei sogar am 22. April zur Beurteilung eingereicht worden, heißt es in einer Pressemitteilung. Laut einem Stadtsprecher habe auf dem Gelände früher unter anderem die Firma Dynamit Nobel produziert. Für die Stadt steht die Kita zudem in einem Gewerbegebiet, wo „grundsätzlich keine Kindertagesstätten zulässig“ seien. Und dass der Bordellbetrieb aufgegeben wird, sei noch nicht verbindlich erklärt worden.

Die Waldkäuzchen-Eltern haben am Montag ihrem Ärger Luft gemacht – mit Protesten vor der Kita und dem Rathaus. „Hilfe!“ und „Eltern in Not“ stand auf ihren Transparenten. Wenigstens eine Notgruppe müsse kurzfristig genehmigt werden, fordern sie. Vielleicht hat der Protest genutzt: Die Verwaltung schloss nicht aus, „dass die Prüfungen noch in dieser Woche abgeschlossen werden und die Baugenehmigung erteilt werden könnte“.