Willkommensinitiative Köln-MülheimVom Flüchtling zum Ehrenamtler
Mülheim – Er wäre fast abgeschoben worden. Doch jetzt hat Kemo Bajramovic nicht nur Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Mehr noch: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker verlieh ihm den Ehrenamtspreis „KölnEngagiert 2019“ für sein Engagement in der Flüchtlingshilfe – namentlich in der Initiative Willkommenskultur (WiKu) Mülheim.
Schwierigkeiten als Roma
Bajramovic kam 2013 selbst als Flüchtling nach Deutschland. Er, seine fünf Geschwister, die Eltern und eine Tante stammen aus Bosnien-Herzegowina. Als Roma hatten sie unter Ausgrenzung und Repressalien zu leiden, was sie bewog wegzugehen. „Da wir schon einmal – wegen des Bosnienkriegs – von 1992 bis 1997 in Deutschland lebten, wollten wir hierher zurück“, erzählt der 34-Jährige. Wieder in Deutschland, besuchte er die Tages- und Abendschule, wo er den Hauptschulabschluss machte. Jetzt macht er eine Ausbildung zum Koch.
Familie von der Abschiebung bedroht
„Seit 2014 ist Kemo in unserer Initiative“, erklärt Marianne Arndt, eine der Initiatorinnen der WiKu Mülheim. Sein Engagement, andere Flüchtlinge zu unterstützen, zeige seine Fähigkeit sich selbst zu integrieren. Er helfe, egal, aus welchen Kulturen die anderen stammen. Arndt: „Auf der anderen Seite waren er und seine Familie ständig von Abschiebung bedroht.“ Einmal habe die Familie kurz vor dem Kirchenasyl gestanden. Sie bewundere sein großes Potenzial, Frustrationen zu verkraften.
Stellvertretend für jedes Mitglied
Arndt und andere WiKu-Aktive haben Bajramovic bewusst für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen: „Er steht stellvertretend für jedes unserer Mitglieder.“ Vier Jahre nach der Flüchtlingskrise seien die Anforderungen an die Tätigkeit der Initiative keineswegs geringer geworden. „Je tiefer wir in die Integrationsarbeit vordringen, desto schwerer wird es“, betont Arndt. Zusätzlich mache sie sich Sorgen wegen der neuen Gesetzeslage: „Die frühzeitige Inhaftierung zwecks späterer Abschiebung oder die Duldung light, bei der bestimmte Flüchtlinge weniger Leistungen bekommen, wirken kontraproduktiv.“