Wohnungen, Büros, GeschäfteSo komplex ist die Neuentwicklung des Mülheimer Südens
Köln-Mülheim – Bis zu 4000 Wohnungen sollen auf mehreren Grundstücken im Süden Mülheims entstehen, dazu Orte für Gewerbe und Kultur, Schulen und Kitas sowie begrünte Korridore und neue öffentliche Plätze. Doch das Projekt auf den ehemaligen Industrieflächen kommt nur schleppend voran. Wir geben einen Überblick über das Gelände, die beteiligten Unternehmen und den Stand der Arbeiten.
Die Flächen der folgenden Grafik zeigen, für welches Areal welcher Projektbeteiligte zuständig ist. Das südlichste Grundstück an der Zoobrücke bebaut etwa die Gröner Group.
Nördlich der Zoobrücke: Gröner Group
Vieles auf dem Areal ist fertig gestellt, aber bei einzelnen Gebäuden scheinen die Bauarbeiter mitten im Bauprozess die Baustellen verlassen zu haben. Die Stadt sagt, dass aufgrund von „überarbeiteten Nutzungs- und Entwicklungskonzepten die Hochbauplanungen angepasst“ werden. Die Gröner Group reiche neue Bauanträge ein.
In einem völlig desolaten Zustand befindet sich eines der seltsamsten Denkmäler der Stadt: Von der Deutz-Mülheimer Straße kann man dem „eckigen Rundbau“, einem ehemaligen Lagerhaus, beim Verfall zusehen. Das Bauunternehmen kündigt an, im Februar 2022 mit Bauarbeiten am „eckigen Rundbau“ zu beginnen.
Für die ebenfalls geschichtsträchtigen „Waggonhallen“ kündigt die Gröner Group an, „voraussichtlich in etwa zwölf Monaten“ mit den Bauarbeiten zu starten. Das Unternehmen wehrt sich gegen den Vorwurf, dass alle Baustellen still stünden. Schließlich seien einige Projekte bereits fertiggestellt, ein weiteres stehe kurz davor.
Entlang der Bahntrasse – Consus/Adler Group
Die Lage auf den Baufeldern von Consus ist verworren, was vor allem an den Besitzverhältnissen liegt. Mit Consus verbindet sich ein kompliziertes Firmengeflecht, in dem der neue Mutterkonzern Adler Group die Fäden in die Hand genommen hat. Mittlerweile läuft auch die Öffentlichkeitsarbeit über den Bauriesen. Man sei mit allerlei „Aufräumarbeiten“ befasst, heißt es da.
Consus hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil Geschäftspartner über unbezahlte Rechnungen klagten. Offenbar trennt man sich in Mülheim vom Generalunternehmer Kondor Wessels. Wie es heißt, haben sich die Unternehmen gegenseitig verklagt. Man führe Verhandlungen mit Unternehmen, die die Rolle des Generalunternehmers übernehmen könnten, so die Adler Group.
Dass auf den Baufeldern zurzeit nichts geschieht, ist besonders ärgerlich, weil es für einzelnen Flächen schon Baugenehmigungen gibt. Die Stadt ist vom Baustopp und den Verzögerungen überrascht worden. Damit habe man nicht rechnen können, so Sprecher. Der Baufortschritt sei in den laufenden Verfahren „deutlich verlangsamt“, in Planungsobjekten gar „weitgehend zum Erliegen gekommen“, teilte die Stadt dem Handelsblatt mit. Die Folgen für die Stadtentwicklung und den ohnehin schon „sehr engen Wohnungsmarkt“ seien gravierend.
Die größte Fläche – Gateway
Gateway hat das riesige Areal der Gerch Group übernommen. Auch hier hat man es mit einem komplizierten Firmengeflecht zu tun. Presseanfragen zum Stand der Dinge sind nicht beantwortet worden. Wie es heißt, hat Gateway versucht, mit der Stadt eine neue Einigung über die Art der Bebauung zu erzielen. Das ist wohl nicht gelungen.
Die Vorarbeiten der Gerch Group wurden vor allem von Denkmalschützern heftig kritisiert, weil fast die komplette Industriearchitektur der Deutz AG abgerissen wurde.
Anschließend musste der Boden von Altlasten befreit werden. Seit Monaten steht die Baustelle still.
Endgültiger Eigentümer noch unklar – NRW Urban
Die Landesgesellschaft kümmert sich wenig um ihren Besitz. Die erhaltenswerten Industriehallen auf dem Otto-und-Langen-Quartier verfallen. Zuletzt wurde es sogar abgelehnt, der Kunstinitiative Raum 13 vorübergehend Räume zu überlassen, weil das zu gefährlich sei.
Das Land hat eine Direktvergabe des Grundstücks an die Stadt abgelehnt und ein europaweites Bieterverfahren angestoßen. Die Stadt hat dem zugestimmt. Sie hofft, am Ende das Grundstück erwerben zu können.
Die rechtliche Konstellation ist nicht ganz klar. Manche bezweifeln, dass die Stadt als Verfahrensbeteiligte überhaupt kaufen darf.
Ein langes Gebäude – Stadt Köln
Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Stadt die ehemalige KHD-Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer Straße kauft. Dafür nutzt sie ein Vorkaufsrecht, mit dem sie in den privaten Kaufvertrag zwischen dem Vorbesitzer Eggerbauer und dem Käufer Jamestown einsteigt.
Bislang hat die Stadt keinen Plan, was sie mit dem neuen Eigentum anfangen will. Es gibt viele Ideen, aber nichts Konkretes. Ziel ist es, einen Plan aufzustellen, der die Ziele für die ehemalige Hauptverwaltung zusammen mit dem NRW-Areal dahinter formuliert. Da die Grundstücksgrenzen teilweise durch Gebäude verlaufen, muss das Otto-und-Langen-Quartier als Ganzes entwickelt werden.
Die Kunstinitiative „Raum 13“, die vom Vorbesitzer rausgeworfen worden war, will wieder in die alte Hauptverwaltung einziehen. Dazu laufen Gespräche zwischen Künstlern und der Stadt.
Am Ufer des Hafens – Hamacher Projekt Entwicklung
Im Gegensatz zu den anderen privaten Investoren hat das Unternehmen der Kölner Familie Hamacher die historische Bausubstanz noch nicht abgerissen. Die alten Gebäude werden für diverse Zwischennutzungen bereitgestellt.
Mit der Umsetzung seiner Pläne für die weitere Entwicklung des Areals kommt das Unternehmen jedoch nur langsam weiter.
Zuletzt wurden neue Anforderungen an den Hochwasserschutz gestellt, was möglicherweise Neuplanungen erforderlich macht.
(Grafiken: Tobias Hahn)