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Karnevalsgesellschaft„Mülheimer Neger“ benennen sich nach Vorwürfen um

Lesezeit 3 Minuten

Neuer Name, neues Logo - die „Mülheimer Neger“ haben sich umbenannt.

Köln – Das „N“-Wort trug der Verein fast 55 Jahre im Namen, doch in der kommenden Session wird nichts mehr sein, wie es war. Neue Standarte, neues Logo, neuer Eintrag im Vereinsregister: Aus der Karnevalsgesellschaft „Mülheimer Neger“ wird die „KG Müllemer Klütte“.

Die Änderung ist der politischen Korrektheit geschuldet und kommt nicht ganz freiwillig. Es gab den Vorwurf, der alte Name sei rassistisch. „Man achtet in Deutschland sehr auf die Wortwahl“, sagt Vereinsvorsitzender Franz Peter Schiffer (63): „Bezeichnungen wie Neger werden heute als diskriminierend empfunden.“ Schiffer zeigt Verständnis, der Sprachgebrauch habe sich eben geändert. Er klingt trotzdem zerknirscht: „Nach 55 Jahren ist das ein Abstrich, den man macht.“

Schminken fürs Verwirrspiel

Der Verein hat sich 1961 in Mülheim gegründet, aus einem Stammtisch heraus. Die Männer schminkten sich an Weiberfastnacht schwarz, um ihre Frauen auf den Arm zu nehmen. Als sie vom Feiern in der Stadt in die Stammkneipe zurückkamen, konnten sie niemand mehr erkennen. Es war ein Verwirrspiel. Bis vor einigen Jahren gingen die KG-Mitglieder als Schwarze verkleidet im Mülheimer Dienstagszug mit, lange Zeit auch in Baströcken. Mittlerweile gibt es solche Outfits nicht mehr.

„Zur Gründungszeit hat niemand darüber nachgedacht, dass Neger irgendwann mal diskriminierend sein könnte“, sagt Schiffer. Erst Anfang diesen Jahres habe der Name Anstoß erregt. Damals sei das Messingschild an der Tür der Vereinskneipe abmontiert worden. Dann habe die Wirtin einen Brief des Anti-Diskriminierungsbüros in Mülheim erhalten, in dem es hieß, sie bewirte diskriminierende Gäste. „Damit unsere Wirtin keine Nachteile erleidet, haben wir uns gebeugt“, sagt Schiffer.

Kein Einzelfall im Karneval

Nach langer Diskussion habe man sich für eine Namensänderung entschieden: „Wir wollen nicht dem Vorwurf ausgesetzt sein, rassistisch zu sein.“ Diese Entscheidung wird vom Festkomitee begrüßt. „Es ist gut, dass sich die KG mit ihrem traditionellen Namen auseinander gesetzt hat. Der Begriff »Neger« ist heute negativ besetzt“, sagt Festkomitee-Sprecherin Sigrid Krebs. „Der Karneval soll jedoch niemanden beleidigen und niemanden ausgrenzen.“

Auch andere Karnevalsvereine tragen noch ähnliche Namen, so die Poller Böschräuber, die mit Fantasie-Kostümen mit afrikanischen, indischen und südamerikanischen Anleihen auftreten und bei denen mehrfach auch schon echte Schwarze mitgezogen sind. Böschräuber-Chef Peter Berg hält Begriffe wie Neger zwar nicht mehr für zeitgemäß. Dennoch sei „maßlos übertrieben, was da gemacht wird“. Kein Verein hege rassistische Gedanken, sagt er. Gerade der Karneval brauche seine Freiheiten, eine bloße Namensänderung wirke nicht integrationsfördernd.

Neuanfang mit neuem Logo

Nun also Müllemer Klütte. Klütte ist Kölsch und bedeutet Brikett. Pikant dabei: Das Wort wird umgangssprachlich auch für Menschen mit schwarzer Hautfarbe genutzt. Genau das will die KG jedoch nicht aussagen: Anspielungen auf schwarze Menschen seien mit der Klütte nicht mehr verbunden, so Schiffer. Der Begriff sei eng mit der Vereinsgeschichte verbunden und gezielt gewählt. Er wurde in der Kombination „Klütte-Schwatz“ (schwarz wie Brikett) ähnlich dem „Kölle Alaaf“ verwendet. Der Verein spricht von einem Neuanfang. Das neue Logo ist schon fertig, es zeigt eine lachende Klütte mit Narrenkappe.