NRW-Premiere„We Will Rock You“ kehrt nach Köln zurück
Köln – „Die Bohemians werden ihre Rhapsody niemals bekommen“, dekretiert die Killer Queen, die mit hochtoupiertem Blondhaar auf ihrem Thron sitzt. Der Gleichschaltung durch das Unternehmen Globalsoft, das unter ihrer Leitung steht, soll niemand entgehen auf dem Planeten, der einmal Erde genannt wurde und nun „iPad“ heißt: Musikinstrumente gibt es nicht mehr, und Musik ist verboten, es sei denn, es ist der Einheitsbrei „Gaga“.
Dass ein paar rebellische „Bohemians“ planen, die Diktatur des musikalischen Mainstreams zu stürzen, soll ein Ende haben. Bald werde es nur noch „willenlose Konsumenten“ geben, ist die Tyrannin sich sicher.
Nach sieben Jahren Rückkehr nach Köln
So beginnt die Geschichte des Musicals „We Will Rock You“ von Queen und Ben Elton. Zwölf Jahre, gefüllt mit rund 4600 Vorstellungen, dauerte die Auftrittsserie im Londoner Dominion Theatre, wo die Produktion 2002 ihre Uraufführung erlebte. Auch anderswo feierte „We Will Rock You“ große Erfolge. Als das Musical von 2004 bis 2008 im Kölner Musical-Dome am Rheinufer gezeigt wurde, kamen fast zwei Millionen Besucher.
2015 kehrte es noch einmal für fünf Wochen zurück ins blaue Zelt am Hauptbahnhof. Nun ist es wieder da: Am Dienstagabend ging die neue Inszenierung der englischen Original-Produktion über die Bühne. Dass viele Plätze unbesetzt blieben war der Corona-Schutzverordnung geschuldet.
Beim anfänglichen „Imminuendo“ wummerten die Bässe so stark, dass ein Vibrieren durch die Sitzreihen ging und man sich auf Ohrenbetäubendes gefasst machen mochte. Tatsächlich war die Lautstärke beachtlich, doch sie blieb im Rahmen. Und wer will sie nicht laut hören, die Hits der Band um Freddy Mercury, von „I Want to Break Free“ über „Radio Ga Ga“, „Killer Queen“ und „Who Wants to Live Forever“ bis zu „Another One Bites the Dust“ – 24 Songs, die in eine schräg-schlichte Handlung mit Dialogen auf Deutsch eingebettet sind. Die Stimmen sind durchweg ausgezeichnet. Der von Linda Holmgren gespielten Killer Queen war Stuart Pattenden als oberster Geheimpolizist Kashoggi zur Seite gestellt.
Riccardo Greco als Galileo und Inga Krischke als Scaramouche verkörperten das rebellische Liebespaar. Auch die Rollen von Udo, Oz und Hell sind mit Luciano Mercoli, Marina Maniglio und Vini Gomes gut besetzt. Das Ensemble zeigte sich nicht nur im Gesang stark, sondern auch in den Tanzszenen. Dass sich die Bohemians die Namen von berühmten Sängern und Sängerinnen gegeben haben, macht es möglich, dass Madonna, Mick Jagger und Nina Hagen gemeinsam auf der Bühne stehen. Auch sonst gibt es zahlreiche Anspielungen auf die Rock- und Popkultur. Die Band spielte gelungen auf, hätte sich aber manchmal zugunsten der Stimmen zurücknehmen sollen.
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Die Show (Regie: Cornelius Baltus) ist ein Musterbeispiel dafür, dass es keine aufwendigen Kulissen braucht, wenn man sich ausgefeilten Lichtdesigns und digitaler Projektionen bedient. So lassen sich im Nu der Himmel, ein Schrottplatz, eine Hochhauslandschaft oder die Ruine des Wembley-Stadions ins Bild setzen. Fehlte da nicht etwas, nachdem am Ende die Ohrwürmer „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ das Publikum begeistert hatten? Ja. Mit der „Bohemian Rhapsody“ rissen Solisten und Ensemble das Publikum mit – und die Killer Queen war Lügen gestraft.
„We Will Rock You“ gastiert zunächst bis zum 13. Februar im Musical Dome; die Vorstellungen sind ausverkauft. Für das zusätzliche Gastspiel vom 19. April bis zum 1. Mai gibt es noch Karten. Tickets ab 39,50 Euro.