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MusikPlattenfirma EMI vor dem Aus

Lesezeit 3 Minuten

EMI heute: Jürgen Drews, Loona und Mickie Krause

Köln – Die Tage der einst so erfolgreichen Plattenfirma EMI in Köln sind gezählt. Der Konzern, der europaweit zu den größten der Branche zählte, wurde größtenteils an die Konkurrenzfirma Universal verkauft. Vom alten Glanz ist nicht viel geblieben. Und so wundert es kaum, dass einer der letzten öffentlichen Auftritte der EMI-Leute sich in der unteren Liga abspielte: Goldverleihung an Ballermann-Sänger Mickie Krause.

Während einst Platinauszeichnungen für Millionenverkäufe von Weltstars wie Tina Turner, Robbie Williams, Queen, Roxette, die Scorpions oder Snoop Dogg mit großen Events gefeiert wurden, war die Ehrung Krauses für 150 000 verkaufte Tonträger von „Schatzi, schenk mir ein Foto“ den EMI-Leuten nicht einmal mehr eine eigene Veranstaltung wert. Man nutzte einfach eine Party der Produktionsfirma Xtreme Sound um die Geschäftsführer Mike Rötgens und Hartmut Wessling, die in die Bastei geladen hatten, weil es der 100. Titel aus ihrer Produktion in die Charts geschafft hat.

Kleine Party mit wenigen Künstlern

International hat Xtreme schon für Kylie Minogue und Tom Jones gearbeitet, der Schwerpunkt liegt aber im Schlagerbereich. Einige Künstler feierten mit: so Jürgen Drews, Ross Anthony, Anna Maria Zimmermann, Jürgen Milski (durfte sein Lied singen) und Loona, mit der die Xtreme-Leute Stunden zuvor noch eine neue Single aufgenommen hatten.

Die goldenen CDs an Krause sowie an die Komponisten des „Foto“-Songs, die holländischen Brüder Gerard und Ton Koopmans, und andere verteilte Jörg Hellwig. Der Chef von Koch Universal Music in München leitet künftig mit dem Electrola-Label auch die Schlagersparte der EMI – mit dem Kölner Ableger Rhingtön (Höhner, Brings und Co.).

Das Kleinlabel mit drei Mitarbeitern (Marco Lorbach, Claudia Aichinger und Petra Sippel) ist wohl das Einzige, das von den 153 EMI-Leuten in Köln übrig bleibt. Hellwig: „Es ist schon traurig, dass für viele langjährige Mitarbeiter die Situation noch nicht geklärt ist. Die Stimmung ist da nicht gut.“ Nicht einmal 20 Mitarbeiter werden mit den EMI-Labels Capitol, Blue Note und Virgin (Künstler wie den Beatles, Robbie Williams und Herbert Grönemeyer) zum deutschen Universal-Hauptsitz nach Berlin umziehen.

Standort halten und ausbauen

Die anderen werden abgefunden. Einer, der noch ganz in der Schwebe hängt, ist Dirk Ewald, vor gut zwei Jahren noch in Führungspositionen für „zusätzliche globale Aufgaben und internationale Aktivitäten“ aufgestiegen. „Mein Job ist derzeit noch, für das Parlophone-Label, das laut EU-Beschluss nicht auch noch an Universal gehen durfte, einen Käufer zu finden.“ Hauptinteressent ist der Branchenriese Warner, der sich gern noch die restlichen EMI-Stars wie Pink Floyd, Coldplay, Depeche Mode, Jethro Tull und Iron Maiden einverleiben möchte. Ewald: „Erst, wenn das alles abgewickelt ist, kann ich mich beruflich neu orientieren.“

Nicht umdenken und eine neue Firma suchen wollen die Jungs von Brings. „Wir möchten bei Rhingtön bleiben“, sagt Stephan Brings. „Obwohl, unterschrieben ist noch nichts.“ Es habe aber ein gutes Gespräch mit ihrem neuen Chef (Brings: „Der hat Ideen“) gegeben.

Hellwig hatte die Musiker in ihrem Proberaum besucht und war sehr angetan: „Brings ist eine sehr sympathische Band. Die wollen wir noch populärer machen. Und die Kölner Szene ist schon speziell. Diesen Standort wollen wir unbedingt halten und möglichst noch ausbauen.“