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Nach Kölner Klüngel-SkandalStadtwerke haben einen neuen Chef

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Michael Theis

Michael Theis wird Teil der Stadtwerke-Geschäftsführung.

Köln – Die Kölner Stadtwerke haben rund viereinhalb Jahre nach der Stadtwerke-Affäre einen neuen hauptamtlichen Geschäftsführer: Michael Theis (58) übernimmt den neuen Job als Leiter der kaufmännischen Abteilung ab 1. Januar 2023, er ist das einzige hauptamtliche Mitglied der vierköpfigen Geschäftsführung. Die anderen Mitglieder sind nebenamtlich Andreas Feicht (Chef der Rhein-Energie), Stefanie Haaks (Kölner Verkehrs-Betriebe), sowie Timo von Lepel (Netcologne). Sie sind aber gleichgestellt, keiner hat laut Aufsichtsrat ein doppeltes Stimmrecht.

Es ist ein Posten mit viel Macht, manch Ratspolitiker spricht sogar von einem zweiten Oberbürgermeister, weil die Stadtwerke zu hundert Prozent der Stadt Köln gehören. In der übergeordneten Holding sind die städtischen Unternehmen wie etwa KVB, Bäder oder Netcologne vereint. Für die Holding arbeiten rund 160 Mitarbeiter, die sich um konzernübergreifende Aufgaben aller Firmen kümmern. Der Konzernumsatz der Stadtwerke betrug 2020 rund 5,4 Milliarden Euro.

Im März hatte der Aufsichtsrat den neuen Posten formal beschlossen, im August war die Stelle ausgeschrieben worden, gewünscht war demnach jemand mit einem „Verständnis für kommunalpolitische Fragestellungen“.

Job war Teil eines Deals

Theis, gelernter Betriebswirt an der Uni Köln, übernimmt also den Posten, der eigentlich 2018 für den damaligen SPD-Fraktionschef im Stadtrat, Martin Börschel, geschaffen werden sollte. Dazu hatten sich führende Politiker von SPD, Grüne und CDU verabredet, Börschels Besetzung war Teil eines Deals zwischen den Parteien, wer welchen Posten in einigen städtischen Unternehmen bekommt.

Doch der Deal wurde öffentlich und platzte, von Klüngel war bundesweit die Runde – weil Börschel, seinerzeit Aufsichtsratschef der Stadtwerke, den Millionen-Job ohne Ausschreibung der Stelle erhalten sollte. Von einem „Coup wie in der Unterwelt“ war die Rede. Das Verfahren wurde ausgesetzt.

Die aktuelle Chefin des Aufsichtsrates, Anne Lütkes (Grüne), hatte im März von einem „intransparenten, überfallartigen Vorgehen“ gesprochen, „politisch inkorrekt und rechtlich zweifelhaft“. Das dürfe sich nicht wiederholen. Theis hat laut eines Stadtwerke-Sprechers kein Parteibuch.

Börschel verließ die Politik

Danach verließ Börschel den Rat und dieses Jahr die Politik, die Grünen drängten ihren Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank zum Rückzug – obwohl die Grünen-Fraktion den Deal abgenickt hatte.

Nur bei der CDU blieben die Auswirkungen marginal, Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau zog sich zwar 2018 aus dem Aufsichtsrat der Stadtwerke zurück, er wolle mit dem Rückzug wieder Vertrauen herstellen zu wollen. „Ich habe deshalb entschieden, ab sofort nicht mehr Teil des weiteren Verfahrens zu sein.“ Doch 2020 waren diese Worte offenbar vergessen, der Posten zu verlockend – Petelkau ließ sich wieder in den Aufsichtsratsposten wählen und war nun eben doch Teil der Auswahl.

Theis stammt aus dem Rheinland

Michael Theis (58) stammt aus dem Rheinland, seine beruflichen Stationen hat er in der Wirtschaftsprüfung bei Pricewaterhouse Coopers absolviert sowie in der Industrie bei der früheren Readymix AG, danach war er Finanzvorstand bei der Berliner Stadtreinigung sowie zuletzt als Partner bei Expense Reduction Analysts – einem weltweit tätigen Beratungsunternehmen für Mittelstand und kommunale Unternehmen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Theis sagte: „Es gibt in Deutschland kaum einen so breit aufgestellten und leistungsfähigen Stadtwerke-Verbund wie in Köln. Die Herausforderungen für Klimaschutz und Energieversorgung, Mobilität, Logistik und Digitalisierung sind in den kommenden Jahren auch in Köln enorm. Dazu braucht es weiter wirtschaftlich gesunde und erfolgreiche Stadtwerke und eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt.“