Nach RaketenbeschussKölner Delegation reiste in die Partnerstadt Tel Aviv

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Treffen im Rathaus von Tel Aviv: Bürgermeister Nathan Wolloch, Manfred Gryschek, Monika Möller, Rafael Struwe und Eliav Blitzowski (v.l.n.r.), der sich um internationalen Beziehungen kümmert.

Köln – Echte Partnerschaft zeigt sich in Krisenzeiten. Es war nicht das erste Mal, dass die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Köln – Tel Aviv, Monika Möller, in schwierigen Zeiten Solidarität an Ort und Stelle bekundete. Mit einer Sondererlaubnis durfte eine kleine Delegation aus Köln in die faszinierende Metropole am Mittelmeer reisen, um Worten Taten folgen zu lassen.

Als im Mai Tausende Raketen auf Kölns Partnerstadt flogen, hatten sich mehrere Organisationen zu einer Kundgebung unter dem Motto „Gegen Antisemitismus – We stand with Israel“ auf dem Heumarkt zusammengefunden. Möller hatte auf dem Podium eine „Solidaritätsreise“ angekündigt – trotz Dauerbeschuss und Corona-Pandemie.

Gewalt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen

Die Lage habe sich „vollkommen entspannt“, berichtet sie nach ihrer Rückkehr. Die Menschen in Tel Aviv sind das Leben mit einer permanenten Bedrohung gewöhnt. Ungewohnt war, dass die letzte Eskalation zwischen dem israelischen Staat und der radikalen Palästinenserorganisation Hamas auch in den Städten innerhalb Israels zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führte, in denen Araber und jüdische Israelis einigermaßen gut miteinander leben. Das gilt auch für Tel Aviv. Im alten Teil der Stadt Yafo hatten rechte jüdische Gruppen provoziert, es gab Schlägereien und Brandanschläge. „Aber es gab eben auch gemeinsame Proteste gegen die Abriegelung des Stadtteils“, berichtet Möller. Der aus Köln mitfinanzierte „Friedenskindergarten“, in dem paritätisch Kinder aus jüdischen, christlichen und muslimischen Familien betreut wurden, war zeitweise geschlossen. Nun sei der Alltag zurückgekehrt, sagt Möller. Restaurants und Strände seien voll. Was fehlt, sind die Touristen.

60 Jahre Schüleraustausch

Israel hat wegen der Corona-Pandemie seine Einreisebeschränkungen verlängert. Die alljährliche touristische Reise durch Israel, die der Kölner Städtepartnerschaftsverein anbietet, musste kurzfristig abgesagt werden. Auch im vergangenen Jahr konnte sie – genau wie Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag des regelmäßigen Schüleraustauschs – nicht stattfinden. Für die „Solidaritätsreise“ jetzt musste sich die Kölner Delegation strengen Gesundheitstests unterziehen. Als die bestanden waren, konnte man dann an einem fast regelfreien Alltag teilnehmen. Möller und die Vorstandsmitglieder des Vereins, Rafael Struwe und Michael Gryschek, konnten bei Treffen mit Vertretern der Stadtverwaltung um Bürgermeister Nathan Wolloch einige konkrete Verabredungen für die Zukunft treffen. Der Verein will der Stadt Köln vorschlagen, durch einen intensiven Austausch über konkrete umweltpolitische Themen „mehr voneinander zu lernen“. Darüber hinaus sind weitere kulturelle Kooperationen wie ein Besuch des Jugendorchesters der Rheinischen Musikschule in Israel oder eine Ausweitung des Schüleraustauschs geplant.

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Über die Frage, wie sich die innenpolitische Lage in Israel entwickeln wird, kann Möller nur spekulieren. Der Anlass für den Raketenbeschuss und die Eskalation der Gewalt – ein Konflikt um Besitzansprüche jüdischer Siedler im arabischen Teil Jerusalems – ist nicht vom Tisch. „Die Lage bleibt explosiv“, so Möller. Gleichzeitig gebe es aber auch einige positive Signale der Entspannung. So verbessere Israel sein Verhältnis zu den arabischen Nachbarstaaten, die neue Regierungskoalition schaffe es bislang, ultra-orthodoxe Strömungen „in Schach zu halten“ und die arabische Interessenvertretung im israelischen Parlament bekomme mehr Beachtung. Doch all das werde die extremen Kräfte im Gazastreifen nicht besänftigen können, sagt Möller.

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Das Rathaus in Tel Aviv wurde als Zeichen der Solidarität mit den Flut-Opfern in Deutschlandfarben angeleuchtet.

Denen, die noch nicht in Kölns Partnerstadt waren, müsse man sagen: „Tel Aviv ist nicht Israel.“ Typisch sei, dass die Menschen dort auch nach lebensbedrohlichen Situationen „schnell wieder oben auf“ seien. „Angst, Druck und Spannung auf der einen und das pralle Leben auf der der anderen Seite liegen hier ganz eng beieinander", berichtet Monika Möller.

Der im Vergleich zu anderen Städtepartnerschaften besonders enge Kontakt werde auch in Tel Aviv sehr geschätzt. Dass die israelische Stadt ihr Rathaus nach der Überschwemmungskatastrophe in Deutschland in schwarz-rot-gold angestrahlt habe, sei ein ungewöhnliches und starkes Zeichen gewesen, so Möller. Vor Ort nehme man sehr genau wahr, was in Deutschland passiere. Deshalb sei es für sie auch „untrennbar, hier gegen Antisemitismus vorzugehen und gleichzeitig in Israel Solidarität zu zeigen“.www.koelntelavivinfo.wordpress.com

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