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Nach ZwangsräumungGibt es doch ein Happy End für die Kölner Familie?

Lesezeit 3 Minuten
Familie W. bei dem Protest gegen die Zwangsräumung ihrer Wohnung

Familie W. aus Köln hat nach einer Zwangsräumung am Dienstagmorgen keine richtige Bleibe. Hier Mutter Jacqueline W. mit ihrem Partner und ihrer Tochter.

Jacqueline W. und ihre fünf kleinen Kinder mussten am Dienstag ihre Wohnung verlassen. Nun gibt es einen Lichtblick.

„Wir sind alle sehr müde und immer noch aufgekratzt. Die Nacht war nicht einfach“, erzählt die 34-jährige Kölnerin Jacqueline W. am Mittwochmittag. Besonders ihre fünf Kinder, zwischen zwei und zehn Jahre alt, bräuchten gerade mehr Aufmerksamkeit.

Für sie haben sich am Dienstag (17. Januar) die Ereignisse überschlagen. Nachdem ihre Wohnung in Köln-Gremberghoven am frühen Morgen zwangsgeräumt wurde, wollte die Stadt Köln die sechsköpfige Familie in einer Obdachlosenunterkunft an der Hansemannstraße in Ehrenfeld unterbringen.

Dazu ist es allerdings nicht gekommen. Jacqueline W. erfuhr nach einem Anruf bei der Unterkunft, dass diese gar nichts von der Familie weiß. Und dass es auch keinen Platz für sie gibt.

Das Kölner Verwaltungsgericht hatte kurz vor der Zwangsräumung entschieden, dass diese Unterkunft in Ehrenfeld nicht passend für die Familie ist. Und dass die Stadt Köln sich um eine „angemessene und menschenwürdige“ Alternative kümmern müsse.

Kölner Familie wird zwangsgeräumt: Stadt will Beschwerde einreichen

Die Stadt Köln teilte am Dienstagabend mit, dass aktuell geprüft werde, ob gegen diese Entscheidung Beschwerde eingereicht werden kann. Sie „erachtet es als fraglich, ob tatsächlich alle vorliegenden Merkmale der in Aussicht gestellten Unterbringung hinreichend gewürdigt wurden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Stadt erklärt weiter, dass „das Finden von Ersatzwohnraum“, wegen offener Mietschulden und wiederkehrender Polizeieinsätze, für die Familie und die unterstützenden Ämter und Organisationen erheblich erschwert sei.

Für Reentje Streuter von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim sind das nur Ausflüchte. Streuter und der Verein unterstützen die Familie. Die Stadt Köln versuche sie als „schwer vermittelbar“ darzustellen, um die Kritik am Verhalten der Stadt auf die Umstände der Familie zu lenken.

Die Stadt Köln sei ihrem Auftrag nicht nachgekommen und konnte kein passendes Wohnungsangebot vorlegen, sagt Streuter. Dass Jacqueline W. und ihre fünf Kinder die Wohnung verlassen müssen, ist schon knapp ein Jahr bekannt.

Durch die Unterstützung der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim ist Familie W. nun in einem Hotel in der Altstadt untergekommen. Eine kurzfristige Notlösung. Es gibt aber auch eine langfristige Perspektive auf ein gutes Ende.

Wohnungsgenossenschaft will helfen

Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgenossenschaft wurde durch die Berichterstattung vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf die Notlage von Familie W. aufmerksam. Sie will helfen und bietet der sechsköpfigen Familie eine 93 Quadratmeter große Vierzimmerwohnung in Mülheim an.

Besser als die Angebote, die die Stadt Köln der Familie gemacht hat. Die waren entweder zu weit weg von den Kitas und Schulen der Kinder oder für sechs Menschen zu klein.

Die Familie war am Mittwochnachmittag bereits zur Besichtigung in Mülheim und auch begeistert von der Wohnung, sagt Jacqueline W.. Nun warten sie auf eine positive Rückmeldung – dann wäre zwar der Streit mit der Stadt noch nicht vorbei, aber die Wohnungsnot erst einmal vom Tisch.

Hinweis: In der ursprünglichen Version des Texts war der Name der Familie ausgeschrieben. Die Redaktion hat sich im Verlaufe der öffentlichen Diskussion über die Umstände der Zwangsräumung entschieden, den Namen nicht mehr zu veröffentlichen.