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Nazi-Morde an Sinti und RomaErinnern mit Schmerz und Swing am Bickendorfer Bahndamm

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Geiger Markus Reinhardt und sein Begleitensemble stimmten Musik im Stil des Gipsy-Swing an.

Bickendorf – Das Gedenken ist schmerzlich. Josef Wirges erzählt am Bickendorfer Bahndamm unweit der Mathias-Brüggen-Straße, wo einmal der „Schwarz-Weiß-Platz“, das sogenannte Zigeunerlager war, die Geschichte von Anna Laubinger. Das Mädchen wurde mit vielen hundert anderen Angehörigen der Volksgruppen Sinti und Roma während der Nazizeit zusammengetrieben, verschleppt und ermordet. Anna Laubinger, an die in Bickendorf eine Straße erinnert, wurde nur fünf Jahre alt.

Etwa drei Dutzend Menschen kamen zur Gedenkfeier für die ermordeten Kölner Sinti und Roma, die seit rund 20 Jahren abgehalten wird. Erinnert wird dabei vor allem an den berüchtigten Marsch im Mai 1940 von Bickendorf 16 Kilometer quer durch die Stadt bis zum Deutzer Bahnhof, von wo aus sich die Waggons in Richtung der Konzentrationslager in Bewegung setzten.

Eine Tafel erinnert an die Gräueltat, die sich gegen Sinti und Roma richtete. Der Schwarz-Weiß-Platz wurde 1935 als mit Stacheldraht umzäuntes, bewachtes Areal zur Internierung der Sinti und Roma angelegt. Nach dem Krieg zogen Überlebende wieder dort hin. Erst 1958 wurde der Platz aufgelöst. Es gibt keine Spuren mehr davon.

„Wir sind hier versammelt, um uns zu erinnern, damit sich so etwas nie wieder ereignet“, sagte Josef Wirges. Erinnerungskultur sei wichtiger denn je. Zugleich rief Wirges auch dazu auf, das Aufkommen der rechten Parteien in ganz Europa einzudämmen. Bei der anstehenden Europawahl sei es daher wichtig, seine Stimme nicht den Parteien des rechtsextremen Spektrums zu geben.

Feindseligkeiten nehmen zu

Ossi Helling, Vorsitzender des Vereins Rom e.V. warnte, dass neben dem wieder auftretenden Antisemitismus auch der Antiziganismus, also die Feindseligkeiten gegen Angehörige der Sinti und Roma, zu beobachten seien. In Italien sei beispielsweise der Versuch unternommen worden, eine Zählung dieser Menschen vorzunehmen. „So hat das Morden im Dritten Reich auch begonnen“, sagte Ossi Helling. Oberstes Ziel könne daher nur sein, den Kampf gegen den Antiziganismus zu verstärken.

Beinahe unpassend zu den mahnenden Worten und der nachdenklichen Stimmung war der beschwingte Klang der Musik von Geiger Markus Reinhardt und seinen drei Begleitmusikern. Reinhardt berichtete, dass er erneut eine „Zigeunerwagentour“ unternehmen werde, die dazu diene, den Menschen diese Kultur näherzubringen – im Sinne der Versöhnung und nicht der Anklage, wie Reinhardt betonte: „Das ist nämlich nicht nur unser Ding, sondern geht auch euch an“, sagte er. Zugleich zeigte er sich erfreut über die Zahl der Besucher am Bickendorfer Bahndamm. „Es werden von Jahr zu Jahr mehr“.

Im Oktober soll das Zigeunerfestival eine zweite Auflage erhalten, kündigte Reinhardt an. Mit viel Musik und einer Fülle von Informationen in Form von Vorträgen, Gesprächsrunden, Führungen und einer Ausstellung bringen Reinhardt und seine Mitstreiter im Zigeunerfestkomitee die Kultur den Kölnern näher. Die Tour hatte im vorigen Jahr für jeweils einen oder mehrere Tage Station in Deutz, Roggendorf und Ehrenfeld gemacht.