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NetzgeschwindigkeitDiese Kölner Gebiete sind vom schnellen Internet abgeschnitten

Lesezeit 5 Minuten

Dieter Redlin ist unzufrieden mit der Übertragungsgeschwindigkeit in Porz-Langel.

Köln – Während der DDR-Zeit galt Dresden als Tal der Ahnungslosen. Der Grund: Westfunk zu empfangen, war wegen der besonderen geografischen Lage kaum möglich. Im Internetzeitalter hat Dresden sein Kölner Äquivalent im Porzer Ortsteil Langel.

Breitbandanschlüsse mit Geschwindigkeiten von mittlerweile üblichen 50 Megabit in der Sekunde kennt man hier nur vom Hörensagen: „Viele surfen hier mit Geschwindigkeiten, wie man sie noch aus dem letzten Jahrhundert her kennt“, ärgert sich Dieter Redlin, dessen Haus nicht irgendwo auf dem Acker, sondern direkt an der Hauptstraße steht.

Das Extrembeispiel Langel

Die Bundesnetzagentur bietet einen kostenlosen Test an, mit dem Verbraucher die Geschwindigkeit ihres Internetzugangs ermitteln können. Das Verfahren umfasst stationäre und mobile Anschlüsse gleichermaßen. „Die Breitbandmessung erlaubt es, die tatsächliche Datenübertragungsrate des jeweiligen Breitbandanschlusses mit der vertraglich vereinbarten Datenübertragungsrate zu vergleichen. Eine Messung ist dabei anbieter- und technologieunabhängig möglich“, so Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Ein Test kann für stationäre Anschlüsse unter www.breitbandmessung.de durchgeführt werden. Für mobile Anschlüsse ist eine Messung mit der kostenfreien Breitbandmessung-App aus dem jeweiligen Store möglich. (adm)

www.bundesnetzagentur.de

Der Kommunalpolitiker der Grünen muss bedingt durch seine Arbeit regelmäßig größere Daten verschicken oder herunterladen, „je nach Datei dauert das schon einmal eine halbe Stunde“, weiß er aus der täglichen Praxis. Für eine Stadt, die sich selbst als Internethauptstadt bezeichnet, sei dieser Zustand ein Trauerspiel, findet Redlin.

Ein Anschluss seines Veedels an das schnelle Glasfasernetz sei aufgrund der vorhandenen Leerrohre unter der Straße durchaus machbar, glaubt er.

Betrachtet man die Gesamtsituation der Stadt, dann ist Langel gewiss ein Extrembeispiel. In vielen linksrheinischen Stadtteilen, und hier insbesondere im Bezirk Rodenkirchen, hat sich die Situation zuletzt zum Positiven verbessert. „Wir gehen davon aus, dass rund 90 Prozent aller Kölner Haushalte Breitbandinternet bis zu 50 Megabit pro Sekunde nutzen können“, sagt Vanessa Gummich vom Marktführer Netcologne.

Die einhundertprozentige Tochter der Stadt bringt derzeit mehr als 35 Prozent aller Kölner Haushalte ans Netz. 2014 erfolgt der Breitbandausbau in Godorf, in Sürth und Weiß dauert er derzeit an und im kommenden Jahr soll auch Libur in Porz einen Anschluss an die Datenautobahn erhalten.

„Die Infrastruktur kann viel mehr“

Zum Einsatz kommen dabei seit 2006 verstärkt Glasfaserkabel, die entweder bis zu den grauen Verteilkästen in den Wohnquartieren oder sogar direkt in die Keller der Endkunden verlegt werden. Der Vorteil der Technik ist, dass sie – anders als bei den Kupferkabeln der alten Telefonleitungen – keine natürliche Geschwindigkeitsbeschränkung besitzt. „Die Infrastruktur kann viel mehr, als die Kölner aktuell überhaupt im Stande sind abzurufen“, sagt Gummich.

Und das ist auch gut so: Insbesondere die neuen Möglichkeiten, Filme aus dem Internet zu streamen oder Videonachrichten in den Sozialen Medien zu teilen, haben den Datenhunger auch in Privathaushalten in den vergangenen Jahren sprunghaft ansteigen lassen.

Als ebenfalls zukunftssicher bezeichnet Kabelnetzbetreiber Unitymedia den Empfang von Breitbandinternet über via Koaxialkabel, mit denen der Anbieter auch das TV-Signal transportiert. „Technisch möglich sind hiermit auch Geschwindigkeiten jenseits der heute bereits angebotenen 200 Megabit pro Sekunde“, sagt Sprecher Helge Buchheister.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Gebiete noch vom schnellen Funknetz abgeschnitten sind.

Höhere Geschwindigkeit in 2016

Eine nochmalige Geschwindigkeitserhöhung für die Endkunden stellt er bereits für 2016 in Aussicht. „Für die Leistungsfähigkeit des TV-Kabels ist im Vergleich zu einem Telefonkabel die bessere Abschirmung des Koaxialkabels verantwortlich. Es ist dadurch weniger störanfällig“, so Buchheister.

Als ernsthafte Alternative zum Breitband aus der Dose hat sich in den zurückliegenden Jahren der Mobilfunk entwickelt. Je nach Vertragsabschluss und Endgerät sind Übertragungsraten möglich, die den Vergleich mit dem Kabel nicht zu scheuen brauchen – vorausgesetzt, ein entsprechend leistungsstarker Sender des jeweiligen Netzanbieters befindet sich in der Nähe.

„Wir sind dabei, unser Netz kontinuierlich zu modernisieren“, sagt Ulrike Wirtz, Unternehmenssprecherin bei Vodafone. Bis zum Herbst 2015 seien alleine in Köln 294 der 298 UMTS-Basisstationen im Stadtgebiet umgerüstet worden, um höhere Bandbreiten zu ermöglichen. Die Anzahl der Senderstandorte für das noch schnellere LTE-Signal sollen bis Ende des Jahres auf 170, kündigt Wirtz an.

Köln ist fast ohne Funkloch

Die berüchtigten Funklöcher, in denen keinerlei Empfang existiert, gibt es in Köln mit Ausnahme kleinere Bereiche in unbebauten Waldgebieten mittlerweile nicht mehr. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings noch lange nicht, dass die Kölner überall gleich gut mit ihrem Smartphone surfen können: In einigen, wenn auch wenigen Wohngebieten, funken die Netzanbieter weiterhin ausschließlich mit einer veralteter Technik. Maximal 220 Kilobit in der Sekunde können so geladen werden, bereits das öffnen eines Fotos kann hier zwei bis drei Minuten lang dauern.

Einmal mehr betroffen ist von diesem Problem der Porzer Ortsteil Langel. Sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone funken hier auf niedriger Frequenz. Aber auch andere Gebiete sind vom schnellen Funknetz abgeschnitten: Teile von Neuehrenfeld, Bereiche westlich der Amsterdamer Straße in Niehl, das Mülheimer Hafengelände am Auenweg sowie Blumenberg, Teile von Fühlingen, das Areal nördlich der Weißer Hauptstraße sowie Holweide.

„Insgesamt sind wir mit unserer Mobilversorgung aber sehr zufrieden“, sagt Telekomsprecher André Hofmann auf die weißen Flecken angesprochen. Kunden in Randlagen ohne Breitbandanschluss rät er zu Hybridroutern: „Diese bündelt Festnetz und Mobilfunksignal. Vielerorts, wo zumindest das Funksignal ein gutes ist, ist so statt zwei Megabit in der Sekunde auch schon einmal das Zehnfache möglich“.

Die großen Unternehmen investieren bundesweit mehrere Milliarden Euro, um die Lücken im schnellen Netz zu schließen. Ein Teil des Geld kommt auch in Köln an, vielleicht sogar in Langel.