Vom Kneipenspaß zum TrendsportKölner bietet Paradies für Dartspieler in Neuehrenfeld
Köln – Es sind nicht einmal mehr fünf Monate bis Weihnachten, worauf sich Cornelius Mathoul besonders freut – wenn auch aus völlig anderen Gründen als man denken würde. Während ein Teil der Nation mit vollgefutterten Bäuchen auf dem Sofa liegt, ist der 51-jährige Kölner ganz auf ein Ereignis fokussiert, das im ehemaligen Londoner Erholungspark Alexandra Palace (Volksmund: „Ally Pally“) stattfindet, Ende Dezember seinen Höhepunkt hat, aber für alle Daheimgebliebenen auch im Fernsehen übertragen wird: die nunmehr 26. Dart-Weltmeisterschaft.
Ausrichter dieser WM ist die Professional Dart Cooperation (PDC), die diesen Präzisionssport marketingtechnisch geschickt zum Mega-Event aufgerüstet hat. Für einen Insider wie Cornelius Mathoul ist es ein bisschen zu viel Halligalli, Außenstehende hingegen mögen dieses Spektakel, zumal ein Großteil der Zuschauer vor Ort verkleidet erscheint – etwa als wandelnde Dartscheibe. Dass Mathoul lediglich die Aufgabe zufällt, Karten für seine Kumpels zu besorgen, liegt daran, dass er sein im Herbst 2016 eröffnetes Geschäft in Neuehrenfeld während dieser Zeit auf gar keinen Fall schließen kann.
Einziges, ausschließlich auf Darts zugeschnittene Geschäft
Der Inhaber des einzigen, ausschließlich auf Darts zugeschnittenen Geschäfts Kölns verkauft alles, was man zur Ausübung dieses Sports braucht, der in den Niederlanden übrigens sogar zum Schulsport gehört. Dass in England praktisch in jedem Pub eine Dartscheibe hängt, liegt wohl daran, dass es ein englischer Zimmermann war, der 1896 die Einteilung der Scheibe in zwanzig Zahlenfelder festlegte.
Dass die, die den Sport ernsthaft betreiben, die Automaten-Version mit Plastikspitzen, bei der die Punkte elektronisch addiert werden, eher belächeln, ist naheliegend. Es wird als Freizeitspaß akzeptiert, aber nicht als Sportart, die der Deutsche Dartverband gerne als olympische Disziplin sehen würde.
Begeisterung nimmt in Deutschland stetig zu
Dass hierzulande die Begeisterung stetig zunimmt, liegt nach Ansicht von Mathoul in erster Linie daran, dass keinerlei soziale Unterschiede gemacht werden. „Dartspieler sind grundsätzlich miteinander per du, und es schert niemanden, ob ein Anwalt oder ein Arbeiter vor der Zielscheibe steht.“ Wichtig ist allein, dass aus einer Entfernung von exakt 2,37 Metern in Richtung „bullseye“, also den Scheibenmittelpunkt geworfen wird, der sich wiederum in genau 173 Zentimetern Höhe befinden muss.
Ein weiterer Vorteil dieses Sports bestehe darin, dass man für gut 60 Euro bereits eine solide Grundausstattung kaufen könne; sprich: die Scheibe und einen Satz Wurfpfeile. Wer will, kann natürlich auch sehr viel tiefer in die Tasche greifen.
Sondereditionen können im vierstelligen Bereich liegen
An den Wänden des Cologne Dartshop hängen Hunderte verschiedener Barrels, das sind die Griffstücke mit der Spitze. Ferner Schäfte aus Kunststoff, Aluminium und Titan und die sogenannten Flights aus Kunststoff- oder Nylonfaser.
Cologne Dartshop
Cologne Dartshop, Pettenkoferstraße 4,50823 Köln (Neuehrenfeld) ☎ 0221-95936045
Öffnungszeiten: Montags bis freitags 12-19 Uhr. Während des Augusts ist montags Ruhetag.
Manche Kunden, sagt Mathoul, der den Sport selber seit etwa dreißig Jahren ausübt, suchten sehr lange, bis sie „ihren“ Dart gefunden hätten, andere arbeiteten sich von der preiswerten Erstausstattung sukzessive hoch. Wie eine Vitrine im Laden zeigt, in der Mathoul mit dem Godfather des Dartsports, dem 16-fachen Weltmeister Phil Taylor zu sehen ist, kann eine Sonderedition an Wurfpfeilen durchaus auch schon mal im vierstelligen Bereich liegen.
Hier verweist der Dartspezialist darauf, dass seine Preise mit denen im Netz identisch seien. Ein Nachteil des Online-Geschäftes sei der, dass man das Wurfmaterial nicht testen könne. „Dabei verhält es sich bei den Darts wie bei Schuhen: Man sollte sie vor dem Kauf probieren.“ In Neu-Ehrenfeld ist das kein Problem: der Dartshop bietet zwei Wettkampfbahnen zum Testen.