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Neuer Stadtkonservator„Das Beste für das Denkmal rausholen“

Lesezeit 3 Minuten

Thomas Werner ist der neue Stadtkonservator.

Köln – Eigentlich suchte die Stadt Köln für die Position des Stadtkonservators einen Kunsthistoriker oder einen Architekten, aber Thomas Werner erfüllt gleich beide alternativ gedachten Voraussetzungen. Gegen neun andere Bewerber, die zum Auswahlgespräch gebeten wurden, setzte er sich durch. Dabei ist er ein Eigengewächs des Amtes.

Vor anderthalb Jahren von der vorzeitig in den Ruhestand gegangenen Stadtkonservatorin Renate Kaymer als Projektleiter für die Denkmalpflege des Gerling-Areals mit einer halben Stelle eingestellt, bewarb er sich nach deren Ausfall um die Position des stellvertretenden Stadtkonservators und bekam sie.

Blitzstarter als Stadtkonservator

Jetzt ist der Blitzstarter selbst Stadtkonservator und hat schon „das Problem der schwierigen Kommunikation im Amt kollegial aufgelöst“, wie Kulturdezernent Georg Quander das Ende jahrelanger Querelen vornehm umschrieb. Mit Werner sei das gar nicht kleine Amt (19 Mitarbeiter) „sehr gut aufgestellt“, und sogar seine alte Stelle soll noch einmal neu ausgeschrieben werden.

Der Kunsthistoriker und Architekt Werner hat sich Ziele gesetzt wie die „Integration des Denkmalschutzes in die moderne Stadtentwicklung“. Damit der Denkmalschutz hierbei nicht als Störfaktorsondern als integrierter Bestandteil wahrgenommen wird, müsse er sich möglichst früh einbringen, erläuterte der neue Stadtkonservator seine Vorstellungen. Mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit will Werner aber auch allen anderen Kölnern „die Qualität der Denkmäler näherbringen“.

Als wichtigste Herausforderung sieht er die Neugestaltung der Umgebung des Doms und der romanischen Kirchen an, unter denen St. Gereon seine Lieblingskirche ist. Trotzdem sind gerade im Umkreis dieser Kirche keine grundlegenden Veränderungen im Denkmalschutz mehr zu erwarten, da es hier nach diversen Gerichtsentscheidungen „keine Handlungsmittel“ mehr gebe. Mit den Investoren des Gerling-Umbaus ist sein Amt im Gespräch. So wird es nun auch keine vorgehängten Balkone am Hochhaus geben, sondern nur Loggien, die sich an der Fassade kaum bemerkbar machen. Insgesamt findet er Umgestaltungen wie die Freistellung der Kapelle und anderer historischer Gebäude am Gereonskloster „sehr positiv“.

Keine Angst vor Investoren

Nach der Wiederherstellung der romanischen Kirchen unter seiner Vorgängerin Hiltrud Kier komme es jetzt darauf an, den Gotteshäuern „den Raum zu geben, den sie im Stadtbild brauchen“, sagt Werner. Dringenden Handlungsbedarf sieht er etwa im Umkreis von St. Kunibert, St. Ursula und St. Severin.

Mittelfristig will er auch die noch ausstehende Bewertung der Gebäude aus den sechziger und siebziger Jahren vorantreiben, ehe diese ganz aus dem Stadtgebiet verschwunden sind. Hier gebe es – ebenso wie bei Gebäuden der fünfziger Jahre – oft noch kein Bewusstsein dafür, dass diese Architektur erhaltenswert ist.

Vor Investoren hat er keine Angst: „Es gibt Firmen, die bei uns schon vorgesprochen haben und gezielt nach denkmalgeschützten Gebäuden suchen, weil die Abschreibungsmöglichkeiten Teil ihres Geschäftsmodells sind.“ Diese „Afa“ (Abschreibung für Abnutzung) sei ein wichtiges Instrument des Denkmalschutzes. Ein anderes seien Korrekturen in bereits bestehenden Bewertungen von denkmalgeschützten Gebäuden, mit denen man deren Schutz schnell und einfach verbessern könnte.

Mit Hilfe moderner Medien will Werner überdies die Vorstellungen des Denkmalschutzes öffentlich verbreiten und zum Allgemeingut machen. Das alles mit dem einen Ziel: „Das Beste für das Denkmal herauszuholen.“