Neues Kölner HotelDas Haus am Blaubach hat keine Rezeption, aber Paten
Köln – Kaum eine andere Branche ist von der Pandemie so gebeutelt wie die Hotellerie. Umso erfreulicher sind da Neueröffnungen. Voraussichtlich Ende Juni wird am Blaubach das Koncept Hotel International aufmachen, das gleich in zweierlei Hinsicht bemerkenswert ist. Erstens ist hier alles weitgehend digital organisiert – es gibt keine Rezeption, man checkt mit dem Smartphone ein und aus und öffnet damit auch die Zimmertür. Deshalb ist auch kaum Personal im Haus.
Zweitens befindet sich das Hotel im Gebäude der ehemaligen Zentralen Ausländerbehörde der Stadt Köln, wo über viele Schicksale entschieden wurde. Hotel-Gründer Martin Stockburger möchte bewusst an diesem nicht gerade einfachen Ort betonen, dass Köln schon immer von Immigranten aus aller Welt geprägt war und hat deshalb Kölner mit ausländischen Wurzeln als Hotel-Paten gewonnen, die den Gästen in Videos ganz persönliche Tipps geben, wie man die Stadt entdecken kann.
Kölner Aachener Weiher als Tipp
Einer der Paten ist Fredy Meza aus Peru, der seit zehn Jahren in Köln lebt. „Die Mentalität hier ist Gold wert“, sagt er. Vor 20 Jahren kam er als Au-pair nach Hagen, da war es etwas anders. „Hier in Köln wurde ich sofort gefragt: Kommst du aus Südamerika? Und das habe ich als Kompliment empfunden. Die Leute interessieren sich.“
Seine Empfehlungen für Köln-Besucher: das Restaurant El Inca in der Görresstraße, der Club Bahnhof Ehrenfeld, wo viele lateinamerikanische Partys stattfinden, und der Aachener Weiher. „Da hat jeder seine Freiheit.“ Wer ein Zimmer bucht, bekommt die Videos mit Fredy Meza und den anderen Paten gleich zugemailt – als Einstimmung. Außerdem hängen Porträts der Paten in der Lobby. „Und das ist eben nicht einfach als Dekoration gemeint, sondern hat wirklich eine Botschaft“, so Stockburger.
Das Gebäude aus den 60er Jahren ist komplett entkernt worden. Um etwas vom Charme der Zeit zur erhalten, wurden Betonstreben und Stahlträger sichtbar gelassen und Fliesen in orange und blau verarbeitet. Das Hotel hat 70 Zimmer auf fünf Etagen – die Kategorien reichen von großen Suiten mit Domblick bis zu Stockbett-Zimmern für das kleine Budget. Ein Standardzimmer wird derzeit für 80 Euro angeboten, nach der Krise könnte der Preis auf 120 Euro steigen.
Alternative zu Airbnb
Stockburger, der zuvor für die Marriott-Gruppe gearbeitet hat, eröffnete bereits vor drei Jahren am Alter Markt das Koncept Hotel Zum Kostbaren Blut. Das hat nur 20 Zimmer und kommt völlig ohne anwesendes Personal aus. Das sei eine Alternative zu Airbnb, meint Stockburger. „Wobei wir Steuern zahlen und keinen Wohnraum zweckentfremden.“ Das Haus laufe „exzellent“. Außerdem wartet auch noch das Schwesterhotel Josefine auf dem ehemaligen Clouth-Gelände auf seine Eröffnung. Auch in Siegburg gibt es ein Haus und an drei weiteren Standorten.
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Dass sich das neue Haus nun an einer ausgesprochenen Hotel-Ecke befindet – unter anderem gibt es hier schon ein Motel One und ein Premier Inn – sieht Stockburger positiv: „Das zeigt, dass hier ein guter, zentraler Standort ist. Und das ist bei den Gästen der wichtigste Grund für die Hotelauswahl.“
Und wie ist es, mitten in einer Pandemie umzubauen und aufzumachen, wenn sie noch nicht vorbei ist? „Wir hatten während der gesamten Zeit alle unsere Hotels offen. Wir betreiben das digitale Konzept, über das andere jetzt erst beginnen nachzudenken, seit fünf Jahren.“ Insofern sei die Startposition gut.
Hotelbranche wird sich erholen
Es gebe schon zahlreiche Buchungsanfragen. „Wobei die erste Frage immer ist: Darf ich überhaupt kommen? Da herrscht einfach große Unsicherheit wegen der verschiedenen Regeln in Deutschland.“ Zur Zeit gilt: Genesene, Geimpfte und Getestete dürfen in Köln beherbergt werden – egal ob Geschäftsreisende oder Touristen. Stockburger ist zuversichtlich, dass es bergauf geht. „Der Sommer wird bestimmt eine schnelle Erholung bringen.“ Die Hotelbranche werde aufblühen. „Und es werden bald wieder internationale Gäste kommen.“ Und dann Fredy Mezas Tipps ausprobieren.